Kriegstagebuch. 1914-1918 - Ernst Jünger

Kriegstagebuch. 1914-1918

(Autor)

Helmuth Kiesel (Herausgeber)

Buch | Softcover
660 Seiten
2019 | 1. Aufl. 2019
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-98566-5 (ISBN)
32,00 inkl. MwSt

Mit dieser Ausgabe sind Ernst Jüngers Tagebuchhefte aus dem Ersten Weltkrieg erstmals als Taschenbuch zugänglich - ein einzigartiges literarisches und zeitgeschichtliches Dokument und eine editorische Sensation.


Das Kriegstagebuch erstmals in günstiger Taschenbuch-Ausgabe

Mit dieser Ausgabe sind Ernst Jüngers Tagebuchhefte aus dem Ersten Weltkrieg erstmals als Taschenbuch zugänglich - ein einzigartiges literarisches und zeitgeschichtliches Dokument und eine editorische Sensation.

Ernst Jüngers Frontbericht »In Stahlgewittern« ist neben Erich Maria Remarques Roman »Im Westen nichts Neues« das berühmteste deutschsprachige Buch über den Ersten Weltkrieg. Die »Stahlgewitter« sind jedoch kein rein fiktionales Werk, sondern basieren auf den fünfzehn Tagebuchheften, die Jünger während des Krieges von der ersten Fahrt an die Front am Jahreswechsel 1914/15 bis zu seiner letzten Verwundung im August 1918 kontinuierlich führte. So lässt sich genauestens mitverfolgen,wie die Erfahrungen des Krieges von Jünger psychisch verarbeitet und stufenweise literarisiert wurden.

»Diese Aufzeichnungen sind nicht nur ein einzigartiges Dokument der 'Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts', sondern vor allem auch ein Schlüsseltext zur Entwicklung von Ernst Jüngers Selbstverständnis als Dichter.«
Heimo Schwilk, Welt am Sonntag

»Mustergültig editiert [...] liegen die Kriegstagebücher jetzt in einer von Jüngers Hausverlag Klett-Cotta großzügig ausgestatteten Buchausgabe vor. Und in der Tat: Der Atem des Krieges weht einen schon beim ersten Blätter an.«
Thomas Karlauf, FAZ

Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901–1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914–1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens »Pour le Mérite«. 1919–1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings »In Stahlgewittern«. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936–1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. »Afrikanische Spiele« und »Das Abenteuerliche Herz«. Übersiedlung nach Überlingen. 1939–1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946–1947 »Der Friede«. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluß der zehnbändigen »Werke«. 1966–1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen.

Helmuth Kiesel, geboren 1947, Professor Dr. phil., war von 1990 bis 2015 Inhaber eines Lehrstuhls Professor für Geschichte der neueren deutschsprachigen Literatur am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg. Er ist u. a. Herausgeber der Kriegsbücher Ernst Jüngers und Verfasser zahlreicher Studien zur Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Kriegstagebuch 1914–1918   Seite 7
Käferbuch   Seite 435
Editorische Notiz   Seite 465
Dienstrangliste der deutschen Infanterie   Seite 469
Kommentar   Seite 470
Ernst Jünger im Ersten Weltkrieg Übersicht und Dokumentation   Seite 596
Verwendete Literatur   Seite 648
Dank   Seite 655

30. XII. 14.
Nachmittags, Empfang von Patronen und eiserner Ration. Untersuchung auf Geschlechtskrankheiten. Als wir antraten, nahmen einige Mütter Abschied, was doch etwas trübe stimmte. 6.44 Abfahrt. Wir bekamen Stroh in die Wagen. Furchtbar gedrängte Pennerei in und unter den Bänken.

31. XII. 14.
½ 1 bekamen wir Kaffee und Brot in Hannoversch Münden. 7 Uhr morgens in Gießen. Wir aßen Erbsensuppe mit Fleisch. Lahntal, wunderbare Aussicht. Rhein überschritten bei Coblenz. Dann Moseltal (Revolverschießerei)! Hinter Trier überschritten wir die Luxemburger Grenze. ½ 10 aßen wir Erbsensuppe in Stadt Luxemburg, die ein ganz deutsches Aussehn hatte. Um 12 wurde Neujahr gefeiert mit Gesang und einem Schuck Curaçao. Dann pennte ich ziemlich gut bis zum andern Morgen.

1. I. 15.
Um 7 Uhr in Sedan Erbsensuppe bekommen. Stimmung war fidel. Die Gegend bekommt kriegsmäßiges Aussehn. Zerstörte Häuser, gesprengte Brücken, die langsam überfahren werden, und die verfaulten Garben der Ernte auf den Feldern. Viele Hauser stehen verlassen mit offenen Fenstern und Türen. Überall an der Strecke Landsturmmänner. Die verwilderten Felder bieten einen traurigen Anblick. Überall stehen verroste Erntemaschinen. Am Bahnhof Bazancourt stiegen wir aus. In der Ferne brummten die Geschütze. Wir sahen weit hinten zwei Shrapnellwölkchen, die sich in weißen Dampf auflösten. Dann fuhren wir noch einige Kilometer weiter. Wir stiegen aus und gingen zu Fuß nach Oranville. Dort übernachteten wir in einer großen Scheune und hörten auf das Gebrumm der Kanonen.

2. I. 15.
Am nächsten Morgen wurden wir eingeteilt. Ich kam zur 9. Kompanie. Wir legten uns dann etwas in die Schule des Ortes. Plötzlich krachte es ziemlich in unsrer Nähe. Aus allen Häusern liefen die Soldaten auf die Straße. Dann pfiff es 3 Mal dicht über uns hinweg. Alles lachte und niemand lief, aber jeder senkte den Kopf. Wenige Augenblicke später wurden die ersten Getroffenen auf Zeltbahnen herangetragen. Der erste, den ich sah, war blut überstromt und rief ein heiseres ersticktes zu Hilfe, zu Hilfe. Dem Zweitem hing das Bein lose am Schenkel. Es waren 9 Mann getötet, darunter der Musikdirektor Gebhardt. Es wurde von Spionage gesprochen, da unser Dorf erst seit gestern befeuert wurde. Wir standen längere Zeit hinter einer Böschung am Dorf und gingen dann wieder hinein. Ich kam nachher am Portal des Schlosses vorbei. Eine Granate war in die linke Ecke eingeschlagen. Einige große Blutlachen röteten die Straße und am Pfeiler klebte Hirn. Die schwere Eisentür war oben zerfetzt und von ca. 50 Stücken durchschlagen. Ein durchlöcherter Helm und Feldmütze lagen darunter. Oben hing lustig ein Schild: »Zur Granatecke.« Wir blieben tagsüber im Dorfe und am Abend marschierten wir in Feuerstellung. Unser Weg führte uns durch ein völlig zerschossenes Dorf dann kamen wir auf die sogenannte Fasanerie, ein Gehöft, das die Reserve für die Schützengräben beherbergt. Dort hieß es »Laden und Sichern« und dann ging es weiter vor. Mindestens 20 Minuten ging es durch lange Verbindungsgräben. Rechts und links wären wüste Granatfelder, ein Sprengtrichter neben dem andern. Endlich waren wir am äußerstem Schützengraben. Teils lagen wir die Nacht über in den engen Erdlöchern, teils wachten wir bei den Gewehren. Geschossen wurde wenig, aber unaufhörlich. Einmal pfiff eine Kugel über unsre Köpfe. Drei Stunden mußte ich wachen, eine Vorposten stehn. Priepke machte einen Patrouillengang bis an das Drahtverhau des Feindes, um dort eine Ermunterung an Überläufer anzuheften. Ich hatte 2 Stunden Vorposten und 2 Stunden Grabenwache.

3. I. 15.
Am Morgen holte ich Kaffee von der Feldküche, die an die Fasanerie gefahren war. Dann schliefen wir in der Hauptstellung, einem Schützengraben, der hinter der Linie liegt. Der Graben, der vor uns lag wurde stark beschossen, die Granaten platzten 50-100 m vor unsrer Ste

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 136 x 216 mm
Gewicht 788 g
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Geschichte Allgemeine Geschichte Neuzeit (bis 1918)
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Buch • Edition • Erster Weltkrieg • Front • Geschichte 1914-1918 • Kriegserfahrung • Literarisierung • Stahlgewitter • Tagebücher • Taschenbuch • Welterfolg
ISBN-10 3-608-98566-2 / 3608985662
ISBN-13 978-3-608-98566-5 / 9783608985665
Zustand Neuware
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