Mädchen ohne Kleider

Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023

(Autor)

Buch | Hardcover
69 Seiten
2022 | 2. Auflage
Suhrkamp (Verlag)
978-3-518-43060-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mädchen ohne Kleider - Maria Stepanova
23,00 inkl. MwSt

Mädchen ohne Kleider, Kleider ohne Leute, Ob aus Luft - auch in ihren neuen, so liedhaften wie erzählerischen Gedichtzyklen macht sich Maria Stepanova an die »Reparatur des Lebens«. Auslöser können Zufallsfunde sein: etwa das Foto von einer jungen Namenlosen, nackt auf einer Chaiselongue, dem Auge des Freiers ausgesetzt wie das Wild im Visier des Jägers. Den existentiellen Impuls, Frauen dem pornographischen Blick zu entziehen und sie zu retten, indem sie ihre Schutzlosigkeit in Poesie bannt, spürt man in jeder Zeile. Sie setzt ihre ganze Kunst dafür ein, die Erschütterung in luzide, unpathetische Verse zu bringen.

Immer sind irgendwo Mädchen ohne Kleider.

Immer ist da etwas, das an ihnen frisst.

Immer ist da etwas, das von ihnen bleibt.

Immer ist da etwas für immer vorbei.

Nie mehr wird sie den Holztrottoir betreten,

In der Hand den zitronengelb welken Schirm

Wie ein Sonnenrad, das sich dreht,

Die Straßenfrau bei der Arbeit am Sex der anderen,

Dies ist das einzige Foto von ihr.

Darauf zu sehen: rund wie die Sonne, ihr Hintern.

Maria Stepanova, 1972 in Moskau geboren, ist die international erfolgreichste russische Dichterin der Gegenwart. Für ihr umfangreiches lyrisches und essayistisches Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihr Prosadebüt Nach dem Gedächtnis (2018) wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie lebt zurzeit in Paris.

Olga Radetzkaja, 1965 in Amberg geboren, hat u.a. Werke von Julius Margolin, Viktor Schklowskij, Polina Barskova und Boris Poplavskij übersetzt. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Brücke Berlin Preis 2020 (zusammen mit Maria Stepanova).

»... eine poetische Präzision, die nicht verkleinert oder vergrössert, und in einer Sprache, die direkt ist, ohne grob oder vulgär zu sein.« Anna Frey NZZ am Sonntag 20230924

»... eine poetische Präzision, die nicht verkleinert oder vergrössert, und in einer Sprache, die direkt ist, ohne grob oder vulgär zu sein.«

»Es ist unbegreiflich, woher Maria Stepanova die Bilder nimmt, mit denen sie ihre Gedichte Schlag auf Schlag bestückt.«

»[Stepanova] zeigt exemplarisch, wie eine aktuelle poetische Sprache aus dem Bewusstsein für Zeit- und Literaturgeschichte entsteht.«

»Stepanovas neuartige lyrische Sprache und ihre avantgardistische Erweiterung der Möglichkeiten des Gedichts kann süchtig machen nach ihren Gedichten.«

»[Der Gedichtband] zeigt, wie gerade aus dem Bewusstsein für Zeit- und Literaturgeschichte eine frappierend heutige poetische Sprache entstehen kann.«

»Man kann sich der unglaublich intensiven poetischen Stimme dieser Übersetzerin anvertrauen. ... Hervorragend und wirklich kongenial.«

»Und nackt ist auch die Wahrheit, mit der sich Maria Stepanova in den Lyrikhimmel schreibt und nicht nur nebenbei die russische Autokratie anklagt.«

»In ihren neuen Gedichtzyklen, ... in der beeindruckenden Übersetzung von Olga Radetzkaja ..., wird das Thema der Schichten variiert: Es geht immer wieder um Kleider, die Körper verhüllen oder – wenn abgelegt – zu wehmütigen Zeugnissen vergangener Zeit, zu fadenscheinigen Erinnerungsstücken werden.«

Erscheinungsdatum
Übersetzer Olga Radetzkaja
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 142 x 223 mm
Gewicht 212 g
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte International Booker • metoo • Missbrauch • Nacktbilder • Nacktheit • neues Buch • Pornografie • Rettung • russische Dichter • Russische Gegenwartsdichtung • russische Lyrik • Schutzlosigkeit • Verlorenheit
ISBN-10 3-518-43060-2 / 3518430602
ISBN-13 978-3-518-43060-6 / 9783518430606
Zustand Neuware
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