Endstation Côte d'Azur (eBook)

Spiegel-Bestseller
Der vierte Fall für Kommissar Duval
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
320 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31667-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Endstation Côte d'Azur -  Christine Cazon
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Tod am Traumstrand - Sein vierter Fall führt Léon Duval in die Welt der fliegenden Händler von Cannes. Ein Afrikaner wird am Bijou Plage, einem der schönsten Strände der Stadt, tot aufgefunden. Gibt es einen Zusammenhang mit den an der Grenze zu Italien ausharrenden Flüchtlingen, die immer wieder versuchen, mit selbst gebauten Booten nach Frankreich zu kommen? Oder ist alles doch ganz anders? Der Tote ist nämlich ein fliegender Händler aus dem Senegal. Von ihnen gibt es viele in der Stadt, sie verkaufen an den Stränden und in den Straßen ihre Waren an Touristen. Aber wer könnte ein Interesse daran haben, einen armen Straßenhändler zu ermorden? Duval erkennt bald, dass mehr hinter der Sache steckt, als zunächst vermutet. Zumal, als noch eine zweite Leiche auftaucht. Aber auch seine Freundin, die Journalistin Annie, die eigentlich für ein paar Tage Urlaub aus den Bergen nach Cannes gekommen ist, stellt Nachforschungen an. Sehr zum Ärger von Duval und seinen Kollegen.

Christine Cazon, Jahrgang 1962, hat ihr altes Leben in Deutschland gegen ein neues in Südfrankreich getauscht. Sie lebt mit ihrem Mann und Katze Pepita in Cannes, dem Schauplatz ihrer Krimis mit Kommissar Duval. 

Christine Cazon, Jahrgang 1962, hat ihr altes Leben in Deutschland gegen ein neues in Südfrankreich getauscht. Sie lebt mit ihrem Mann und Katze Pepita in Cannes, dem Schauplatz ihrer Krimis mit Kommissar Duval. 

Inhaltsverzeichnis

2


Manchmal fragte er sich, ob er normal war. Er hatte extra ein paar Tage freigenommen, denn Annie war gestern von ihrem Berg heruntergekommen und sie wollten etwas Zeit gemeinsam verbringen. Viel zu wenige Momente hatten sie miteinander gehabt, seit sie sich gefunden hatten. Gerade an einem einzigen Wochenende hatte er es geschafft, sich mit ihr zum Skifahren in den Bergen zu verabreden. Das heißt, verabredet hatten sie sich öfter, nur einmal aber war es auch gelungen, das gemeinsame Skifahren umzusetzen. Und sosehr sie es beide genossen hatten, sowenig wollte es sich ein zweites Mal realisieren lassen. Über Weihnachten war er in Paris gewesen, hatte bei Freunden gewohnt und von dort aus die Kinder besucht. Von einem gemeinsamen Weihnachtsfest »wie früher«, wie es sich zumindest Lilly auf ihrem krakelig geschriebenen Wunschzettel an den Père Noël gewünscht hatte, hatten sie aber abgesehen. Matteo hatte natürlich keinen Wunschzettel mehr geschrieben. Er glaubte nicht mehr an »diesen Scheiß«, wie er seinem Vater großspurig verkündete, aber, sagte er gönnerhaft, für Lilly würde er das Spiel noch mitspielen. Lilly glaubte gegen jede Vernunft und gegen alle verräterischen Zeichen noch fest und vertrauensvoll an den Weihnachtsmann. Es war aber vermutlich das letzte Jahr, in dem sie diesem Kinderglauben noch anhing.

Er hatte den Kindern Annie noch nicht vorgestellt. Es war ziemlich genau so gewesen, wie Annie vorausgesehen hatte. Die Kinder wollten ihren Vater, wenn sie ihn sahen, ganz exklusiv genießen. Papa hier und Papa dort, Lilly klebte an ihm und plapperte ununterbrochen und wäre am liebsten abends nicht eingeschlafen, nur um noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Und manchmal krabbelte sie nachts in sein Bett und schlief dort an ihn gekuschelt weiter. Auch Matteo suchte seine Nähe und Aufmerksamkeit, wenn auch nicht so oft und nicht ganz so drängend wie Lilly. So viel Anhänglichkeit und gute intensive Zeit hatte er vorher nie mit ihnen erlebt. Es rührte ihn, machte ihn glücklich, aber es erschöpfte ihn auch und er war immer auch erleichtert, wenn sie nach ein paar Tagen wieder nach Paris zu ihrer Mutter flogen. Ein schlechtes Gewissen hatte er deswegen auch. Daher hatte er es auch lange nicht gewagt, ihnen überhaupt von Annie zu erzählen. Weder im November, schon gar nicht an Weihnachten und auch nicht in den Februarferien. Erst kürzlich hatte er ihnen gegenüber seine Freundin Annie erwähnt. Die Begeisterung seiner Kinder darüber hielt sich in Grenzen. Denn sosehr sie Ben, den neuen Freund ihrer Mutter, akzeptiert hatten, sowenig wollten sie die neue Freundin ihres Vaters kennenlernen. Er vermutete, dass sie von Hélène beeinflusst waren, die sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen konnte, dass Duval wohl tatsächlich eine feste Beziehung eingegangen war. Dass sie nur ungern »ihre Rechte« an eine andere Frau abtreten wollte, verstand Duval nun wirklich überhaupt nicht, immerhin war ihre Trennung von Hélène ausgegangen.

Vorerst verbrachte Duval daher seine freie Zeit entweder mit den Kindern oder mit Annie. Annie. Die geduldig wartete und ihn häufig nur am Telefon erreichte, per Mail oder manchmal über Skype. Er hasste Skype. Skypen mit den Kindern war nett, wenn er Lillys zahlreiche Zahnlücken sehen konnte, die im Hintergrund auf dem Sofa hopste, während Matteo stolz sein Zeugnis in die Kamera hielt. Aber für eine Liebesbeziehung fand er Skype unbefriedigend. Im wahrsten Sinn des Wortes. Wenn er Annie sehen wollte, dann richtig und nicht nur etwas verzerrt lächelnd mit einem Kussmund. Er wollte sie riechen, spüren, seinen Kopf in ihre wilden blonden Locken versenken, sie küssen und … Das alles schoss Duval durch den Kopf, als sein Mobiltelefon klingelte und er auf dem Display sah, dass es Villiers war. Er wusste augenblicklich, dass aus der geplanten kleinen Woche Verliebtheit an der frühsommerlichen Côte d’Azur nichts werden würde. Sie hätten wegfahren sollen. Wenigstens nach Italien. Unerreichbar sein. Die Arbeit drängte sich unbarmherzig in den Vordergrund. Aber er war nicht einmal wirklich verärgert. Nur resigniert, einen kurzen Moment. So war es eben. Aus den Augenwinkeln schielte er zu Annie. Sie verzog keine Miene. Augenblicklich hatte sie die Situation verstanden. Sie hatte Antennen dafür. Glücklicherweise tickte sie genauso. Denn auch sie musste in ihrem Job als Journalistin flexibel sein. Wenn etwas passierte, musste man eben schnellstens vor Ort sein, als flic und als Journalist ebenso, punktum.

 

»Oui, Villiers?«, meldete sich Duval.

»Guten Morgen Chef, tut mir leid …« Er war aufrichtig. Es tat ihm wirklich leid. Villiers, der alte Schwerenöter, fand nichts schlimmer, als sich aus den Armen einer Frau, und seien es die seiner eigenen, zu lösen, um zu einem hässlichen Tatort zu eilen. Er wusste natürlich, dass Duvals Freundin Annie Châtel in Cannes war, und er hätte Duval gerne ein paar ungestörte amouröse Tage und Nächte mit ihr gegönnt. Er fand ohnehin, dass sein Chef sich viel zu wenig Zeit für die angenehmen Dinge des Lebens nahm.

»Schon gut. Was ist passiert?« Duval war bereits hellwach und sachlich.

»Eine Leiche am Strand.«

»Aha. Wo?«

»Bijou Plage. Hier ist die Crème de la Crème angerückt. Scheint was Besonderes zu sein. Der Staatsanwalt will Sie haben.«

»Gut. Ich komme. Bis gleich.«

»Bis gleich, Chef.«

»Und?« Annie sah Duval fragend an.

»Eine Leiche am Bijou Plage.«

»Oh! Bijou Plage! Ausgerechnet.« Sie war aufgeregt und gleichzeitig bestürzt. Sie mochte die kleine Bucht am Ende des Boulevard de la Croisette. »Nimmst du mich mit?«

»Du hast doch frei, willst du dir nicht lieber einen schönen, faulen Vormittag machen?«, wehrte er halbherzig ab.

»Léon! Spinnst du? Ein Toter in Cannes und ich bin vor Ort! Und dann noch an meinem geliebten Bijou Plage! Und du willst, dass ich mich noch mal im Bett herumdrehe? Léon, ich lechze nach etwas Action! Verstehst du das?«

Duval zuckte die Achseln. Natürlich verstand er Annie. Sie war eine Vollblut-Journalistin und seit man sie ins Hinterland strafversetzt hatte, schrieb sie allenfalls kleine Artikel über lokale Veranstaltungen.

»In den letzten Monaten gab es nicht gerade viel Aufregendes für mich zu berichten«, rechtfertigte sie sich auch sofort. »Wider Erwarten mag ich meinen neuen Einsatzort und ich beschwere mich nicht, oder sagen wir, meistens nicht, aber nach all den hundertsten Geburtstagen im Altersheim, den pittoresken Handwerkermärkten, einer Einweihung eines Wanderwegs oder eines Brunnens und der Suche nach einem verschwundenen Hund muss ich auch mal wieder was anderes erleben.«

»Hattest du nicht gerade noch über einen Unfall in den Gorges de Daluis geschrieben?«, frotzelte Duval.

»Der Autounfall? Toll.« Sie verdrehte die Augen. »Mach dich nur lustig über mich. Alles in allem ist es da oben journalistisch gesehen etwas fad.« Sie schnaufte. »Und deswegen muss ich jetzt einfach zum Bijou Plage fahren. Das verstehst du doch?«

»Hmh«, machte er. Das konnte alles bedeuten. Auch Zustimmung. Natürlich verstand er es. Er verstand nur immer noch nicht, warum er sich ausgerechnet in eine Journalistin hatte verlieben müssen.

»Ich kann auch mein eigenes Auto nehmen und fahre dir hinterher«, schlug sie vor, »aber das ist doch ein bisschen albern, oder?«

»Wäre mir trotzdem lieber. Dann bist du unabhängig.«

»Dann bist DU unabhängig, willst du sagen«, korrigierte sie ihn und angelte bereits nach ihren Kleidern, die sie gestern Nacht neben dem Bett hatte fallen lassen.

»Annie, sei nicht so kleinlich mit den Worten«, knurrte er unwillig. »Allez!«, verscheuchte er die Katze, die auf dem Sessel auf seiner Kleidung gelegen hatte. Sie maunzte unwillig und rührte sich nicht. »Allez, Tigrou, verschwinde«, insistierte Duval. Lilly hatte die Rotgetigerte so getauft, aber es schien nicht so, als hörte sie wirklich auf diesen Namen. Sie gähnte und streckte sich zunächst noch ausgiebig, bevor sie den Sessel dann mit einem gelangweilten Hopps freigab. Duval schüttelte das weiße Poloshirt, um es von eventuellen Katzenhaaren zu befreien, besah es kurz kritisch und schnüffelte daran, warf es sich dann entschlossen über und schlüpfte in eine Jeans.

»Ich bin nicht kleinlich, ich bin korrekt«, gab sie zurück. »Kann ich noch einen Kaffee …?«

»Natürlich, du hast alle Zeit der Welt, du hast frei und bist unabhängig«, gab Duval trocken zurück. »Ich glaube, es gibt sogar noch Kaffee von gestern in der Kanne.«

»Igitt«, sie schüttelte sich. »Du weißt, dass ich deinen aufgewärmten Kaffee hasse.«

»Annie, trink ihn, mach dir frischen oder lass es bleiben«, nuschelte Duval halblaut und verschwand im Badezimmer.

 

Während die Rotgetigerte nervös maunzend um ihre Beine strich, wärmte sich Annie einen Kaffee in der Mikrowelle auf.

»Na, du«, sagte sie zu der Katze, »du willst Futter, was?« Die Rotgetigerte maunzte noch lauter. »Natürlich«, schien sie sagen zu wollen. Annie öffnete den unteren Küchenschrank und die Katze drängte sich ungestüm hinein.

»Warte! Tigrou, warte!« Annie öffnete die große verbeulte Metalldose und entnahm mit einem blauen Sandförmchen etwas Trockenfutter, das sie in das Schüsselchen am Boden vor der Heizung gab. Die Katze stürzte sich darauf, als habe sie schon wochenlang nichts mehr gefressen. Sie schnurrte laut, während sie krachend das Futter schmauste und die Körnchen dabei wild nach rechts und links flogen. Annie besah das...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2017
Reihe/Serie Kommissar Duval ermittelt
Kommissar Duval ermittelt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 4. Fall • Afrika • Cannes • Côte d'Azur • Flüchtlinge • Krimi-Reihe • Leon Duval • Pierre Martin • Süd-Frankreich
ISBN-10 3-462-31667-2 / 3462316672
ISBN-13 978-3-462-31667-4 / 9783462316674
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