Der zerstreute Zeitreisende -  TERRY PRATCHETT

Der zerstreute Zeitreisende (eBook)

Storys
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60136-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Vom Erfinder der Scheibenwelt und dem Großmeister der Phantastik Terry Pratchett stammen diese 17 bisher unveröffentlichten Kurzgeschichten aus den Anfängen seines Schaffens. Ursprünglich für Tageszeitungen verfasst, erscheinen diese nun erstmals gebündelt in Buchhform. Die Vorstellungskraft kann einen auf den Gipfel des höchsten Berges oder auf den Grund des tiefsten Meeres bringen. Dahin verschlägt es Doggins bei seinem Abenteuer. Auf dem Mond landen drei junge Erfinder, wo sie eventuell eine Flasche Limonade vergessen haben. Und ein Höhlenmensch macht sich auf den Weg zum Zahnarzt.

Terry Pratchett, geboren 1948 in Beaconsfield, England, erfand in den Achtzigerjahren eine ungemein flache Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten und einer Riesenschildkröte ruht, und hatte damit einen schier unglaublichen Erfolg: Ein Prozent aller in Großbritannien verkauften Bücher sind Scheibenweltromane. Jeder achte Deutsche besitzt ein Pratchett-Buch. Bei Piper liegen der erste Scheibenweltroman »Die Farben der Magie« sowie die frühen Bände um Rincewind, Gevatter Tod, die Hexen und die Wachen vor - Meisterwerke, die unter den Fans einhellig als nach wie vor unerreicht gelten. Terry Pratchett erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den »World Fantasy Lifetime Achievement Award« 2010. Zuletzt lebte der Autor in einem Anwesen in Broad Chalke in der Grafschaft Wiltshire, wo er am 12. März 2015 verstarb.

Terry Pratchett, geboren 1948 in Beaconsfield, England, erfand in den Achtzigerjahren eine ungemein flache Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten und einer Riesenschildkröte ruht, und hatte damit einen schier unglaublichen Erfolg: Ein Prozent aller in Großbritannien verkauften Bücher sind Scheibenweltromane. Jeder achte Deutsche besitzt ein Pratchett-Buch. Bei Piper liegen der erste Scheibenweltroman »Die Farben der Magie« sowie die frühen Bände um Rincewind, Gevatter Tod, die Hexen und die Wachen vor – Meisterwerke, die unter den Fans einhellig als nach wie vor unerreicht gelten. Terry Pratchett erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den »World Fantasy Lifetime Achievement Award« 2010. Zuletzt lebte der Autor in einem Anwesen in Broad Chalke in der Grafschaft Wiltshire, wo er am 12. März 2015 verstarb. Mark Beech arbeitet als freier Illustrator für viele Verlage im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur. Er ersann die kongenialen Zeichnungen für Terry Pratchetts Kurzgeschichtensammlungen »Dralle Drachen«, »Die staubsaugende Schreckschraube« und "»Der falsche Bart des Weihnachtsmanns«.

Ub und die Kröte


Es war ein schöner sonniger Tag im Garten, und das einzige Geräusch stammte von den Bienen, die um die Blüten herumsummten.

Am Ende des Gartens, hinter dem heruntergekommenen Schuppen – dort, wo Gras und Unkraut über zerbrochene Blumentöpfe und rostige Werkzeuge hinwegwucherten – trug ein Bataillon roter Ameisen ein Stück Brot zum Ameisenhaufen. Immer wieder hörte man kleine Rufe wie »Vorwärts, Kameraden!« und »Tritt mir nicht auf die Füße!«, als der Brotbrocken an Steinen vorbeigetragen und durchs Gras geschleppt wurde.

Eine Heuschrecke namens Ern saß hoch oben auf einer Distel. Sie schlief halb und hatte nur ein Auge geöffnet, das plötzlich den Feind entdeckte. Ern sprang rasch auf einen Grashalm und zirpte eine Nachricht:

Andere Heuschrecken hörten Ern und gaben die Botschaft von Grashalm zu Grashalm weiter.

Die Ameisen vernahmen die Warnung und schafften es zum Ameisenhügel, kurz bevor die Zugänge geschlossen wurden.

Käfer, Schmetterlinge, Fliegen und Spinnen, sie alle hörten Ern, und es dauerte nicht lange, bis die Wildnis aus Gras und Unkraut hinter dem Schuppen leer war. Alle Insekten suchten so schnell wie möglich Unterschlupf in irgendwelchen Löchern oder hoch oben auf Halmen.

»Die Kröte kommt!«, lautete der unheilvolle Ruf.

Die Schnecken zogen sich unter ihren alten Stein zurück und schoben ein Stück verwittertes Holz vor den Eingang. Sie mochten die anderen nicht sonderlich, aber von allen anderen mochten sie die Kröte am wenigsten.

Selbst die Würmer ergriffen die Flucht und krochen tief in den kühlen, feuchten Boden.

Die Grashalme raschelten, als sich die Kröte näherte und den zurückgelassenen Brotbrocken fand. Hunderte von Augen beobachteten aus Löchern und Ritzen, wie die Kröte ihre klebrige lange Zunge ausstreckte und den Brocken in einem Stück verschlang. Die armen Ameisen hatten drei Wochen gebraucht, um ihn vom Rasen beim Vogelhaus herbeizuschleppen.

Die Kröte schnüffelte eine Zeit lang herum und suchte mit böse blickenden Augen in den Schatten unter den Ampferblättern. Jedes Mal, wenn sie in ihre Richtung sah, wichen die beobachtenden Insekten zurück und hofften, nicht entdeckt worden zu sein.

Schließlich kroch die Kröte unter die Brombeersträucher und verließ den Garten.

»Na, das war knapp, so viel steht fest«, sprach die Heuschrecke namens Ern und glitt an einem Grashalm herunter.

»Jemand hat das Brot des Volkes gestohlen!«, rief der Ameisenoberst und kam aus dem Ameisenhügel gelaufen.

»Glitsch

         glutsch

                  zlitsch

                           zlutsch«, kommentierten die Schnecken unter ihrem Stein.

Die anderen Insekten verließen ihr jeweiliges Versteck, und bald hatte sich eine Menge unter dem Ampferblatt versammelt.

»Nieder mit der schrecklichen Kröte!«, rief eine Ameise.

»Wie können wir sie vertreiben?«, fragte ein Käfer.

»Jetzt hört mal!«, sagte Ern. »Es wird Zeit, dass wir dieses Problem lösen, damit wir nicht unser Futter verlieren und irgendwann gefressen werden. Hat jemand einen Vorschlag?« Er sah sich um.

Unter dem Stein glitschte und zlitschte es. »Wir wissen, was es zu tun gilt«, antworteten die Schnecken. »Ub weiß Bescheid. Gsssch. Ub wird es euch sagen. Zsssch«, zischten die Schnecken.

»Hat jemand Ub in letzter Zeit gesehen?«, fragte Ern und ließ den Blick über die versammelten Insekten schweifen.

Nein, niemand hatte ihn gesehen. Die meisten Insekten wussten nicht einmal, wer Ub war, und einige der jüngeren Eintagsfliegen hatten noch nie von ihm gehört (was daran liegen mochte, dass manche Eintagsfliegen tatsächlich nur einen Tag lebten).

»Ich glaube, er wohnt irgendwo beim zerbrochenen Blumentopf«, teilte eine Fliege den Versammelten mit.

»Ja, dasss sssschtimmt«, zischte eine schwarze Schnecke. »Und er verabscheute die Kröte ebenfalls.«

Also machte sich Ern auf den Weg zum zerbrochenen Blumentopf. Er hüpfte von Grashalm zu Grashalm und hielt alle seine Augen offen (Heuschrecken haben fünf), für den Fall, dass die Kröte zurückkehrte.

Ub wusste bestimmt, was unternommen werden musste. Er war mit den Schnecken verwandt und erinnerte sich an die Zeit vor den Blumentöpfen. Er hatte sogar schon gelebt, bevor das Feld zu einem Garten geworden war. Nicht viele Insekten wussten, wie er aussah. Manchmal suchte er den überwucherten Teil des Gartens auf, um zu sehen, was dort vor sich ging. Aber er kam ausschließlich nachts und nur dann, wenn die Schnecken unterwegs waren.

Der zerbrochene Blumentopf – ein großes orangefarbenes Ding, für eine Heuschrecke so groß wie ein sehr großes Haus – lag neben der Hecke in einem Blätterhaufen auf der Seite. Es wurde dunkel, als Ern ihn erreichte und nervös hineinspähte.

»Ub?«

Im finsteren Innern des Blumentopfs bewegte sich etwas, ganz langsam.

Es war die älteste und größte Schnecke, die Ern jemals gesehen hatte. Ub war so groß, dass sein verdrehtes Schneckenhaus fast bis zum Rand des Blumentopfs reichte. Darunter richteten sich zwei uralte Augen auf Ern.

»Wer ist gekommen, um Ub zu stören?«, fragte Ub. Er sprach mit tiefer, hallender Stimme, die den ganzen Blumentopf ausfüllte.

»Ern«, antwortete Ern. »Lieber Herr Ub, äh … ich meine, Euer Gnaden. Die Schnecken haben mir von Euch erzählt …«

»O ja, die Schnecken. Leider sehe ich meine Verwandten nicht mehr so oft wie früher.« Ub streckte den faltigen, langen Hals. »Wie geht es ihnen?«

»Oh, recht gut. Solange sie nicht von der Kröte gefressen werden.«

»Oh, die Kröte treibt sich wieder herum, wie?«

Und so erzählte Ern der alten Schnecke von der Kröte, die immer wieder den überwucherten Teil des Gartens heimsuchte und jeden fraß, der ihr in den Weg geriet. Als er seine Schilderungen beendete, war die Sonne untergegangen. Ern schlief in dem großen Blumentopf, für den Fall, dass die Kröte auf Jagd ging. Ub hingegen zog in die Nacht hinaus, wo er geheimnisvollen Aufgaben nachging.

Als Ern erwachte, lag neben dem Blumentopf eine Mitteilung für ihn, in krakeliger Schneckenschrift auf ein welkes Blatt geschrieben.

Sie lautete:

Haltet die Kröte so lange wie möglich auf, wenn sie das nächste Mal kommt. Ich besuche jemanden, den ich früher einmal gut kannte. Er mag Insekten nicht sehr, aber Kröten mag er noch weniger. Beste Grüße, Ub

Sehr nachdenklich kehrte Ern heim und befürchtete, dass die Kröte am folgenden Abend erneut erscheinen würde.

Ubs Worte forderten ihn auf, dafür zu sorgen, dass die Kröte so lange wie möglich im überwucherten Bereich des Gartens blieb, was den anderen Insekten nicht sehr gefiel.

»Das ist ja alles schön und gut«, sagte eine ältere Grille. »Aber wenn die Kröte kommt, möchte ich möglichst gut versteckt sein.«

»Ich ebenfalls«, stimmte ihr der Ameisenoberst zu.

»Und wir?«, fragten die Schnecken. »Wasss erwartest du von uns?« Und damit glitten sie fort.

Schließlich blieben nur Ern, einige andere Heuschrecken* und ein oder zwei Käfer übrig. Die Sonne ging bereits unter, und Ern wusste, dass sich die Kröte bald zeigen würde. Er fragte sich, wie er sie im überwucherten Teil festhalten sollte, nachdem sie doch viel stärker war als alle anderen.

»Ich weiß, was wir brauchen«, sagte einer der Käfer (Erasmus genannt). Er ließ die Flügel surren, und im Gras knisterte es.

»Ich hoffe nur, dass ich deshalb nicht in Schwierigkeiten gerate«, sagte Erasmus. »Ich habe nämlich Hirschkäfer gerufen, und die können recht aggressiv sein.«

Später am Abend, als das Licht einiger Glühwürmchen durchs Dickicht fiel, kehrte die Kröte zurück. Sie blickte unter die Ampferblätter, saß im Gras und lauschte aufmerksam. Völlig reglos hockte sie da und wartete darauf, dass ein Insekt vorbeikam. Und dann – – würde es kein Insekt mehr geben.

Hoffentlich kommt Ub bald, dachte Ern. Er hielt sich auf dem Rücken eines Hirschkäfers fest und beobachtete die Kröte. Plötzlich setzte sich die gelangweilte Kröte in Bewegung und schien das Dickicht verlassen zu wollen …

»Angriff!«, rief Ern.

Die Hirschkäfer verließen ihre Verstecke, jeder von ihnen mit einem Käfer oder einer Heuschrecke auf dem Rücken. Die Kröte wich zurück, als große Scheren nach ihr schnappten.

rief Erasmus.

Jedes Mal, wenn die Kröte davonkriechen wollte, trieben die Hirschkäfer sie zurück. Ern gewann den Eindruck, dass immer mehr Insekten eintrafen. Und das stimmte tatsächlich. Aus allen Ritzen und Löchern kamen sie...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2022
Illustrationen Mark Beech
Übersetzer Andreas Brandhorst
Sprache deutsch
Original-Titel The Time-Travelling Caveman
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Bestseller Autor • Buch • Fantasy • Fantasy Roman • Funny Fanatsy • Gevatter Tod • good omens • Humor • Kinderbuch • Klassiker • Kurzgeschichten • Neuerscheinung 2021 • Pratchett • Sammelband • Scheibenwelt • Wachen! Wachen!
ISBN-10 3-492-60136-7 / 3492601367
ISBN-13 978-3-492-60136-8 / 9783492601368
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 19,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich