Die Chroniken von Alice - Die Schwarze Königin (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
336 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-25634-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Chroniken von Alice - Die Schwarze Königin -  Christina Henry
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»Die Dunklen Chroniken« gehen weiter: Alice' Abenteuer in einer dunklen, verrückten und absolut faszinierenden Welt ist noch nicht zu Ende ...
Alice hat den Kampf gegen den Wahnsinn gewonnen - vorerst. Sie hat die Schandtaten des Kaninchens sowie den Blutdurst des Jabberwocks überlebt und will nun ein Versprechen einlösen: Jenny, die Tochter ihres Freundes Hatcher, zu finden. Doch Alice und Hatcher erwartet der nächste Albtraum. Sie müssen in das Reich der verrückten Weißen Königin vordringen, wo das wahre Spiel um das finstere Wunderland bereits begonnen hat. Jeder Zug führt Alice näher an ihre Bestimmung. Aber damit sie als Siegerin hervorgeht, muss sie nicht nur ihre neuen Kräfte zu beherrschen lernen, sondern herausfinden, was mit der rätselhaften Schwarzen Königin geschehen ist ...

Alle Bücher von Christina Henry:
Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
Die Chroniken von Alice - Die Schwarze Königin
Die Chroniken von Alice - Dunkelheit im Spiegelland
Die Chroniken von Peter Pan - Albtraum im Nimmerland
Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen
Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald

Die Bände (außer Alice) sind unabhängig voneinander lesbar.

Die Amerikanerin Christina Henry ist als Fantasy-Autorin bekannt für ihre finsteren Neuerzählungen von literarischen Klassikern wie »Alice im Wunderland«, »Peter Pan« oder »Die kleine Meerjungfrau«. Im deutschsprachigen Raum wurden diese unter dem Titel »Die Dunklen Chroniken« bekannt und gehören zu den erfolgreichsten Fantasy-Büchern der letzten Jahre. Die SPIEGEL-Bestsellerautorin liebt Langstreckenläufe, Bücher sowie Samurai- und Zombiefilme. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Chicago.

TEIL ZWEI


DER BERG

Alice und Pen blieben stehen, als das Dorf in den Blick kam. Diesmal war es ein echtes Dorf, wie Pen ihr versicherte, ohne Tricks oder Fallen.

Sie nickte erschöpft. Alice wollte hier ein oder zwei Nächte bleiben, in einem richtigen Bett schlafen und etwas anderes essen als altbackenes Brot und kalte Pilze und harte, saure Beeren. Sie konnte von Glück reden, dass sie überhaupt so etwas hatte, nahm sie an. Ohne den Riesen, der sie vor einigen tödlich giftigen Pflanzen gewarnt hatte, wäre sie wahrscheinlich irgendwo in diesem Wald einsam erstickt.

Ja, der Riese war hilfreich gewesen. Aber er war auch abwechselnd entweder wütend (auf die Königin) oder ängstlich (um Alice), und dieser ständige Wechsel seines Gemütszustands war anstrengend. Sie hätte dankbar sein müssen, und irgendwo tief drinnen war sie das auch, aber vor allem war sie müde und unendlich betrübt.

Hatcher war ein Wolf, stand unter dem Bann der Königin. Gut möglich, dass das Heulen, das Alice in der Nacht in dem verzauberten Häuschen gehört hatte, aus Hatchers Kehle gekommen war, der nicht mehr er selbst war.

In Alice’ Kehle steckte ein Schrei, aber wenn sie dem nachgab, würde sie nicht mehr aufhören können zu schreien. Also schrie sie nicht oder schluchzte oder raufte sich die Haare oder hämmerte mit den Fäusten auf etwas ein, bis sie bluteten, obwohl sie all dies am liebsten getan hätte. Stattdessen klammerte sie sich mit allen Kräften an einen Gedanken, den sie nicht mehr losließ – jeder Zauber kann rückgängig gemacht werden. Daran musste sie glauben, auch wenn sie keinerlei Beweise dafür hatte, dass es stimmte. Sie musste daran glauben, dass sie Hatcher zurückbekommen würde.

Pen stand unsicher neben Alice, die stehen geblieben war und ins Leere starrte. »Ich seh dich dann in ein, zwei Tagen, Miss Alice«, sagte er zögerlich.

»Ja«, antwortete sie.

»Auf der anderen Seite des Dorfs.«

»Ja.«

»Und dann gehen wir zum Schloss und nehmen Rache für meine Brüder und deinen Mann.«

»Ja.«

Sie sagte ja, auch wenn sie nicht wusste, wie das geschehen sollte. Irgendwie hatte sie die ganze Zeit ihr Bestes gegeben, und doch war alles schiefgegangen. In all dem Horror, all der Traurigkeit war Alice sich einer Sache vollkommen sicher gewesen – dass Hatcher immer an ihrer Seite sein würde. Und dann plötzlich war er es nicht mehr. Hatcher war nicht einmal mehr Hatcher.

Und du bist eine Zauberin, die nicht mal Sand in Brot verwandeln kann. Wie willst du da einen Wolf in einen Mann zurückverwandeln?

»Jeder Zauber kann rückgängig gemacht werden«, murmelte Alice.

Sie musste daran glauben. Sie musste. Doch das war kein Problem, das man mit Liebe oder Mut oder Entschlossenheit oder auch nur durch inniges Wünschen lösen konnte. Es konnte nur durch Zauberei gelöst werden, echte Zauberei.

Alice kam wieder zu sich und merkte, dass Pen immer noch da herumlungerte und auf eine Reaktion von ihr wartete.

»Alles in Ordnung, Pen«, sagte Alice. »Ich vergesse es nicht.«

»Wenn du es sagst, Miss Alice«, antwortete der Riese zweifelnd.

»Das tu ich.«

Er sah aus, als wollte er noch etwas hinzufügen, überlegte es sich dann aber wohl anders und drehte sich um.

Und dann war Alice wieder allein. Kein Riese ragte schützend über ihr auf, kein Kobold lauerte hinter ihr. Kein Hatcher sprach mit ihr durch ein Mauseloch, kein Grinser sprach zu ihr in ihrem Kopf. Sie war allein, zumindest so lange, bis sie an die ersten Häuser am Dorfrand kam. Gestern hatte die Vorstellung, allein zu sein, noch etwas Beängstigendes gehabt. Jetzt war sie entspannend. Sie konnte aufhören, so zu tun, als ginge es ihr gut, wenn es gar nicht so war.

Das Dorf war etwa eine Viertelmeile entfernt. Der Wald endete in einer abrupten Linie, als hätte jemand den Bäumen gesagt, wo sie aufhören sollten zu wachsen. Zwischen Wald und Dorf befand sich eine Wiese mit hohem Gras, goldgelb in den Strahlen der tief stehenden Nachmittagssonne, das Alice bis zur Hüfte reichte.

Holzrauch stieg aus den Schornsteinen der kleinen Häuser, und der Wind trug den schweren Geruch von Schweinen und Kühen und dem dazugehörigen Mist hinüber. Außerdem briet da Fleisch über irgendjemandes Kochfeuer, und der angenehme Duft von sonnenwarmer Vegetation und frisch umgegrabener Erde hing in der Luft.

Alice hielt das Gesicht in die Sonne und dachte einen Moment, wie schön es doch war, einfach mal die Sonne zu sehen, nachdem sie – wie viele Tage? – in diesem schrecklichen Wald herumgeirrt war. Es kam ihr vor wie ein halbes Leben.

Und wenn du nicht eine weitere Nacht draußen im Freien verbringen willst, dann musst du dich in Bewegung setzen, Miss Alice.

Also trottete sie los, denn es blieb ihr nichts anderes zu tun, und es gab nichts anderes, wohin sie gehen konnte.

Das Dorf war genau dort hingebaut worden, wo das Grasland endete und der Berg sich erhob, sodass ein Ende der Hauptstraße tiefer lag als das andere. Es schien Alice eine seltsame Entscheidung, sein Zuhause ausgerechnet auf so einer schiefen Ebene zu suchen. Wie sollte man Tee trinken, wenn alles ständig vom Tisch rutschte?

Sie musste kichern und erkannte sowohl das Kichern als auch ihre dummen Gedanken als erste Anzeichen von Hysterie. Sie brauchte Zeit, um sich zu besinnen, um Kraft für die vor ihr liegende Aufgabe zu sammeln und für die Möglichkeit, dass sie scheitern könnte.

Vielleicht würde sie Hatcher nicht von dem Fluch befreien können. Aber sie könnte ihn zumindest von der Königin befreien. Sie könnten zusammen durch das Land streifen, und die Leute würden sich Geschichten erzählen von dem großen Mädchen mit dem grauäugigen Wolf, der sie zu lieben schien.

Wenn sie Jenny fanden (was mit Hatcher als Wolf wahrscheinlich sehr viel einfacher werden würde, nahm Alice an, denn er könnte sie mit seiner Nase aufspüren), würde sie ihr einfach erklären, dass ihr Vater unter einem Zauberbann stand, und sie bitten, einfach trotzdem mit ihnen mitzukommen.

»Hysterisch«, sagte Alice zu sich. Ihre Gedanken wurden mit jedem Augenblick lächerlicher.

Sie ging an den ersten Häusern der Siedlung vorbei, ohne wirklich auf die Umgebung zu achten, sodass sie die aufgeschreckte Gans erst bemerkte, als sie ihr schimpfend entgegenflog und überall Federn herumwirbelten.

»Komm her, du dummer Vogel!«, rief ein Junge.

Alice wich zurück und versuchte sich die wütende Kreatur und ihren schnappenden Schnabel mit wedelnden Händen vom Leib zu halten, hatte aber nur wenig Erfolg. Sie fühlte das Schnappen an ihren Händen und in ihrem Haar und schrie auf.

Kurz darauf war das Trommeln von Füßen zu hören, und ein Paar schmutziger Hände packte die Gans an beiden Flügelansätzen.

»Entschuldigung, Miss«, sagte der Junge. Er bestand nur aus langen Armen und Beinen und Knochen und Sommersprossen mit einem Schopf aus unordentlichem braunem Haar darüber. »Sie brütet gerade, und da lässt sie nicht jeden in ihre Nähe.«

Brütet?, dachte Alice. Machen Vögel das nicht im Frühling? Heißt das, es ist Frühling?

Ihr wurde klar, dass sie nicht wusste, welche Jahreszeit war oder wie viel Zeit vergangen war, seit Hatcher und sie aus dem Irrenhaus geflohen waren.

»Eigar, weg von da, sofort!«, rief eine Frauenstimme.

Alice betastete ihren Kopf und fühlte etwas Klebriges. Sie sah auf ihre Hand, die blutig war, dann blickte sie in Richtung der Rufe. Eine Frau, gealtert durch Sorge und Arbeit, stand auf der Schwelle eines der kleinen Steinhäuser, das Haar unter einem Kopftuch, und ihre blauen Augen blickten Alice misstrauisch und böse entgegen.

»Tut mir leid, Miss«, sagte der Junge und deutete eine Verbeugung an, bevor er nach Hause zurückrannte, die immer noch wütend strampelnde Gans in den Armen.

Alice sah ihm nach, sah, wie seine (Mutter? Großmutter? Tante?) den Jungen in Empfang nahm, ihn und den Vogel hineinschob und die Tür fest hinter ihnen schloss.

So viel zum Thema Gastfreundlichkeit, dachte Alice. Die Frau hätte ihr doch zumindest einen feuchten Lappen für ihren Kopf anbieten können. Immerhin war es ihr Vogel gewesen, der ihr die Verletzung zugefügt hatte.

Alice riss einen Streifen von ihrem immer kürzer werdenden Hemd ab und versuchte, die Schnitte abzutupfen. Sie sah furchterregend aus, so viel stand fest, sogar ohne dass ihr Gesicht blutverschmiert war. Kein Wunder, dass die Frau auf der Schwelle ihr so misstrauisch begegnet war.

Vielleicht gab es einen öffentlichen Brunnen oder eine Quelle im Dorf, wo Alice sich waschen konnte, dachte sie. Sie trottete weiter, in Gedanken halb bei ihrer schmuddeligen Erscheinung (das Blut und meine Narbe lassen mich wohl kaum besonders ansprechend aussehen) und halb bei ihrer Umgebung.

Die meisten Häuser waren fest verschlossen, die Läden vor den Fenstern zugezogen, die Türen entschieden geschlossen. Wenn sie jemandem auf der Straße begegnete, warf er nur einen Blick auf sie und sah dann schnell wieder weg, beinahe, als glaubten sie, sie würde verschwinden, wenn sie sie nicht beachteten.

Während Alice langsam weiterging und versuchte, sich nicht allzu schlecht zu fühlen wegen ihres Aussehens, überlegte sie, ob sie vielleicht einfach nur etwas zu essen kaufen und gleich weiterziehen sollte. Dieses Dorf machte nicht den Eindruck, als wollte es ihr...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2020
Reihe/Serie Die Dunklen Chroniken
Übersetzer Sigrun Zühlke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Red Queen (The Chronicles of Alice)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte A.G. Howard • Alice im Wunderland • Dark Fantasy • Dark Wonderland • Dystopie • eBooks • Fantasy • Gewalt • Horror • horrortok • Lewis Carroll • Märchen • Märchenbuch • Schach • slashersummer • summerhorror • through the looking glass • Tim Burton
ISBN-10 3-641-25634-8 / 3641256348
ISBN-13 978-3-641-25634-0 / 9783641256340
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