Tränenbringer (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Clara-Vidalis-Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
480 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44276-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tränenbringer -  Veit Etzold
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Band fünf der Bestseller-Serie von Veit Etzold: Top-Autor Veit Etzold ist mit seiner Hauptkommissarin Clara Vidalis, Expertin für Pathopsychologie am LKA Berlin, regelmäßig auf der Spiegel-Bestsellerliste. Kaum ein deutscher Thriller-Autor beherrscht die Klaviatur harter, realistischer Spannung so wie er. Ihr fünfter Fall bringt Clara auch persönlich an ihre Grenzen: Ein Serienkiller entführt 18-jährige Mädchen und lässt den Eltern Leichenteile zukommen. Die Ermittler schickt er ein ums andere Mal auf eine falsche Spur. Und vor Jahren fiel Claras kleine Schwester einem ganz ähnlich agierenden Wahnsinnigen zum Opfer, der nie gefasst werden konnte ... Harte Fälle, schnelle Action - deutsches Setting!

Prof. Dr. Veit Etzold ist Autor von zwölf SPIEGEL-Bestsellern. Sein erstes Buch schrieb er im Jahr 2008 mit Prof. Michael Tsokos, dem ehemaligen Chef der Berliner Rechtsmedizin, über spektakuläre Todesfälle in der Forensik. Bevor er zu schreiben anfing, war Etzold Banker, Strategieberater und Programmdirektor in der Management-Ausbildung. Heute arbeitet er als Thriller-Autor und Keynote Speaker. Passend zu seinen Thrillern ist er mit der Rechtsmedizinerin Saskia Etzold (geb. Guddat) verheiratet. Veit Etzold lebt mit seiner Frau in Berlin und Bremen.

Prof. Dr. Veit Etzold, geboren 1973 in Bremen, ist Autor von zwölf Spiegel-Bestsellern und gefragter Keynote-Speaker. Veit Etzold versteht es, komplexe Themen unterhaltsam und spannend aufzubereiten und zu einzigartigen Thrillern zu verarbeiten. Als Experte für Strategie und Storytelling hat er bereits zahlreiche internationale Unternehmen beraten. Er ist u. a. Mitglied der Atlantikbrücke und Global Bridges und lehrt zudem seit 2018 als Professor für Wirtschaftswissenschaften.

Kapitel 2


Berlin, 2016

»Dämliches Datenschutzgequatsche«, sagte Kriminaldirektor Winterfeld, während sie die Treppe hinunterliefen. Draußen vor dem Hauptquartier des LKA 1 in der Keithstraße zündete er sich einen Zigarillo an und paffte in die dämmerige Herbstluft. Clara Vidalis, Hauptkommissarin am LKA 113 und Expertin für Forensik und Pathopsychologie, folgte ihm. Hermann ebenfalls. Das LKA 1 war zuständig für Delikte am Menschen. Ebenso Kinder- und Jugendpornografie. Zweihundertsechzig Beamte, die nichts anderes machten, als den schlimmsten Abschaum der Gesellschaft zu jagen. Und die, wenn selbst sie nicht mehr weiterwussten, die Mordkommission 113 anriefen. Die Mordkommission 113, die am Tempelhofer Damm saß. Winterfelds Truppe, zu der auch Clara gehörte und die eng mit dem LKA 1 zusammenarbeitete.

Joost Boonstra kam ihnen schnaufend hinterher. Boonstra, mit rotblonden Haaren und einem, trotz seiner fünfundfünfzig Jahre, jungenhaften Gesicht, war auf Dauerdiät und deshalb bei dauerhaft schlechter Laune. Morgens nahm er nur sein sogenanntes »Singlefrühstück« zu sich, schwarzer Kaffee und Zigarette. Dünner wurde er dadurch trotzdem nicht, vielleicht weil gerade das Frühstück die Mahlzeit war, an der man am wenigsten sparen sollte, selbst wenn man das Ziel hatte, Gewicht zu verlieren. Er zupfte sich das Hemd zurecht, das sich über seinen Bauch spannte, und zündete sich eine Zigarette an.

»Probier mal die Marine-Diät«, hatte Winterfeld ihm vorhin gesagt und auf seinen Bauch geklopft. Boonstra hatte ihn irritiert angeschaut. »Einfach die nächste Uniform eine Nummer größer bestellen.« Boonstra hatte das nicht witzig gefunden.

»Sie sind mal wieder am Nichtrauchen?«, fragte Winterfeld und wandte sich an Clara.

Clara nickte. »Im Moment ja. Irgendwas muss ich auch mal richtig machen.«

»Dir gefällt der Datenschutz nicht?«, fragte Boonstra und deutete einen Ellbogenschlag in Winterfelds Seite an. Boonstra war Holländer und arbeitete eigentlich bei Europol in Den Haag, hatte aber für das LKA einige Computerschulungen übernommen, so wie diese Datenschutzschulung, die heute in der Keithstraße stattfand. Auch in Sachen Cyberspionage war er ein Crack.

Die Flitterwochen mit seiner Frau Femke waren dafür schon seit geraumer Zeit vorbei, sodass es ihm nichts ausmachte, wenn er lange arbeitete. Was ein Teufelskreis war. Denn weil er so viel arbeitete, hatte seine Frau sich eine Therapeutin gesucht, die ihr als Erstes gesagt hatte, dass sie mehr auf sich achten müsse. Femke hatte nach dem Studium ihren Job aufgegeben, um sich um die zwei gemeinsamen Kinder kümmern zu können. Die Therapeutin hatte ihr gesagt, dass sie ihren Mann zwingen müsse, sie stärker wahrzunehmen. Ihn dazu bringen müsse, endlich wahrzunehmen, was für Lücken durch seine viele Arbeit in ihrem Leben entstanden. Das Beste wäre, so die Therapeutin, wenn Joost noch einmal richtig um sie werben würde. So als würde er sich noch einmal in sie verlieben. Boonstra hatte das verstanden, aber mit dem Verlieben wollte es nicht so recht klappen.

Ich möchte gesehen werden. Wahrgenommen werden, hatte sie Boonstra und all ihren Freundinnen gesagt. Mach dir mal keine Gedanken, hatte Boonstra geantwortet, dich übersieht schon keiner. Denn sie hatte ähnlich an Gewicht gewonnen wie Boonstra und war auch noch zickig und drachenartig geworden. Dass Boonstras Konter die Ehe nicht gerade gerettet hatte, verstand sich von selbst. Derzeit lebte er in Trennung auf Probe, was darauf hinauslief, dass seine Frau das gemeinsame Haus bewohnte und sich mit Selbstfindung, magischen Steinen und Hot Yoga befasste und er im Keller lebte, was seine Laune auch nicht gerade verbesserte. Umso glücklicher war er, dass er zwei Wochen in Berlin sein konnte. In einem schönen Hotel, wo er nicht stundenlang dankbar sein musste, weil jemand die Handtücher im Bad wechselte.

Du wohnst im Keller? Ist ja fast wie bei Schweigen der Lämmer, hatte Winterfeld gesagt, da sind die Ermittler doch auch im Keller der FBI Academy. Jack Crawford, Clarice Starling und so weiter … Boonstra fand auch das nur bedingt witzig. Genauso wie den Tipp mit der Marine-Diät. Er fand ohnehin wenig witzig. Doch seine schlechte Laune hatte ihm schon häufig geholfen, wenn es darum ging, hart durchzugreifen. Bei Europol hatte er in der internationalen Abteilung kräftig aufgeräumt und zwei Dutzend Leute gefeuert. Diese McKinsey-artigen Qualitäten hatten ihm bei den englischsprachigen Kollegen von Europol den Spitznamen Boonstra the Butcher – Boonstra der Schlachter eingebracht. Ein Name, der, wie Clara fand, auch gut zu ihrem Job passte.

Winterfeld schaute die prächtige Fassade des klassizistischen LKA 1-Gebäudes in der Keithstraße hinauf und qualmte. Polizei stand auf dem Schild neben der Tür. Immerhin beruhigend, dachte Clara, dass die Polizei noch Polizei hieß in Zeiten, wo die Arbeitsämter Jobcenter und die Informationsschalter der Bahn ServicePoints genannt wurden. Aber wahrscheinlich würde auch der Name Polizei bald abgeschafft werden und hieß dann Bürgercenter oder HelpPoint oder auch Rescue-Team.

»Datenschutz«, knurrte Winterfeld, »das heißt doch in erster Linie Täterschutz. Terroristen kommunizieren über XBoxes oder andere Spielkonsolen miteinander, und wir dürfen nicht mal Handydaten speichern. Mit Telekommunikationsgesetzen aus den Fünfzigern!«

Boonstra grinste. »Ich helf euch immerhin, ein paar Tricks zu lernen.«

»Ja«, sagte Hermann, der in einem schwarzen Kapuzenpulli, die Hände in den Taschen, zwischen Boonstra und Winterfeld stand. Clara stand ihm gegenüber. »Aber nur, weil du von der Agenda abweichst. Lernen sollen wir das hier nicht.«

»Wie geht’s eurem Hund?«, fragte Clara Hermann.

Der zuckte die Schultern. »Pennt den ganzen Tag.« Hermann und seine Freundin hatten sich, nachdem es mit dem Kinderkriegen leider überhaupt nicht geklappt hatte, eine französische Bulldogge gekauft, blaugrau und noch ein Welpe. Frenchie nannte man diese kleinen, kompakten und lebenslustigen Tiere auch. Hermanns Frenchie war erst ein paar Wochen alt, hatte aber schon ziemlich große Ohren, die er senkrecht aufrichtete, wenn er ein unbekanntes Geräusch hörte. »Sonst sorgt der aber für Frohsinn. Es gibt da eine Studie, in der Männer Rechenaufgaben lösen mussten. Am besten waren die mit einem Hund dabei, am zweitbesten die, die allein rechneten, und am schlechtesten die, wo Frau oder Freundin daneben saßen.«

»Das glaube ich aufs Wort«, knurrte Boonstra. »Wie läuft denn Riskid?«, fragte er dann. Riskid war ein Programm, das das Ärztehopping von Eltern, die ihre Kinder misshandelten, verhindern sollte. Wurde ein Kinderarzt misstrauisch, weil das Kind immer stärker malträtiert war, gingen die Eltern einfach zu einem anderen Arzt. Bei Riskid konnten sich Kinderärzte geschützt austauschen. Dadurch fiel es viel leichter auf, wenn Eltern ihre verletzten Kinder einem neuen Arzt vorstellten, weil der alte Kinderarzt angefangen hatte, zu viele Fragen zu stellen.

Winterfeld zuckte die Schultern. »Ganz gut. Aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. In den meisten Fällen bleibt doch alles, wie es ist. Und jeder Kindermörder kriegt deutlich weniger aufgebrummt als irgendein Eierdieb oder Falschparker.«

Er schaute Hermann an. »Warst du nicht bei dem Fall in Wedding dabei? Müllerstraße?«

»Der mit der Mikrowelle?«, fragte Hermann.

»Ja.« Winterfeld zog an seinem Zigarillo, halb genießerisch, halb angeekelt, wie Clara fand. Vielleicht stimmte es, dass Winterfeld nicht rauchte, weil er es wollte, sondern weil er es musste. Auch wenn er das nie zugeben würde.

»Was war da los?«, fragte Boonstra. Clara kannte die Geschichte.

»Da hat so ein Typ sein Kind halb totgeschlagen und dann mit dem Kopf in die Mikrowelle gesteckt.«

»Und?«, fragte Boonstra. »Die Mikrowelle geht doch erst an, wenn die Tür zu ist.«

»Das hat er extra manipuliert«, sagte Hermann. »Der Typ war wohl mal Elektriker und hat sich auch noch schlaugemacht, damit die Strahlung auch bei offener Tür rauskam.«

Selbst Boonstras Augen weiteten sich. »Und der Kopf des Kindes?«

Winterfeld machte ein gequältes Gesicht. »Ist explodiert. War ’ne totale Sauerei.«

»Mein Gott.« Boonstra schüttelte den Kopf. »Und was kriegt der Täter?«

Winterfeld zuckte die Schultern. »In Deutschland? Keine Ahnung. Wahrscheinlich Verwarnung wegen Sachbeschädigung. Oder Rüge wegen unsachgemäßer Behandlung von technischen Geräten.«

»Herr Kollege, Sie übertreiben«, sagte Clara.

»Wär in Holland auch nicht anders«, knurrte Boonstra.

»Wenn, dann übertreibe ich nur ein bisschen«, sagte Winterfeld. »Die meisten Sachen fallen eh unter den Tisch, weil sie keiner merkt. Da ist das bei den Amis anders. Die haben ViCAP. Da kann jeder Polizist drauf zugreifen. Was haben wir? POLIKS, INPOL, POLAS, in jedem Bundesland ein anderes. Kleinstaaterei wie zu Kaisers Zeiten! Das schützt die Opfer genauso effektiv wie das Jugendamt das Kind in der Mikrowelle.«

Boonstra hob die Augenbrauen. »Klingt ja so, als wäre Deutschland auf dem Weg in einen failed state.«

Winterfeld nickte. »Das klingt nicht nur so.«

Clara kannte ihren Chef. Heute hatte er offenbar mal wieder einen seiner pessimistisch-fatalistischen...

Erscheint lt. Verlag 25.8.2017
Reihe/Serie Die Clara-Vidalis-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Clara Vidalis • Psychospannung • Serienkiller • Thriller
ISBN-10 3-426-44276-0 / 3426442760
ISBN-13 978-3-426-44276-0 / 9783426442760
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