Die Oleanderschwestern (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
416 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-21380-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Oleanderschwestern -  Cristina Caboni
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Zwei Schwestern, ein Blumengarten in der Toskana und ein Sommer, der alles verändert ...
Wenn Iris inmitten ihrer Blumen ist, ist sie glücklich. Doch als eines Tages eine Frau vor ihr steht, die ihr bis aufs Haar gleicht, gerät ihre Welt ins Wanken. Wer ist sie und was hat das zu bedeuten? Wie Iris liebt es Viola, sich mit Blumen und ihren Düften zu umgeben. Die beiden sind Zwillinge und wussten bislang nichts von der Existenz der jeweils anderen. Um mehr über ihre Familiengeschichte zu erfahren, reisen die Frauen in die Toskana, wo sich der Landsitz der Donatis inmitten eines prachtvollen Blumengartens befindet. Die Schwestern werden bereits von ihrer Großmutter erwartet - und nur sie kann den beiden helfen, das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen ...



Cristina Caboni lebt mit ihrer Familie auf Sardinien, wo sie Bienen und Rosen züchtet. Ihr Debütroman Die Rosenfrauen verzauberte die Leser weltweit und stand in Deutschland wochenlang auf der Bestsellerliste. Ihr zweiter Roman Die Honigtöchter, der auf ihrer Heimatinsel spielt, und Die Oleanderschwestern waren ebenfalls große Erfolge. Der Zauber zwischen den Seiten ist nun Cristina Cabonis viertes Buch, das in der faszinierenden Welt der Bücher spielt.

5

Hibiskus (Hibiscus)
Als Garten- und Zimmerpflanze begleitet er uns durchs Leben, seine Blätter scheinen den Geschichten zu lauschen, die man in seiner Nähe erzählt. Die intensiv duftenden, farbenprächtigen Blüten sind ein Sinnbild für Schönheit und Vitalität. Der Hibiskus liebt heiße Sommer, ist anspruchslos, was den Boden angeht, wobei ihm sparsame Düngergaben guttun. Er ist empfindlich gegen Kälte und muss regelmäßig gegossen werden. Er blüht vom Frühling bis zum Herbst. Hibiskusblüten werden auch für Tees und in der Küche verwendet, beispielswiese als besondere Note bei Süßspeisen.

Francesco Donati ließ sich am Amsterdamer Flughafen erschöpft auf die Rückbank des Taxis sinken. Er fühlte sich hundeelend.

Eine strapaziöse Reise lag hinter ihm. In Geländewagen, Armeefahrzeugen oder Lkws von Mineralölfirmen hatte er sich irgendwie nach Nairobi durchgeschlagen, ein Flugzeug nach Kairo genommen und dort eines nach Rom, dabei hatte er kaum ein Auge zugetan, sondern die ganze Zeit über die richtige Antwort auf Iris’ Fragen nachgedacht, nach einem Argument gesucht, damit er seine damalige Entscheidung rechtfertigen konnte. Aber ihm war nichts eingefallen.

In Rom hatte er dann aufgrund eines technischen Defekts vier Stunden auf den Anschluss nach Amsterdam warten müssen. Zeit genug, dass ihn beklemmende Erinnerungen überfielen, wie jedes Mal in Italien. Doch diesmal war das sein geringstes Problem gewesen Er steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten. Die Vergangenheit würde ihn einholen, und er musste sich ihr stellen.

»Singel 97.« Der Taxifahrer nickte und fuhr los. Trotz der späten Stunde pulsierte das Leben, die Stadt erstrahlte in hellem Licht, die Kanäle, die Brücken, die Fassaden der stolzen Bürgerhäuser im Zentrum. Einen Moment lang schloss er die Augen und strich sich mit den Fingern durch den Bart.

Er hatte das Geheimnis zwanzig Jahre lang gewahrt, und jetzt musste er für sein Schweigen bezahlen.

Warum zum Teufel war Iris bloß nach England gefahren? Und war es Zufall oder Schicksal, dass sie dort Viola getroffen hatte? Er rieb sich die Augen und schaute wieder aus dem Autofenster. Dann waren sie da. Francesco nahm das Gepäck aus dem Kofferraum und drückte dem Fahrer Geld in die Hand: »Behalten Sie den Rest.« Auf den Abschiedsgruß reagierte er nicht, überquerte mit schnellen Schritten die Straße und ging die Stufen zum Kanal hinab. Er hatte Jonas nicht Bescheid gesagt, dass er kommen werde, was auch nicht möglich gewesen wäre, denn sein Freund besaß kein Telefon.

Als er auf das Boot kletterte, fütterte Jonas gerade auf dem Deck die Katzen. »Du scheinst dich gar nicht zu wundern, mich zu sehen«, sagte er statt einer Begrüßung.

Jonas’ Gesicht blieb unbewegt. »Deine Tochter war vor Kurzem hier und hat mir Fische für die Katzen vorbeigebracht. Sie ist ein gutes Mädchen, eigentlich unverständlich, bei deinen Genen.«

Er runzelte die Stirn, legte noch einen Fisch in den Napf. »Wahrscheinlich hat sie es von ihrer Mutter …«

Das war zu viel. »Ich bin nicht zum Diskutieren hier, ich brauche deine Hilfe«, erwiderte Francesco ungehalten.

Das heisere Lachen seines Freundes klang, als würde es aus den Tiefen eines Strudels aufsteigen. »Sie hat mir gesagt, dass sie eine junge Frau gesehen hat, die ihr aufs Haar gleicht. Und sie hat nicht die geringste Idee, wer das sein könnte. Sie denkt an eine entfernte Verwandte. Albern, was?«

Francesco schwieg.

»Sie war verwirrt und zugleich irgendwie glücklich … Kannst du dir das vorstellen? Sie hatte die eine oder andere Vermutung. Dass die Frau vielleicht irgendwie zur Familie gehört und du es ihr nicht gesagt oder es womöglich selbst nicht gewusst hast. So ist sie eben, sie denkt von jedem Menschen das Beste. Sogar von dir! Sie ist sicher, dass sich alles in Wohlgefallen auflösen wird.«

Er hielt inne und lachte bitter, bevor er fortfuhr. »Ja, so ist sie. Sie möchte, dass du nach London fliegst und die Sache klärst. Weil sie unbedingt ihre Familie kennenlernen will.« Jonas wischte sich die Finger an einem Tuch ab und schaute wieder auf den Kanal. »Weißt du, was mich besonders wütend macht? Dass ich dir prophezeit habe, genau das würde passieren. Und ich hasse es, recht behalten zu haben. So geht man nicht mit den Gefühlen anderer Menschen um. Vor allem nicht mit denen, die man liebt.«

»Ich habe ihr nicht wehtun wollen.«

Erneut lachte Jonas. »Die guten Absichten führen direkt in die Hölle.«

»Wenn du mit deiner Moralpredigt fertig bist, gib mir bitte einen Rat. Kluge Sprüche helfen mir nicht weiter.«

»Glaubst du wirklich, dass du aus diesem Schlamassel herauskommst, ohne deiner Tochter die Wahrheit zu sagen?«

»Das kann ich nicht. Es geht nicht allein um mich, das betrifft schließlich noch viele andere.«

Jonas schloss die Augen. »Hör auf zu schreien, ich verstehe dich sehr gut.« Er verteilte die restlichen Fische, säuberte sich die Hände und sagte: »Auf was wartest du? Willst du die ganze Nacht hier draußen stehen bleiben?«

Iris wählte ein weiteres Mal die Nummer ihres Vaters, vergeblich. Wieder las sie seine Nachricht. »Flieg zurück, sehen uns morgen früh.«

Sie steckte das Smartphone in die Tasche. Noch eine schier endlose Nacht. Lange hielt sie das nicht mehr aus. Sie ging nach draußen: Die Abendluft war kalt, der Frühling ließ auf sich warten. Sie steckte die Hände in die Manteltaschen, senkte den Kopf, achtete aber darauf, nicht mit den zahlreichen Radlern zusammenzustoßen, die trotz der fortgeschrittenen Stunde noch unterwegs waren.

Iris blieb stehen und starrte in den Kanal, auf dessen Wasser sich die Lichter spiegelten. Warum war sie bei ihrem ziellosen Umherstreifen ausgerechnet hier gelandet? Bei Jonas’ Boot? Kopfschüttelnd ging sie weiter. Plötzlich überfiel sie ein Gefühl der Einsamkeit, sie ließ sich auf eine Bank sinken. Die Hände nach wie vor in den Taschen, die Augen auf den Singel gerichtet. Es war so kalt, dass sie ihre Atemwölkchen sehen konnte. Ihre Gedanken kreisten unentwegt um die gleiche Frage: Wer war diese Frau?

Francesco sah sich in der Kajüte um, griff wieder nach seiner Tasse. Der Tee war nurmehr lauwarm, doch das machte nichts. Er mochte vieles, was lau war. Nicht heiß, nicht kalt, in der Mitte, von der aus er sich entscheiden konnte, in welche Richtung er gehen wollte. Iris hingegen war anders. Sie war konsequent und lebte nach ihren Idealen.

Wie würde sie es aufnehmen? Einen Moment lang überfiel ihn Angst, seine Gedanken rasten. Aber er war zu müde, um sich zu wehren, und seitdem er wusste, dass Iris und Viola sich getroffen hatten, konnte er ohnehin an nichts anderes mehr denken. Was war aus seiner anderen Tochter geworden? War sie ebenso feinfühlig, genauso wunderbar wie Iris?

Er seufzte, fuhr sich mit der Hand über die Augen und begann zu erzählen: »Mir wurde ein guter Auftrag in Äthiopien angeboten, ich soll dort einen unrentabel gewordenen Betrieb wieder auf Vordermann bringen, neue Rosensorten züchten, das Personal schulen, das alles wird einige Jahre dauern. Vor ein paar Tagen habe ich Iris gebeten, mich zu unterstützen, sie meinte jedoch, sie sei beruflich zu eingespannt. Und jetzt … das. Diese Katastrophe.«

Jonas zuckte mit den Schultern, die Augen auf ein Katzenjunges gerichtet, das sich zwischen die Großen zu drängen versuchte. Jonas packte es im Nacken und hob es hoch. Es begann zu schnurren.

»Kluges Mädchen, warum sollte sie dein Leben leben und nicht ihr eigenes?«

Francesco zog die Augenbrauen hoch. »Auf welcher Seite stehst du eigentlich?«

»Auf der Seite der Katzen, das siehst du doch.« Jonas hielt inne. »Und auf der von Iris. Sie ähneln sich, sind einfühlsam und herzerwärmend, etwas ganz Besonderes. Unverfälscht und zuverlässig. Und sie stehlen nicht.«

»Stehlen? Bist du verrückt geworden?«

»Nicht im herkömmlichen Sinne – es gibt auch Zeiträuber oder Diebe, die Gefühle und Emotionen stehlen. Und dann gibt es Typen wie dich, die stehlen ein ganzes Leben.«

Francesco begann zu verstehen, wenngleich Jonas’ verquere Tiraden ziemlich kompliziert waren. »Kommst du mir schon wieder mit dieser Geschichte? Wann hörst du endlich damit auf, mir Vorwürfe zu machen? Du weißt genau, dass ich keine andere Wahl hatte.«

Der alte Mann kniff die Augen zusammen und setzte das Kätzchen vorsichtig zurück auf den Boden. »Wir kennen uns lange genug, spar dir die Lügerei.«

Francescos Gesicht verdüsterte sich. »Ich habe dich nie angelogen.«

»Mich vielleicht nicht. Aber dich. Und bei dir hat es bestens funktioniert.«

»Du weißt genauso gut wie ich, was passiert ist.«

»Wenn du oder deine Frau den Mut gehabt hättet, ehrlich zu sein, wären die Dinge anders gelaufen. Es ging nicht bloß um euch beide – es ging ebenso um zwei kleine Mädchen. Jetzt musst du deiner Tochter alles erklären.« Er seufzte. »Und das, mein Freund, wird dich zerstören.«

Francesco wandte den Blick ab, sein Gesicht glich einer Maske. »Claudia und ich, wir waren einfach zu jung, mein Gott!« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Und dann konnte ich mich nicht von beiden Mädchen trennen.«

»Welche Mädchen?« Die Männer fuhren herum. Iris stand in der Tür, das Gesicht war im Dämmerlicht kaum zu erkennen. »Welche Mädchen meinst du?«

»Was machst du denn hier?«

Iris’ Finger umklammerten den Türpfosten, ihr Atem flog. »Von welchen Mädchen sprichst du da?«

Jonas räusperte sich. »Setz dich neben deinen Vater,...

Erscheint lt. Verlag 21.8.2017
Übersetzer Ingrid Ickler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Il Giardino dei Fiori Segreti
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Blumen • Dein-Spiegel-Bestseller-Autorin • Die Honigtöchter • Die Rosenfrauen • eBooks • Frauenromane • Italien • Liebesromane • Romane für Frauen • Schwestern • Zwillinge
ISBN-10 3-641-21380-0 / 3641213800
ISBN-13 978-3-641-21380-0 / 9783641213800
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