Waldtherapie -  Daniela Haluza

Waldtherapie (eBook)

Ein Basislehrbuch für die Anwendung in Psychotherapie, Psychologie und Medizin
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
164 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-041864-6 (ISBN)
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Die Waldtherapie eroberte innerhalb kurzer Zeit als Newcomer die internationale Bühne der Gesundheitsförderung. Um die Waldtherapie als wirksame und evidenzbasierte Methode zu etablieren, sind Standardisierung sowie Professionalisierung wesentliche Voraussetzungen. Das Buch erklärt auf wissenschaftlich fundierter Basis die Hintergründe und Datenlage zur Wirkung von Waldaufenthalten und möchte angehende und erfahrene TherapeutInnen dabei unterstützen, ihre therapeutische Arbeit in die Natur zu verlegen. Dabei werden auf Grundlage neuester Forschung wertvolle Hinweise gegeben, die bei der therapeutischen Arbeit in einer einzigartigen Umgebung zu beachten sind.

Daniela Haluza ist assoziierte Professorin für Public Health und Fachärztin für Hygiene und Mikrobiologie am Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Umweltmedizin. Die von ihr gegründete Forschungseinheit Green Public Health erforscht seit über 15 Jahren, wie Stadtbegrünungen und Waldlandschaften zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden beitragen können.

1 Lebensstil und Gesundheit


Das moderne Erwerbsleben mit einer häufig sitzenden Tätigkeit und Büroarbeit, abgeleistet in Innenräumen, kann langfristig gesehen zu Rückenschmerzen, erhöhtem Blutdruck, Herzkrankheiten, Diabetes, Gewichtszunahme und Durchblutungsstörungen in den Beinen führen. Muskelverspannungen und -schmerzen im Nacken- oder Schulterbereich sowie Kopfschmerzen sind ebenfalls sehr häufige Gesundheitsfolgen einer überwiegend sitzenden Tätigkeit mit einseitiger Bewegung wie dem Bedienen einer Computermouse oder Tastatur. Diese Beschwerden werden oft auch als »Tech Neck«, also Techniknacken, bezeichnet. Der Techniknacken entsteht bei langer konzentrierter Bildschirmarbeit mit geneigtem oder nach vorn gestrecktem Kopf, einer Buckelhaltung und abgerundeten Schultern. Diese unnatürliche Haltung wird oft unbewusst und automatisch eingenommen.

Der Kopf wiegt zwischen vier und fünf Kilo. Bei einer Neigung um etwa 30 Grad, wie dies beim Halten des Mobiltelefons der Fall ist, steigt das Gewicht der Wirbel und Muskeln exponentiell an und erreicht das Achtfache der neutralen Position, was ungefähr 30 kg Last auf an den Halswirbeln entspricht, was die Muskelverspannungen und -schmerzen im Nacken- oder Schulterbereich erklärt.

In diesem Zusammenhang bezieht sich ein weiterer Begriff auf eine Überbeanspruchung der Sehnen und Muskeln der Daumen, die durch wiederholte Bewegungen bei der Verwendung von Mobiltelefonen, insbesondere daumenbedienten Geräten mit Tastatur, verursacht werden: der BlackBerry-Daumen. Dieser Zustand wurde nach dem BlackBerry-Smartphone benannt, das heutzutage kaum noch in Verwendung ist, jedoch in den 1990er Jahren bei Geschäftsleuten zum Versenden von SMS und E-Mails beliebt war. Der BlackBerry war nicht das einzige Gerät, das wiederholte Belastungen verursacht. Tatsächlich gibt es Begriffe für ähnliche Beschwerden, je nach Gerät, wie »Nintendinitis«, »Handy-Daumen«, »Wiiitis« und »PlayStation-Daumen«. Im Gegensatz zu den anderen vier Fingern, vor allem der Zeigefinger, verfügt der Daumen nicht über die Geschicklichkeit, um kontinuierlich Hochgeschwindigkeitsaufgaben auszuführen, was ihn anfällig für dieses Beschwerdebild macht.

Mit dem Siegeszug der mobilen Technologie und der Dauerverwendung touchscreenbasierter Smartphones hat sich neben Tech Neck der Begriff Text Neck (in Deutschland: Handynacken) für die körperlichen Folgen nach längerem Gebrauch von Mobiltelefonen, Tablets oder Laptops etabliert (Neupane, Ali et al. 2017). Der Begriff beschreibt die beginnende Degeneration der Halswirbelsäule, die aus der wiederholten Belastung durch häufiges Vorwärtsbeugen des Kopfes resultiert, während man auf den Bildschirmen mobiler Geräte und Textnachrichten (früher SMS, jetzt eher WhatsApp, Signal, Snapchat oder ähnliche Applikationen) schreibt. Die häufige Vorwärtsbeugung verursacht Veränderungen der Halswirbelsäule, der Krümmung, der Stützbänder, Sehnen und Muskulatur sowie der knöchernen Segmente, was häufig zu Haltungsänderungen führt.

Zu den Hauptbeschwerden im Zusammenhang mit Text Neck gehören Schmerzen in Nacken, Schulter, Rücken, Arm, Fingern, Händen, Handgelenken und Ellbogen sowie Kopfschmerzen und Taubheit und Kribbeln der oberen Extremitäten. Anfänglich verursacht das Text Neck-Syndrom mildere und vorübergehende Symptome, die hauptsächlich nach mehrminütigem Gebrauch eines Mobiltelefons oder eines anderen Geräts auftreten und Schmerzen im Nacken, Muskelgefühl in den Schultern und eine nach vorne gebeugte Körperhaltung umfassen. Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerzen und Kribbeln in Armen und Händen. Wird die Fehlhaltung nicht korrigiert, kann dies zu ernsthaften bleibenden Beschwerden führen, einschließlich Muskel- und Nervenschäden, verringerte Muskelkraft, Degeneration und Fehlstellung der Wirbelsäule oder Bandscheibenvorfall.

Obwohl Tech Neck und Text Neck neue medizinische Begriff sind, betrifft die Erkrankung viele Millionen Smartphonenutzer:innen. Erwachsene und Kinder gleichermaßen verbringen täglich Stunden mit über ihre Geräte gebeugten Köpfen. Diese Symptome sind je nach Nutzungsdauer intensiver und können in den meisten Fällen schon nach nur ein bis zwei Stunden täglicher Anwendung auftreten. In der richtigen Haltung, in der die Ohren mit der Mitte der Schultern ausgerichtet sind, ist das Gewicht des Kopfes gut verteilt und verursacht keinen übermäßigen Druck auf die Wirbel oder die Nackenmuskulatur. Diese Position wird als neutrale Position bezeichnet und sollte konsequent zur Vermeidung eines Text Neck eingenommen werden.

1.1 Gesundheitsförderung


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte 1948 Gesundheit als einen Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als das Freisein von Krankheit und Gebrechen (Leonardi 2018). Demnach ist ein Grundrecht jedes Menschen, sich des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen. Gesundheit selbst ist jedoch kein genau abgrenzbarer Zustand, sondern siedelt sich fließend auf dem Kontinuum zwischen einem kaum erreichbaren idealen Vitalzustand und Krankheit an. In der Ethik ist Gesundheit als höheres Gut ein stark mit dem Begriff des Glücks verknüpftes Ideal. Biomedizinisch wird der Begriff der Gesundheit häufig auf die Dimension des Körperlichen reduziert und vereinfacht als Abwesenheit von Krankheit bzw. das Fehlen einer bestimmten Symptomatik verstanden. Für den Übergangsbereich zwischen den beiden binären Zuständen »klinisch krank« und »klinisch gesund« findet sich derzeit noch keine exakte Beschreibung; man könnte sich diesem wohl am ehesten mit dem Behelfsbegriff der Befindlichkeitsstörung annähern.

Aus der Sicht des Individuums ist Gesundheit vor allem ein subjektiv empfundener momentaner, sich potentiell sehr rasch ändernder Zustand ohne die diagnostische Nachweisbarkeit einer Krankheit. Krankheit und Gesundheit im klinischen Sinn sind für eine Person selbst schwer festzumachen: Man kann schwer krank sein, sich aber – vor allem bei Beschwerdefreiheit – vollkommen gesund fühlen. Dies kommt bei Herzerkrankungen und manchen Krebsarten häufig vor. Umgekehrt kann eine Person sich krank fühlen, aber klinisch betrachtet vollkommen gesund sein. Beispiele sind diagnostisch nicht abbildbare Beschwerden bei einem Schleudertrauma nach einem Unfall oder die Fibromyalgie, ein funktionelles somatisches Syndrom mit chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen.

Die Gesundheitsvorsorge beinhaltet sowohl die Gesundheitsförderung als auch die Krankheitsvorbeugung (oder Prävention). Von den Möglichkeiten der modernen Medizin geprägt, sind ihre Ziele nicht nur ethischer, sondern auch ökonomischer Natur, wobei in manchen Ländern wie Großbritannien oder den USA ein klarer Fokus auf letzter liegt. Es sollen einerseits individuellem Leid entgegenwirkt und die Lebensqualität der Menschen verbessert werden und die Ausgaben für medizinische Interventionen möglichst niedrig gehalten werden.

Obwohl sehr ähnlich, werden die Begriffe Gesundheitsförderung und Prävention in der Gesundheitsforschung voneinander abgegrenzt. Die beiden Ansätze ergänzen einander, wobei je nach Ausgangspunkt einmal der eine und einmal der andere Ansatz angemessen und zielführend ist. Der Ansatz der Gesundheitsförderung ist auf die Stärkung der Gesundheit und ihrer Rahmenbedingungen in der Gesellschaft gerichtet, während die Prävention auf die Vorbeugung von Krankheitsrisiken und auch die Früherkennung von Krankheit zielt. Je nachdem, ob eine Gesundheitsstörung oder eine Krankheit schon vorhanden sind, werden Primär-‍, Sekundär, Tertiär- und Quartärprävention unterschieden.

  • 1.

    Primärprävention (Gesundheitsstörung nicht vorhanden, Krankheit nicht vorhanden)
    Das Ziel der primären Prävention ist es, gesundheitsschädigende Faktoren zu erkennen und zu vermeiden, um die Entstehung von Krankheiten zu verhindern. Ein typisches Beispiel für die Primärprävention ist die Aufklärung der Menschen über gesundheitsschädliche Risikofaktoren und Verhaltensweisen. Außerdem werden Möglichkeiten aufgezeigt, mit denen sich die Gesundheit fördern lässt, bevor es zu einer Erkrankung kommt. Zu den Maßnahmen der Primärprävention zählen vor allem Schulungsmaßnahmen für eine gesunde Ernährung, Stressabbau, Bewegung, Suchtprävention.

  • 2.

    Sekundärprävention (Gesundheitsstörung nicht vorhanden, Krankheit vorhanden)
    Das Ziel der sekundären Prävention ist das Verhindern des Fortschreitens einer Krankheit durch das Erkennen in einem möglichst frühen Stadium. Sie greift also in bestehende...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Klinische Psychologie
ISBN-10 3-17-041864-5 / 3170418645
ISBN-13 978-3-17-041864-6 / 9783170418646
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