Anselm und Neslin (eBook)

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2023 | 1. Auflage
376 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-09931-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Anselm und Neslin -  Rolf Esser
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Zwei Kinder aus einem Dorf des Spätmittelalters werden durch eine falsche Anschuldigung und ein ungerechtes Gerichtsverfahren zur Flucht gezwungen. Für sie beginnt eine abenteuerliche Odyssee, die sie durch die Irrungen und Wirrungen jener Zeit führt. Mit dem Fahrende Volk finden sie den Weg in die Fremde, erleben Hexenprozess und Pestplage, gelangen in die Obhut von Mönchen und reisen schließlich mit Kaufleuten über das Mittelmeer bis ins ferne Ägypten. Es folgen temberaubende Erlebnisse, die sich bei der Weiterreise von Alexandria nach Kairo, zu den Pyramiden und nach Oberägypten fortsetzen. In einem traumatischen Zustand erfährt der Junge Anselm in Asw?n die Gefahren einer anderen Zeit in einem anderen Universum. Ähnlich abenteuerlich verläuft die Rückreise über den Nil, das Mittelmeer und durch Italien, bis die inzwischen zu Jugendlichen Herangewachsenen mit ihren Begleitern nach drei Jahren wieder das heimatliche Dorf erreichen.

Rolf Esser, Jahrgang 1948, ist im Hauptberuf Lehrer und inzwischen pensioniert. Er unterrichtete an einer integrierten Gesamtschule in den Fächern Deutsch, Gesellschaftslehre, Kunst und Musik. Seit etwa 1990 war er für verschiedene Verlage als Autor im Bereich Unterrichtsmaterialien tätig. Darüber hinaus war er immer künstlerisch und musikalisch aktiv. Neben der Ausstellung seiner Kunstwerke (zuletzt im Osthaus-Museum Hagen) spielte er viele Jahre als Schlagzeuger und Gitarrist in Bands seiner Heimatstadt. Rolf Esser hat inzwischen drei Jugendromane, einen Roman für Kinder, zwei Kriminalromane, eine Kurzgeschichtensammlung, ein Sachbuch für Musiker und eine Reihe von verschiedenen Unterrichtsmaterialien veröffentlicht.

Rolf Esser, Jahrgang 1948, ist im Hauptberuf Lehrer und inzwischen pensioniert. Er unterrichtete an einer integrierten Gesamtschule in den Fächern Deutsch, Gesellschaftslehre, Kunst und Musik. Seit etwa 1990 war er für verschiedene Verlage als Autor im Bereich Unterrichtsmaterialien tätig. Darüber hinaus war er immer künstlerisch und musikalisch aktiv. Neben der Ausstellung seiner Kunstwerke (zuletzt im Osthaus-Museum Hagen) spielte er viele Jahre als Schlagzeuger und Gitarrist in Bands seiner Heimatstadt. Rolf Esser hat inzwischen drei Jugendromane, einen Roman für Kinder, zwei Kriminalromane, eine Kurzgeschichtensammlung, ein Sachbuch für Musiker und eine Reihe von verschiedenen Unterrichtsmaterialien veröffentlicht.

Kapitel 1

Von den Bauern, dem Ritter und vom Leben an sich

Anselm sieht nicht sehr fröhlich aus. Schon im Morgengrauen war er mit dem Vater aufs Feld gegangen. Das Korn musste eingebracht werden. Für den zwölfjährigen Jungen bedeutet das: arbeiten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Wehmütig schaut er auf seine drei jüngeren Schwestern, die in der Ecke sitzen und mit Steinen spielen. Sie sind drei, vier und fünf Jahre alt und kennen den Ernst des Lebens noch nicht. Anselm erinnert sich, dass er als Sechsjähriger besonders gerne mit dem Kreisel gespielt hatte, den man mit einer Peitsche antreiben musste. Einmal hatte er auch einen kleinen Vogel. Den konnte man an eine Schnur binden und umher flattern lassen. Das war lustig. Es scheint ihm, als sei diese glückliche Zeit schon hundert Jahre her.

Anselm sieht wirklich nicht sehr fröhlich aus. Auf dem Feld hatten sie am Morgen das Getreide mit der Sense gemäht. Besser gesagt, der Vater mähte und Anselm musste ihm hinterher arbeiten, indem er das Getreide mit Halmen zu Bündeln, den Garben, schnürte. Zum Trocknen des Getreides stellte er dann mehrere Garben gegeneinander gelehnt auf dem Feld zusammen. Manchmal war Anselm dem Vater wohl zu langsam bei der Arbeit. Dann schrie der über seine Sense hinweg: »Nun mach´ mal zu, du bist kein Kind mehr! Dein Brot musst du dir schon verdienen!«

Sie hatten gerade mal ein Viertel des Feldes geschafft, da begann es zu regnen. Regnen ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck. Es schüttete wie aus Kübeln und sie mussten fluchtartig das Feld verlassen. Das bedeutete, sie mussten fast eine halbe Stunde durch den Regen rennen, bis sie zuhause waren, denn das Feld liegt sehr weit außerhalb. Aber bei soviel Feuchte von oben konnte man weder die durchnässten Halme mähen, noch Garben aufstellen. Eigentlich war es noch viel schlimmer. Die ganze Arbeit war umsonst gewesen. Das frisch gemähte Korn war für immer verdorben. Und es war ja nicht damit getan, das Korn zu ernten. Man hatte erst einmal dafür sorgen müssen, dass überhaupt Korn wuchs.

Die Vorbereitung des Bodens für die Aussaat im Frühjahr und im Herbst gehört zu den schwersten Arbeiten, die Anselm kennt. Die Bauern sind neuerdings dazu übergegangen, jeweils drei Felder zu bewirtschaften. Man hat ihnen gesagt, das habe große Vorteile. So genau haben sie den Sinn noch nicht begriffen. Aber sie tun es und haben die ihnen zugeteilte Ackerfläche einfach in drei Teile aufgeteilt. Das erste Feld wird mit Getreide eingesät. Das zweite Feld bepflanzen sie mit Hülsenfrüchten. Das dritte Feld liegt ein Jahr lang brach. Diese Feldnutzung geschieht in stetem Wechsel. Das Erdreich des brach liegenden Feldes kann sich dann gut erholen. Der Boden hier ist ohnehin sehr hart und steinig und hat Erholung dringend nötig.

Manche Bauern haben einen Ochsen. Den können sie vor den Pflug spannen. Anselms Vater Hanss besitzt keinen Ochsen. Eine Ausleihe ist nicht üblich, pausenloses Pflügen würde die Tiere überfordern. So muss Hanss Jahr für Jahr den Hakenpflug selbst ziehen, mit dem man das Erdreich eigentlich nur ein wenig aufschlitzen kann. Eine äußerst harte Arbeit. Anschließend müssen die harten Erdklumpen mit einem Hammer zerschlagen werden und der Boden wird mit einer Harke geglättet. Große Steine werden aufgesammelt und entfernt. Ist das Feld so vorbereitet, schnallt sich der Vater einen Beutel um und verstreut mit der Hand das Saatgut. War im Jahr davor die Ernte schlecht, so gibt es allerdings kaum etwas zum Aussäen, weil man keine Körner zurücklegen konnte ohne Hunger zu leiden, und entsprechend gering ist auch der zu erwartende Ertrag.

Anselm sieht in der Tat recht missmutig aus. Tropfnass waren er und Vater zuhause angekommen. Statt auf dem Feld für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen, sitzen sie nun im Haus und schauen zu, wie die Natur sich ergießt. Das Haus, nun ja, eigentlich ist es eher eine Hütte, die, auf einer Fläche von Steinplatten aus groben Balken errichtet, für eher notdürftigen Unterschlupf sorgt. Die Ritzen zwischen den Balken sind mit Moos zugestopft. Das Dach ist mit Stroh bedeckt. Gestampfter Lehm bildet den inneren Boden. Es gibt nur einen Raum, in dessen Mitte eine offene Feuerstelle ist. Auf ihr wird gekocht und sie ist die einzige Wärmequelle. In strengen Wintern reicht das Feuer bei Weitem nicht aus, alle zu wärmen. Aber wer es übertreibt beim Anfeuern, das hatte Anselm schon bei Nachbarn erlebt, dem brennt schnell das ganze Haus ab. Über der Feuerstelle ist eine Luke im Dach, damit der Rauch abziehen kann. Wenn der Wind allerdings ungünstig weht, dann kann es geschehen, dass der Rauch wieder ins Haus gedrückt wird, was bei den Bewohnern einen würgenden Husten und brennende Augen verursacht.

Der einzige Raum im Haus muss vielfältig genutzt werden. Er ist Küche, Schlafstelle, Arbeitsraum, Kinderzimmer, Lager und Viehstall zugleich. Über der Feuerstelle hängen eiserne Kessel und eine Kupferpfanne und Mutter steht dort viele Stunden und bereitet die kargen Mahlzeiten für die vielköpfige Familie vor. Dazu gehört auch, dass sie die Roggenkörner stampft, damit daraus Mehl für das graue Brot wird. Es soll Dörfer geben, in denen besondere Handwerker die Mehlherstellung übernommen haben. Und das soll sogar mit Wasserkraft gehen. Vorstellen kann man es sich hier nicht und außerdem könnte man sich einen solchen Dienst ohnehin nicht leisten. Jeder Handwerker will schließlich entlohnt werden.

Neben den Eltern und den vier Geschwistern leben noch die Großeltern bei ihnen sowie zwei weitere Kinder aus der Familie der Schwester der Mutter, ein siebenjähriges Mädchen und ein neunjähriger Junge. Die Schwester und ihr Mann waren bei dem Überfall einer über das Land ziehenden plündernden Bande getötet worden. Es ist selbstverständlich, dass man sich um die armen Waisenkinder kümmert.

Sie alle leben, essen und schlafen in dem Raum. An dem großen, grob gezimmerten Tisch sitzen sie auf ebenso groben Bänken bei den Mahlzeiten zusammen. Auf Tisch und Bänken schlafen Einige auch, die Übrigen scharen sich nachts um das Feuer. Viele weitere Möbelstücke gibt es nicht. An der Wand ist ein Regal befestigt, das irdene Krüge, Töpfe und Schüsseln beherbergt. Alle Gerätschaften und Werkzeuge, die für die Feldarbeit gebraucht werden, hängen an eisernen Nägeln an den Wänden: Mistgabeln, Sensen, Sicheln, Spaten. Auf dem Boden stehen noch einige Körbe und ein Holzeimer. Dann gibt es noch zwei Truhen nahe der Tür. In der einen werden Kleidungsstücke aufbewahrt, wenn sie nicht zum Trocknen unter der Decke hängen. Die andere Truhe enthält einen spärlichen Vorrat an Lebensmitteln. Meist sind das Roggenmehl, aus dem das Brot gebacken wird, Gerste oder Hafer für die Zubereitung von Brei und die unvermeidlichen Bohnen. Das sind die üblichen Zutaten für die Mahlzeiten der armen Landbevölkerung wie sie es sind: Brot, Brei und Bohnen; Bohnen, Brot und Brei; Brei, Bohnen und Brot. Die Aufbewahrungsmöglichkeiten für Lebensmittel sind ohnehin begrenzt. Wie sollten sie sich auch erhalten? Im Winter ist es wegen der Kälte einfacher, aber im Sommer? Gibt es mal Kraut, so kann man es sauer einlegen, ebenso Bohnen. Obst kann man dörren. Fleisch gibt es kaum und wenn, dann hängt es geräuchert und gepökelt unter der Decke neben der Wäsche.

Inmitten dieser Idylle tummeln sich noch zwei Schweine und zehn Hühnern, die ebenfalls zum Haushalt gehören. Ihr Bereich ist mit Brettern vom übrigen Wohnraum abgegrenzt. Die Schweine sind gewissermaßen die Notration für schlechte Zeiten und vor allem für den Winter. Geräuchert und eingesalzen bringen die Fleischvorräte die Familie durch die kalte Jahreszeit. Die Hühner liefern immerhin ein paar Eier für den täglichen Bedarf. Im Sommer sammeln sie im Wald Beeren und Nüsse. Eine willkommene Abwechslung, die gut schmeckt. Manchmal, wenn er besonders gnädig gestimmt ist, gibt der Leibherr den Bauern die Erlaubnis zur Jagd jeweils eines Stückes Wild. Das passiert sehr selten und ist ein Festtag, der entsprechend gefeiert wird. Von einem Nachbarn, der Kühe hat, können Hanss und seine Familie ab und zu Eier gegen Milch tauschen und daraus Käse machen. Es gibt sogar in einiger Entfernung ein Kloster mit einem Fischteich. Dorthin machen sich die Bauern in der Fastenzeit auf und kaufen gepökelten Fisch. Der ist zwar teuer, aber sie sparen das ganze Jahr darauf, denn der Dorfpfarrer achtet sehr darauf, dass die christlichen Gebote eingehalten werden. Fisch ist nun mal die gebotene Fastenspeise.

In einem solchen Bauernhaus geht es rund um die Uhr sehr laut zu. Die Schweine grunzen, die Hühner gackern, die Kinder kreischen, der Bauer gibt Anweisungen, meist in gebrüllter Form, die Mutter ermahnt die Kinder ständig, und über allem schweben die allgegenwärtigen Arbeitsgeräusche. Im Haus ist es zudem sehr dunkel. Die Tür hält...

Erscheint lt. Verlag 24.12.2023
Reihe/Serie Anselm und Neslin
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Vorlesebücher / Märchen
Schlagworte Abenteuer • Ägypten • Bremen • Fahrendes Volk • Kaufleute • Mittelalter • Mittelmeer • Mönche • Pyramiden • Spätmittelalter • Universum • Unrecht
ISBN-10 3-384-09931-1 / 3384099311
ISBN-13 978-3-384-09931-0 / 9783384099310
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