Die Saar-Töchter - Zeiten der Sehnsucht (eBook)

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2024 | 1. Auflage
279 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-6006-5 (ISBN)

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Die Saar-Töchter - Zeiten der Sehnsucht -  Katja Dörr
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Eine Liebe gegen alle Widerstände.

München, 1848: Die siebzehnjährige Elisabeth Mosner führt als Tochter eines angesehenen Ingenieurs ein privilegiertes Leben. Sie liebt die Natur und das Malen. Doch ihr Vater soll im saarpfälzischen St. Ingbert, einer aufstrebenden Bergbauregion, beim Fertigstellen einer Eisenbahnlinie helfen. Für Elisabeth ist das ein herber Schlag: Statt ländlicher Idylle warten im Saarrevier Dampfmaschinen und Kohlenstaub. Sie muss alles aufgeben, was ihr etwas bedeutet. Widerwillig verlässt sie ihre Heimat. Kann sie dennoch ihr wahres Glück finden - und vielleicht sogar die Liebe?

Der Auftakt der emotionalen Familiensaga vor dem Hintergrund des beginnenden Bergbaus. Ein Gesellschaftsporträt. Eine mitreißende Liebesgeschichte. Der Weg einer mutigen Frau.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



<p><strong>Katja Dörr </strong>kommt aus dem beschaulichen Saarland, von wo aus sie ihre Figuren gern quer durch Deutschland oder gleich um die halbe Welt streifen lässt. Sie studierte in Trier und Nottingham Jura und arbeitet als Syndikusrechtsanwältin für ein großes Handelsunternehmen. Katja lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Saarbrücken. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin spielt sie am liebsten Gitarre und Bass, besucht Konzerte oder macht lange Spaziergänge mit ihrem Hund Lenny. Wer mehr erfahren möchte, besucht ihre Webseite: kdoerr.de.</p>

1


München, 24. Dezember 1848

In stiller Glückseligkeit beobachtete Elisa von ihrem Zimmer im Dachgeschoss aus, wie dicke Schneeflocken, so groß wie Wattebäusche, den weitläufigen Rasen vor dem Familienanwesen in sich immer höher auftürmenden Schichten bedeckten. Der weiße Vorhang, der aus dem abendlichen Himmel herabfiel, schien von Minute zu Minute dichter zu werden, sodass man kaum noch bis zu den hochgewachsenen dunkelgrünen Kiefern sehen konnte, die das Grundstück im Süden begrenzten.

Während der Frost draußen seine fein verästelten Muster an die Fensterscheiben malte, hatte die Siebzehnjährige es sich auf einem gepolsterten Ohrensessel neben dem Ofen mit einer Wolldecke um ihre Beine gemütlich gemacht. Genüsslich lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Das Einzige, was ihr Wohlbefinden jetzt noch hätte steigern können, wäre eine schöne Tasse heiße Schokolade. Ob sie wohl einem der Mädchen auftragen sollte, ihr eine zu bringen?

Elisa wog die spontane Eingebung noch einen Moment lang ab. Einerseits war der Gedanke an die Süße der wärmenden Köstlichkeit, die sie seit ihrer Kindheit liebte, absolut verlockend. Andererseits war das gesamte Hauspersonal vermutlich gerade damit beschäftigt, das Weihnachtsessen für die Familie vorzubereiten. Das bedeutete, dass sie erst in die Küche im Untergeschoss hätte gehen müssen, um ihren Wunsch zu äußern. Darauf hatte sie aber so gar keine Lust. Weitaus angenehmer schien es, noch für einige Minuten die Ruhe zu genießen, die sie hier in ihrem eigenen kleinen Reich umgab.

Außer dem entfernten Heulen des Windes und dem gelegentlichen Knacken der verbrennenden Holzscheite, die im ganzen Raum außerdem einen würzigen Geruch nach Harz verbreiteten, war kein Laut zu hören. Elisa zog die Wolldecke hoch bis zu den Hüften und schaute wieder hinaus auf die winterliche Landschaft. Wie herrlich es erst im Licht des nächsten Morgens aussehen würde, sobald die Sonne sich über die verschneiten Baumwipfel erhob und das sanfte Blau des Himmels sich gegen das strahlende Weiß der Wiesen und Äcker abzeichnete. Sie beschloss spontan, mit dem ersten Hahnenschrei aufzustehen und ihre Staffelei aufzubauen, um zu malen.

Ein leises Klopfen an der Zimmertür durchbrach die Stille. »Fräulein Elisabeth!« Eines der Hausmädchen steckte den Kopf herein. »Ihr Vater bittet Sie, zum Essen herunterzukommen.«

»Ist gut, Hanni«, gab Elisa zurück und schlug ihre Decke zur Seite. »Ich bin gleich da.«

Nur zu gern hätte sie noch ein wenig allein und in Gedanken versunken auf ihrem Zimmer verweilt, aber sie wusste genau, was es hieß, wenn Papa zu Tisch bat: Alle Familienmitglieder hatten sich umgehend einzufinden, und wer das nicht tat, den erwartete ein gewaltiges Donnerwetter. Gerd Mosner gehörte nicht zu der Sorte Menschen, die man warten ließ, ganz egal, ob man sein Angestellter oder sein Verwandter war. Der große breitschultrige Mann strahlte stets die unerbittliche Strenge eines Oberleutnants aus und war auch in eben diesem Maße auf Pünktlichkeit, Sauberkeit und Ordnung bedacht. Seine fünfköpfige Familie führte er, ebenso wie seine Untergebenen, mit Disziplin und in der Erwartung unbedingten Gehorsams.

Entsprechend nahm Elisa keine zwei Minuten später frisch gekämmt und in tadelloser Garderobe an der reich gedeckten Festtagstafel im Esszimmer Platz. Lore, die neue pausbäckige Küchenhilfe mit den rostroten Zöpfen, war gerade dabei, die Vorspeise aufzutragen, die aus einer appetitlich duftenden Kraftbrühe bestand. Dazu gab es frisch gebackenes Brot.

»Guten Abend«, sagte Elisa und blickte in die Runde. Ihr Vater trug seinen feinen Sonntagsanzug mit den goldenen Manschettenknöpfen und darunter ein makellos gebügeltes Hemd. Er war frisch rasiert, bis auf seinen pechschwarzen Schnurrbart, den er an den Enden in kleinen Bögen nach oben gezwirbelt trug. Das Licht der Kerzen, die in dem silbernen Leuchter in der Mitte der Tafel steckten, spiegelte sich leicht auf seinem haarlosen Haupt. Er nickte ihr nur knapp zu, bevor er seinen Blick wieder den Angestellten zuwandte, um sicherzustellen, dass sie ihre Aufgaben zu seiner Zufriedenheit erledigten.

Elisas Mutter Magdalena saß an der Seite ihres Mannes und sah mit ihrer üblichen Miene, die eine seltsame Mischung aus Müdigkeit und nervöser Anspannung erkennen ließ, auf ihren noch leeren Teller. Ein breites Lächeln zeigte sich dagegen auf dem stupsnasigen Gesicht der kleinen Schwester. Das Mädchen, das denselben Namen wie ihre Mutter trug, aber stets Lenchen gerufen wurde, erlebte mit seinen sechs Jahren noch ganz unbeschwert die Freuden des Weihnachtsfestes.

»Für mich nur einen halben Teller«, hörte Elisa ihren älteren Bruder Joseph sagen. Er schlug gegenüber den Hausangestellten denselben Ton an wie ihr Vater. Sachlich und ruhig, aber immer mit einer Spur Gereiztheit in der Stimme.

Das Dienstmädchen, das rechts neben ihm stand, gehorchte stumm und füllte den Teller vor ihm nur zur Hälfte mit der dampfenden Brühe auf.

»Das reicht«, blaffte Joseph dennoch und wedelte mit der Hand, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. Er wirkte übernächtigt, mürrisch und war schlecht rasiert, sodass Elisa annahm, dass er die vorige Nacht wieder einmal nur wenig geschlafen hatte.

Sie nahm einen Löffel heißer Brühe und ließ sich den feinen Geschmack auf der Zunge zergehen. Sollte ihr Bruder doch schmollen. Ihr war jedenfalls nicht danach zumute, sich in irgendeiner Form mit seiner miserablen Laune auseinanderzusetzen. Nein, sie würde ihr Essen genießen und dann früh zu Bett gehen. Schließlich hatte sie sich vorgenommen, im Morgengrauen aufzustehen, um sich der Malerei zu widmen.

Auf die Rinderbrühe folgte ein Gänsebraten mit Knödeln und Blaukraut, den Elisa sich ebenfalls munden ließ. Ebenso wie ihr Vater nahm sie dazu ein Glas französischen Rotwein, der das Geschmackserlebnis perfekt abrundete. Als zum Nachtisch der Apfelstrudel aufgetragen wurde, schaffte sie nur noch ein paar Bissen, bevor sie mit der rechten Hand auf ihrem prall gefüllten Magen kapitulierte. Die Köchin hatte wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Elisa nahm sich vor, ihr am nächsten Tag ein herzliches Lob auszusprechen und sich bei ihr zu bedanken.

»Hanni«, sagte ihr Vater am anderen Ende des Tisches, »wir sind fertig. Räum ab und bring mir einen Schnaps.«

Das ließ Elisa aufhorchen. Ihr Vater trank fast nie Alkohol. Ein Glas Wein an Festtagen oder ein Bier an einem besonders heißen Sommerabend bildeten da schon recht seltene Ausnahmen. Der Schnaps dagegen wurde nur dann aus dem untersten Küchenschrank hervorgeholt, wenn er sich vorher schrecklich über etwas aufgeregt hatte.

»Also«, sagte er, nachdem er das Gläschen Obstbrand schwungvoll geleert hatte, »ich habe euch allen heute Abend noch etwas zu verkünden.« Er erhob sich von seinem Platz und wischte sich mit dem Daumen einen Tropfen aus seinem Schnurrbart. »Wir ihr wisst, habe ich Ende November mein letztes Projekt abgeschlossen. Nun, es hat sich bereits ein neues ergeben. Am Anfang war das Ganze noch ein wenig unkonkret, aber dann ging es in der letzten Woche plötzlich ganz schnell mit der Vertragsunterzeichnung.«

Konzentriert lauschte Elisa den Worten ihres Vaters. So weit war das, was er da erklärte, nichts Ungewöhnliches. Als bekannter Ingenieur wurde er immer wieder von großen Unternehmen oder wohlhabenden Privatpersonen für unterschiedliche Vorhaben angefragt. Da ihm nach über zwanzig Jahren ein Ruf als gründlicher und versierter Experte vorauseilte, brauchte er noch nicht einmal mehr Akquise zu betreiben, sondern erhielt in regelmäßigen Abständen lukrative Aufträge.

»Jedenfalls«, fuhr er fort, »hat man mich dieses Mal zu einem wirklich großen und überaus interessanten Projekt hinzugezogen: dem Bau der Pfälzischen Ludwigsbahn.«

Elisa konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie ihr Bruder seinen Kopf hob und mit einem leicht irritierten Blick zu ihrem Vater hinübersah. Auch sie selbst hatte von diesem Bauvorhaben bisher nichts gehört. Ludwigsbahn, wiederholte sie in Gedanken. Der Name mochte auf den ehemaligen bayerischen König Ludwig I. zurückgehen, der im vorangegangenen Frühjahr zugunsten seines ältesten Sohnes Maximilian II. abgedankt hatte.

»Die Arbeiten sind bereits in vollem Gange«, führte der Vater weiter aus, »obwohl …« Er strich sich mit einer Hand über seinen kahlen Schädel. »Nun ja, sagen wir mal, sie haben begonnen. Es gibt da hier und da noch planerische und bauliche Schwierigkeiten, was wohl auch der Grund dafür ist, dass ich hinzugezogen wurde.«

Er hielt inne und sah mit aufmerksamem Blick in die Runde, doch keines der anderen Familienmitglieder meldete sich zu Wort, sodass ein seltsames Schweigen entstand.

»Das ist ja wirklich sehr interessant, Vater«, sagte Elisa schließlich, weil sie das Gefühl hatte, die angespannte Stille ausfüllen zu müssen. Das Hauspersonal hatte sich mittlerweile dezent zurückgezogen, sodass auch das leise Klappern der Teller und Platten im Hintergrund verschwunden war. »Ich hoffe doch, dass Sie die kommenden Weihnachtsfeiertage noch mit uns verbringen werden.«

»O ja«, antwortete er und nickte ihr zu. »Das werde ich gewiss, meine Liebe.«

»Wie schön! Dann reisen Sie also erst im neuen Jahr?«

»Wir«, unterbrach ihr Vater sie. »Wir reisen im neuen Jahr ab. Am zweiten Januar, um genau zu sein. Der Bau der Eisenbahn wird sich sicherlich noch ein ganzes Jahr hinziehen, vielleicht sogar zwei Jahre. Das ist zu lange, um euch hier allein zu lassen. Gleichzeitig ist auch der Weg zu weit, um ständig zwischen München und Sankt Ingbert hin und her zu reisen.«

Elisa...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Reihe/Serie Eine mitreißende Familien-Saga im Bergbau
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-6006-7 / 3751760067
ISBN-13 978-3-7517-6006-5 / 9783751760065
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