Borderline-Persönlichkeitsstörung (eBook)

Das Kurzlehrbuch
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
294 Seiten
Schattauer (Verlag)
978-3-608-11516-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Borderline-Persönlichkeitsstörung -  Thorsten Heedt
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• Basiswissen: Für angehende Fachärztinnen und Psychologen in Ausbildung und für alle, die mit Borderline-Patienten arbeiten • Von anderen lernen: Alles Wissenswerte über die 4 wichtigsten Therapien der BPS • Griffbereite Konzeption: Verliert sich nicht in Details, durch und durch ein Praxisbuch Ihr Patient oder Ihre Patientin mit Borderline-Persönlichkeitsstörung lässt ein ruhiges, kontinuierliches Arbeiten an der Problematik kaum zu, verwirrt das Behandlungsteam, entwertet die Therapie oder droht bei anstehender Entlassung mit Selbstverletzung oder gar Suizid? Sie haben keine Zeit, erneut die umfangreiche Grundlagenliteratur zu lesen, und auch die Kollegen wissen gerade nicht weiter? Dann ist schneller Rat gefragt und dieses Buch ein Glücksgriff! Informativ, konzis und auf der Höhe der Forschung bietet dieses Buch einen schnellen und doch fachkundig-genauen Überblick über die Störung und die möglichen Vorgehensweisen in bestimmten Therapiephasen und -situationen. Es definiert, was eine Borderline-Persönlichkeitsstörung ausmacht und stellt das nötige neurobiologische Grundlagenwissen sowie die wenigen existierenden psychopharmakologischen Behandlungsansätze vor. Der Hauptteil führt in die vier wesentlichen Therapieansätze der BPS ein, die Ihnen schulenübergreifend eine Hilfe sind: - die DBT: Dialektisch-Behaviorale Therapie nach M. Linehan - die MBT: Mentalisierungsbasierte Therapie nach A. Bateman und P. Fonagy - die Schematherapie nach J. Young - sowie die TFP: Transference-focused Psychotherapy nach O.F. Kernberg Ein abschließendes Kapitel reflektiert, wie die Zukunft der Borderline-Therapie aussehen sollte: integrativ die erfolgreichen Prinzipien der wichtigsten Borderline- Therapieverfahren aufgreifend und zu etwas Neuem verbindend. Dieses kleine Buch geht einen großen Schritt in diese Richtung. Dieses Buch richtet sich an- Assistenzärzte- Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik- Ärzte mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie- Psychologen- Psychotherapeuten- ferner Patienten/Betroffene

Thorsten Heedt, Dr. med. MHBA, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Zertifizierter EMDR-Therapeut. Oberarzt der MediClin Klinik am Vogelsang. Klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte: Depression, Trauma, insbesondere Behandlung mit EMDR, Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Thorsten Heedt, Dr. med. MHBA, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Zertifizierter EMDR-Therapeut. Oberarzt der Akutklinik Bad Saulgau. Klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte: Depression, Trauma, insbesondere Behandlung mit EMDR, Borderline-Persönlichkeitsstörung.

1 Allgemeines zur Borderline-Persönlichkeitsstörung


1.1 Symptomatik


Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung


Die Borderline-Störung gehört zu den Persönlichkeitsstörungen, heißt daher auch, genauer, »Borderline-Persönlichkeitsstörung«. Was ist überhaupt eine Persönlichkeitsstörung? Sind wir nicht alle oder wenigstens viele ein bisschen »persönlichkeitsgestört«? Nein, in der Psychiatrie ist mit einer Persönlichkeitsstörung ein spezifisches Störungsbild gemeint, welches seinen Ursprung in Kindheit und Jugend nimmt und insbesondere zu fortwährenden Schwierigkeiten in den sozialen Beziehungen der betroffenen Personen führt. Es gibt eine ganze Reihe an Persönlichkeitsstörungen innerhalb der internationalen Krankheitsklassifikation ICD-10, und die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist nur eine davon. Die allgemeinen Kritierien einer Persönlichkeitsstörung sind in der Übersicht zu sehen.

Merke

Allgemeine Kriterien einer Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60 Schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens)

  • G1. Dauerhafte Abweichung von Normen in Bezug auf Kognition, Affektivität, Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung, Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen

  • G2. Allgemein unflexibles, unangepasstes, unzweckmäßiges Verhalten

  • G3. Hoher Leidensdruck und nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt, bedingt durch G2

  • G4. Stabile Abweichung von langer Dauer mit Beginn im späten Kindesalter oder Adoleszenz

  • G5. Nicht erklärbar durch andere psychische Störung. Aber Überlagerung durch andere Störungsbilder möglich

  • G6. Nicht bedingt durch organische Erkrankung, Verletzung oder anderweitige Funktionsstörung

Im Folgenden wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung in der Regel als »BPS« abgekürzt. Die BPS (Internationale Krankheitsklassifikation ICD-10: F60.31) ist eine Unterform der sogenannten emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.3), von der es auch einen impulsiven Typus (ICD-10: F60.30) gibt. Die Unterschiede kann man den folgenden Übersichten entnehmen. Der impulsive Typus ist vor allem charakterisiert durch emotionale Instabilität und reduzierte Impulskontrolle. Hier kommt es gehäuft zu Ausbrüchen von gewalttätigem Verhalten, insbesondere falls die Patientin kritisiert wird. Die BPS hingegen zeigt noch eine Reihe weiterer Symptome, die in der Folge eingehend dargelegt werden.

Merke

F60.30 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung – Impulsiver Typus

Drei der folgenden Verhaltensweisen, darunter Punkt 2.:

  1. Unerwartetes Handeln ohne Berücksichtigung der Konsequenzen

  2. Streitereien und Konflikte mit anderen, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden

  3. Wut-/Gewalt-Ausbrüche mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens

  4. Schwierigkeiten bei Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden

  5. Unbeständig-unberechenbare Stimmung

Merke

F60.31 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung – Borderline Typus

Mindestens drei von fünf Kriterien des impulsiven Typus, dazu zwei der folgenden:

  • Unsicherheit bezüglich Selbstbild, Zielen und »inneren Präferenzen«

  • Neigung, sich auf intensive/instabile Beziehungen einzulassen

  • Übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden

  • Häufig Drohungen/Handlungen mit Selbstbeschädigung

  • Anhaltende Leeregefühle

Kernsymptome


Bei der BPS findet man die Kernsymptome

  • affektiver Instabilität (die Gefühlslage schwankt den ganzen Tag über, vor allem zeigen sich immer wieder heftige unerträgliche Anspannungszustände),

  • emotionaler Dysregulation (die Gefühlslage läuft sozusagen aus dem Ruder, die Patientin bekommt es nicht hin, halbwegs in ausgeglichener Stimmung über den Tag zu kommen) sowie

  • eines schlechten interpersonellen Funktionsniveaus (mit anderen Worten, die Beziehungen zu anderen gestalten sich meist überaus problematisch und anstrengend) (Lieb et al. 2004).

Besonders problematisch ist, dass die Suizidraten erhöht sind (6–8 %), und bis zu 90 % der Patienten selbstverletzendes Verhalten zeigen, welches nicht primär suizidal ausgerichtet ist, sondern anderen Funktionen dient (z. B. Abbau von Spannung, Selbstbestrafung, das Bedürfnis, sich zu spüren, usw.) (Zanarini et al. 2008). Typisch ist auch das Auftreten von Hochrisikoverhalten und impulsiver Aggression. Man findet eine dysfunktionale Emotionsverarbeitung und soziale Interaktion als psychologische Hauptmechanismen (Witt et al. 2017). Das typische Symptomenbild offenbart  Abb. 1-1.

Abb. 1-1 Kernsymptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung nach ICD-10

Probleme der Emotionsregulation


Stiglmayr et al. (2017) vergleichen die Emotionalität des BPS-Patienten mit einem Ferrari: Dieser reagiere sensibler auf Berührungen des Gaspedals. Da die BPS-Patientin den »emotionalen Ferrari« aber als nicht regelbar erlebt, vermeidet sie phobisch ihre Emotionen in Bezug auf sämtliche abgrenzbaren Emotionen wie Scham, Schuld usw. oder verwendet z. B. selbstverletzendes Verhalten oder Substanzkonsum zur Regulation.

BPS-Patientinnen können zwar Emotionen differenzieren und modulieren, mit zunehmender Anspannung geht diese Fähigkeit aber verloren (Ebner-Priemer et al. 2007; Stiglmayr et al. 2017). Stiglmayr benennt die Anspannung des BPS-Patienten als eine Art »Hintergrundrauschen«, welches die Entschlüsselung emotionaler Signale erschwere (Stiglmayr et al. 2008). Bei der BPS kommt es zu Schwierigkeiten bei der Verarbeitung emotionaler Stimuli (Yeomans et al. 2017). Die Patienten können negative Stimuli nicht angemessen verarbeiten oder durch Neubewertung dämpfen (Koenigsberg et al. 2009). Intensive Affekte werden häufig durch interpersonelle Probleme ausgelöst, durch z. B. Trennungen oder Erleben von Zurückweisung.

Besonderheiten der Gesichtserkennung

Interessant ist in dem Zusammenhang, dass BPS-Patientinnen Schwierigkeiten haben, den Ausdruck von Gesichtern richtig zu interpretieren. Als Beleg sei folgende Studie erwähnt: Matzke et al. (2014) untersuchten, ob sich BPS-Patienten signifikant in Bezug auf die eigene emotionale Reaktion auf Gesichter unterscheiden. Zu diesem Zweck erhielten 28 weibliche BPS-Patienten im Vergleich zu 28 gesunden Personen eine Gesichtserkennungsaufgabe mit dynamischen Gesichtsbildern, wobei die Aktivität verschiedener Gesichtsmuskeln erfasst wurde. Außerdem bewerteten die Teilnehmer die emotionale Intensität der gezeigten Gesichter und die...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2019
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Borderline • Borderline Angehörige • Borderline Psychotherapie • Borderline Therapie • BPS • DBT • Dialektisch Behaviorale Therapie • griffbereit • Grundlagen Borderline • Integrative Psychotherapie • Integrative Therapie • Jeffrey Young • Kernberg • linehan • MBT • Mentalisierungsbasierte Psychotherapie • Neurobiologie • Neurobiologie Borderline • Persönlichkeitsstörung • Peter Fonagy • Pharmakotherapie • Porderline Patient • Psychopharmaka • Psychopharmaka Borderline • Psychopharmakatherapie Borderline • Psychotherapie • Schematherapie • schwierige Therapie Borderline • Svenja Taubner • TFP • Therapie BPS • Therapie Herausforderungen Borderline • Therapie Probleme • Übertragungsbasierte Psychotherapie
ISBN-10 3-608-11516-1 / 3608115161
ISBN-13 978-3-608-11516-1 / 9783608115161
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