Kühe kuscheln (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie die Tiere und ich ein neues Leben begannen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9193-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kühe kuscheln -  Joar Berge
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'Der Weg zu mir selbst führte mich zurück auf die Kuhweide.' - Joar Berge Joar Berge besaß schon als Kind eine außergewöhnliche Verbindung zu Kühen, die sein gesamtes Leben prägen sollte.  Nach Jahren exzessiven Stadtlebens in verschiedenen Metropolen folgt Joar seinem eigentlichen Traum und schenkt den Rindern Dagi und Emma einen Lebensplatz. Diese Entscheidung gab seinem Leben eine komplett andere Richtung und offenbarte ihm den Stellenwert besonderer Tier-Mensch-Beziehungen. Unzählige Stunden verbringt Joar seitdem auf der Kuhweide, fügt sich in den Rhythmus der größer werdenden Kuhherde ein und lässt uns an seinen Erlebnissen teilhaben. Dann trifft Joar eine weitere richtungsweisende Entscheidung - nicht nur für sein eigenes Leben: Gemeinsam mit Freunden gründet er einen Lebenshof für Tiere. Damit wird sein Traum zur persönlichen Berufung. In der folgenden Zeit durchlebt Joar einen Prozess, der nicht nur seinen eigenen Weg zum inneren Glück beschreibt, sondern auch viele andere für die besondere Beziehung und denUmgang mit Tieren inspiriert.

Joar Berge, geboren 1982, wuchs mit dreizehn Geschwistern in einer norwegischen Familie im ländlichen Odenwald auf. Die Kindheit war geprägt von einer besonderen Beziehung zu Tieren und der Natur. Einen großen Teil seines Lebens verbrachte er jedoch in Städten wie Mannheim, Köln, Berlin oder Antibes und arbeitete als IT-Manager. 2019 entschied er sich, aufs Land zurückzukehren. Er gründete den Lebenshof Odenwald e. V. mit, dem er auch vorsteht. Seither rettet er Tiere in Not und schenkt ihnen ein sicheres Zuhause. Dieses Engagement und die Verbundenheit zur Natur haben nicht sein eigenes Leben grundsätzlich verändert, sondern ist vielmehr zu einer persönlichen Berufung geworden.

Joar Berge, geboren 1982, wuchs mit dreizehn Geschwistern in einer norwegischen Familie im ländlichen Odenwald auf. Die Kindheit war geprägt von einer besonderen Beziehung zu Tieren und der Natur. Einen großen Teil seines Lebens verbrachte er jedoch in Städten wie Mannheim, Köln, Berlin oder Antibes und arbeitete als IT-Manager. 2019 entschied er sich, aufs Land zurückzukehren. Er gründete den Lebenshof Odenwald e. V. mit, dem er auch vorsteht. Seither rettet er Tiere in Not und schenkt ihnen ein sicheres Zuhause. Dieses Engagement und die Verbundenheit zur Natur haben nicht sein eigenes Leben grundsätzlich verändert, sondern ist vielmehr zu einer persönlichen Berufung geworden.

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Vorwort
Prolog
Zurück auf Anfang
Sonne, Strand und Meer
Plan B: Kuhkuscheln
Bauer auf Probe
Zurück zu den Wurzeln
Komische Vorstellungen
Vorbotin
Auf Kuschelkurs
Neues Leben
Neue Freunde
Neue Rituale
Zurück zu mir
Ein Hauch von Freiheit
Neue Gefährten
Unverhofft
Grundsteine
Plan A: Kein Plan
Vorfreude
Hoffnung
Engel
Lebenshofgeschichten I
Zufälle
Schicksal
Lebenshofgeschichten II
Bildteil
Lebenshofgeschichten III
Die Kuh, die weinte
Lebenshofgeschichten IV
Tacheles
Neue Wege
Kleines Paradies
Lebenshofgeschichten V
Die Kraft der Gedanken
Lebenshofgeschichten VI
Das Universum übertreibt
Kuhgeflüster
Abschied
Lebendig
Sanfte Inspiration
Lebenshofgeschichten VII
Kein Plan C
Ach, Universum
Epilog
Danksagung

Zurück auf Anfang


Odenwald, 30 Jahre vorher


Widerwillig wartete ich an diesem Tag das Mittagessen ab. Und dann musste ich auch noch den Tisch abräumen. Dabei hatte ich es wirklich eilig. Schon der Vormittag in der Schule hatte sich in die Länge gezogen wie Kaugummi.

Als endlich alle aufgegessen hatten, brachte ich in Windeseile das ganze Geschirr, Besteck und die Töpfe in die Küche. Ich ärgerte mich, dass ausgerechnet ich heute wieder diesen Dienst übernehmen musste. Schließlich hatte ich ausreichend Geschwister und würde dadurch womöglich das Wichtigste verpassen. Es könnte jeden Tag so weit sein! „Du bist halt unser Aschenputtel“, zog mich einer meiner älteren Brüder auf, der meinen Ärger bemerkte.

Kaum war ich fertig, rannte ich aus der Haustür, schwang mich aufs Fahrrad und fuhr so schnell ich konnte ans andere Ende meines kleinen Heimatdorfes, das gerade mal rund dreihundert Einwohner zählte. Ich bog in die Einfahrt eines Bauernhofs ein, legte mein Fahrrad mitten auf dem Hof ab und rannte zum Kuhstall. Dort angekommen, riss ich die Tür auf, doch der Stall war komplett leer. Alle Kühe waren auf der Weide.

Schnell schloss ich die Tür wieder und ging direkt zum Kälberstall. Ein kurzer Blick und ich wusste: Es war noch kein neues Kalb da. Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte nichts verpasst! Weder Rosa noch Molly hatten ihr Kalb bekommen. Während mein Puls sich langsam wieder normalisierte, begrüßte ich nach und nach die älteren Kälber, die inzwischen neugierig aus ihren Boxen schauten. Danach ging ich zurück auf den Hof.

Den Nachmittag verbrachte ich damit zu warten und mir die Zeit zu vertreiben. Ich spielte mit den Katzen und begleitete die Bauerntochter bei der täglichen Hofarbeit.

„Hast du schon einen Namen?“, fragte sie mich wohl wissend, wie groß meine Vorfreude war. Sie war gerade im Gemüsebeet zugange und ich saß neben ihr auf dem Boden mit einer der Katzen auf dem Schoß.

„Ja klar! Den verrate ich, wenn es so weit ist“, antwortete ich geheimnisvoll und mit strahlendem Lächeln.

Pünktlich um 17 Uhr war es an der Zeit, die Kühe von der Weide zu holen. Die Frage, ob ich den Bauern dabei begleiten wollte, stellte sich nicht. Also gingen wir gemeinsam den Berg hinter dem Haus hinauf, um zur Weide zu gelangen, die ein paar Hundert Meter weiter oben lag. Die trächtige Rosa stand ganz vorne am Tor und auch die meisten anderen Kühe versammelten sich schon am Ausgang und warteten darauf, abgeholt zu werden.

„Kann es sein, dass Rosa ganz vorne steht, weil sie bald kalben wird?“, fragte ich ungeduldig.

„Ich weiß es nicht. Wir werden sehen“, antwortete der Bauer ruhig und öffnete das Tor. Rosa ging voraus und auch die restliche Herde von rund fünfundzwanzig Kühen machte sich auf den Heimweg.

Im Stall angekommen, suchte jede Kuh fast automatisch ihren festen Platz, an dem sie angebunden wurde. Da gerade die jungen Kühe hin und wieder für Durcheinander sorgten, ging ich Platz für Platz durch und kontrollierte, ob alle richtig standen. Ganz vorne stand Alma, daneben Britta, dann kam Bettina. Bettina hatte unglaublich lange Hörner, die rechts und links aus ihrem Kopf ragten. Nur die ältere Generation der Kühe im Stall war noch behornt. Ein Großteil der anderen Kühe hatte damals bereits keine Hörner mehr. Diese wurden ihnen schon wenige Tage nach der Geburt entfernt, wie es auch in der heutigen Zeit in vielen Betrieben üblich ist, um die Verletzungsgefahr sowohl für den Menschen als auch für die Tiere selbst zu minimieren.

Einige Plätze weiter stand Maria. Maria war mit Vorsicht zu genießen und die einzige Kuh, vor der ich wirklich Angst hatte. Im Sommer, wenn die Kühe auf der Weide waren, senkte sie ihren Kopf, sobald man ihr dort zu nahe kam. Sie setzte dann den typischen „Stierblick“ auf und bewegte sich langsam nach vorne. Spätestens dann war es Zeit, das Weite zu suchen! Wenn sie mich so anschaute, stieg nicht selten ein Gefühl von Panik in mir hoch, bis ich endlich den rettenden Weidezaun erreichte. Ich rollte mich schnell darunter durch und war in Sicherheit. Trotzdem zog es mich immer wieder auf die Weide zurück.

Heute aber fühlte ich mich sicher, Maria war schließlich angebunden. Mit leichter Schadenfreude streichelte ich ihr über den Kopf. Begeistert war sie nicht.

Zwei Plätze daneben stand Rosa. Sie hatte bereits ein stolzes Alter von deutlich über zehn Jahren erreicht und ihre Trächtigkeit war nicht zu übersehen. Auch die hochschwangere Molly hatte ihren Platz ein Stück weiter gefunden. Es war also alles in Ordnung, jede Kuh stand auf ihrem richtigen Platz.

Der Bauer und seine Frau fingen direkt mit dem Melken an und ihre Tochter kümmerte sich um das Füttern der Kühe. Ich verweilte abwechselnd bei allen dreien, ging aber immer wieder an Molly und Rosa vorbei, um zu schauen, ob sich etwas tat. Es passierte leider absolut nichts. Meine Ungeduld war unerträglich. Die Beckenbänder waren bei beiden Kühen schon eingefallen, das konnte ich deutlich spüren, wenn ich mit der Hand darüberstrich. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es mit der Geburt jederzeit losgehen kann. Bei Molly und Rosa aber schien sich einfach nichts zu tun.

Ein wenig enttäuscht ging ich etwas später ins Bauernhaus, das für mich bereits wie ein zweites Zuhause geworden war. Die Familie war gewohnt, dass ich dort ein- und ausging. Da wir selbst keinen Fernseher besaßen, nutzte ich hier die Gelegenheit, verschiedene Daily Soaps zu schauen, wozu ich ansonsten keine Möglichkeit hatte. Draußen war es bereits dunkel und ich war in eine Serie vertieft, als der Bauer die Haustür ein Stück öffnete. „Es geht los, Joar. Rosas Fruchtblase ist geplatzt“, sagte er fast beiläufig.

„Was??“, rief ich, sprang auf und rannte direkt in den Kuhstall. Tatsächlich: Rosa hatte sich hingelegt, die Fruchtblase hing an ihr herunter und ich konnte bereits die Vorderbeine des Kalbes sehen. Es war so weit – und ich hatte es nicht kommen sehen! Normalerweise kündigte sich eine Geburt durch ein auffällig nervöses Verhalten der Kuh deutlich früher an und zog sich dann oft über Stunden hin. Zum Glück hatte ich es nicht ganz verpasst!

Ich war schon oft bei der Geburt von Kälbern dabei gewesen. Doch heute war es anders. Ich lief aufgeregt hin und her, während der Bauer den Geburtshelfer, eine Art Zugstange, anlegte, sobald das Maul des Kalbes zu sehen war. Ab jetzt ging alles ziemlich schnell. Der Bauer band Stricke an die Beine des Kalbes und zog es mithilfe des Geburtshelfers innerhalb kürzester Zeit heraus.

Und dann war es da: ein braun-weiß geflecktes Kalb mit fast weißem Kopf. Nur die Ohren und kleine Kreise um die Augen waren ebenfalls braun. Es war komplett nass, verschleimt und hob orientierungslos den Kopf. Noch bevor die Nabelschnur durchtrennt wurde, hob die Bauerntochter ein Hinterbein des Kalbes an und schaute zu mir herüber. „Ein Kuhkalb“, war alles, was sie sagte. Sie wusste, wie sehr mir diese Frage auf der Seele brannte.

Jetzt war der Moment gekommen, auf den ich so lange gewartet hatte. Meine Gefühle überschlugen sich vor Aufregung. Ich setzte mich zum Kalb auf den Boden und beobachtete ihr Köpfchen, während die anderen sie trocken rieben und die Nabelschnur versorgten. Rosa hatte das Rennen um die erste Geburt gemacht. Sie hatte ein weibliches Kalb zur Welt gebracht, das nun mein Pflegekalb werden sollte. Das hatte mir die Bauernfamilie versprochen.

„Rexi“, sagte ich. Die anderen schauten mich an und ihre Blicke verrieten, wie sehr sie sich für mich freuten. „Sie heißt Rexi“, wiederholte ich, während ich ihr über den Kopf strich. Damals hatte ich natürlich noch keine Ahnung, dass dieser Moment der Beginn einer wundervollen Freundschaft war und Rexi auf eine ganz besondere Weise mein gesamtes Leben prägen würde.

Ein unterschätzter Ort


Es ist Samstagabend und während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich an dem Ort, den ich schon als Kind so sehr geliebt hatte: eine Kuhweide.

Ein herrlicher Spätsommertag geht langsam zu Ende und die Sonne ist schon fast hinter dem vor mir liegenden Hügel verschwunden. Ich sitze vor meinem Bauwagen, den ich direkt am Waldrand unter den Bäumen platziert habe. Hier übernachte ich im Sommer öfter oder empfange Freunde. Von meinem Bauwagen aus kann ich einen Großteil der Weide überblicken, die sich großzügig über rund vier Hektar Fläche erstreckt.

Bis eben waren noch Freunde da gewesen, die mir, wie so oft, am Nachmittag zum Kaffee Gesellschaft geleistet hatten. Sobald sie gegangen waren, hatte ich meine Kopfhörer aufgesetzt, die Musik voll aufgedreht und die übliche Runde um die Weide gemacht, um zu prüfen, ob alle Zäune in Ordnung sind.

Bei meinen Runden ertappe ich mich häufig dabei, wie ich mich voller Leichtigkeit tanzend und singend fortbewege. So auch heute. Ganz oben auf der Anhöhe mit Blick auf das Tal hatte ich dann schmunzelnd daran denken müssen, wie ich früher in Clubs gefeiert hatte. Damals war ich beispielsweise im „Berghain“, Berlins bekanntestem Nachtclub, immer auf ein Podest geklettert, um beim Tanzen die Menge zu überblicken. Die Glücksgefühle dabei waren ähnlich – nur dass ich heute nüchtern bin.

Jetzt, beim Schreiben, halte ich immer wieder inne und lausche dem „Klang der Stille“: das Rauschen der Bäume, das Summen der Insekten und die unterschiedlichsten Laute der Vögel aus allen Richtungen.

Mein Blick schweift langsam über die hügelige Landschaft um mich, bis er auf einer kleinen Herde Rinder ruhen bleibt, die friedlich auf der Anhöhe grasen. Es sind sieben Rinder in unterschiedlichen Farben...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2023
Reihe/Serie Edition Memoire
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte alternative Lebensstile • artgerecht • Aussteiger • cow whisperer • Cow wisperer • Gnadenhof • Kuh • Kühe • Kuhflüsterer • Kuhkuscheln • Lebenshof • Moustache Farmer • Rinder • Rinderhaltung • Tiere retten • Tierhaltung • Tierschutz • Vegan • Veganer • Veganer Lebensstil • Veganismus • vegan leben • Vegetarier
ISBN-10 3-8338-9193-9 / 3833891939
ISBN-13 978-3-8338-9193-9 / 9783833891939
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