Hunde von Horizon -  Stephan Lasser

Hunde von Horizon (eBook)

Science fiction
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
452 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-7497-1 (ISBN)
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Seit Jahrhunderten lockt die trostlose Landschaft des Mars die Menschheit. Nun plant die Firma Horizon Enterprise, dessen ultimatives Ziel es ist, den roten Planeten in einen erdähnlicheren Planeten zu verwandeln, mit einem bahnbrechenden Verfahren. Doch ein Bombenattentat zerstört das Hauptgebäude - und das Leben der Pilotin Viper, die hinter der Tat eine Verschwörung von ganz weit oben vermutet. Zusammen mit einem Journalisten und einem ehemaligen Speznas-Agenten macht sie sich auf, Antworten zu finden...

Stephan Lasser wurde 1974 in Gütersloh geboren und wuchs in Bielefeld auf. Er studierte Geschichtswissenschaft und Pädagogik an der Universität Bielefeld und arbeitete als Theologe und Projektleiter bei einer kirchlichen Organisation. Als Heilerziehungspfleger arbeitet er bei einem caritativen Verein und trainiert regelmäßig für eine Weltumseglung.

Kapitel Fünf


 

Vor zwanzig Minuten:

Brock Whitaker fuhr den Wagen langsam in eine Seitennische und sah die Männer Nikolaeff in den Kofferraum legen. Sein Riecher hatte sich als nützlich erwiesen: seit drei Stunden folgten er und Viper dem Russen und waren erstaunt, wie schnell sich etwas getan hatte. „Er wird nicht erfreut sein, dass wir ihn beschatten. Das dachte ich anfangs.“

„Jetzt wird er uns die Füße küssen.“ Viper spürte, wie sich die Nackenhaare aufrichteten, während eine Welle der Angst ihren Körper durchströmte. „Ich gebe es ungern zu, aber wir brauchen ihn.“

„Gut. Ich verfolge sie.“ Brock ließ genügend Abstand zwischen sich und den Entführern. „Aber wollen wir das wirklich? Sind wir darauf vorbereitet?“

Sie strich sich ihr schweißnasses Haar aus dem Gesicht und zog ihre Waffe hervor, kontrollierte das Magazin und nickte.

„Was für eine Story.“ Brock grinste und schüttelte den Kopf dabei. Seine Finger schalteten das Radio ein.

Los nimm mich jetzt unter deine Fittiche

Gib mir, gib mir, gib mir jenes, von dem du keine Ahnung hast

Los nimm mich jetzt unter deine Fittiche

Nimm es, nimm es in dein Spiel auf.

„Ausmachen.“

Brock verharrte. „Warum? Ist doch cool. Von dieser Lulu…“

„Ich will das nicht hören!“ Er gehorchte, sah sie aber scheel von der Seite aus an. Er bemerkte, dass sie zitterte. „Na gut. Dann schweigen wir eben.“

 

Viper drehte ihren Kopf weg. Blinzelnd drängte sie die Tränen zurück. Warum tat es nur so weh?

 

Viper war Vivienne zum ersten Mal vor zwei Jahren begegnet, als sie bei Freunden auf einer Party in Lyon ein Grillseminar besucht hatte. Es war an einem Valentinstag gewesen, einen der romantischen Momente im Jahr, die nur frisch Verliebte richtig genießen konnten. Als neue Pilotin von Horizon Enterprise war es ihr gegönnt worden bei der Einweihungsfeier dabei zu sein – nein, die Wahrheit war, dass sein bester Freund seinen Werdegang in beruflicher Hinsicht zwar schätzte, aber ihre Einsiedelei als äußerst schädlich bezeichnete, warum er sie gleich auf jede Partie schleppte. Stehts lockte er sie mit „Geschäftsbesprechungen“, die sich in kürzester Zeit als lockeres Zusammensein mit „ein paar guten Freunden“ herausstellten. Aber Viper verspürte absolut kein Verlangen soziale Kontakte zu knüpfen und Zivilisten zu erklären, was sie überhaupt machte. Zwar machte die durchtrainierte und hochdekorierte Pilotin stehts eine gute Figur, dennoch wirkte sie dabei so abseits und diszipliniert, dass man sie auf zwei Feiern sogar für den Butler hielt.

Viper war eine Frau des Militärs – sie schätzte Disziplin und strikte Tagesstrukturen, also was brauchte man da noch ein ausuferndes Sozialleben? Es reichte schon, wenn die Leute sie verblüfft und mit großen Augen anstarrten, als wäre sie ein Sonderling. „Ich stehe morgens um fünf Uhr auf, mache einen Dauerlauf, gehe die Berichte durch, telefoniere mit verschiedenen Ämtern und mache jeden Tag drei Probeflüge über zwanzig Meilen“, ließ sie neue Bekanntschaften vernehmen und erfreute sich insgeheim an ihrer Irritation. „Mein Arbeitsalltag hat sechszehn Stunden und ich denke nicht ans Heiraten.“

Es war in Lyon, Valentinstag vor zwei Jahren und Viper erinnerte sich noch gut an die Party, wo knapp dreißig Leute zu Sekt, Jazz-Klängen und einem Grillkurs eingeladen wurden. Der Kurs sollte den Feiernden beibringen, wie man Fleisch richtig einlegte, korrekt auf Kohle briet und welchen Wein man zu welchem Fleisch reichte. Teuer und erlesen – und die Voraussetzung lautete, dass die Gäste in Paare grillen sollten. Natürlich waren nur Paare zugegen, außer Viper und jene junge Dame…

Natürlich war dies alles von langer Hand geplant worden.

Vivienne hatte diese makellose Haut, seidenglänzende, dunkle Augen und einen kirschroten Mund, die sie vom ersten Moment an so faszinierte. Engansitzendes Cocktailkleid und eine perlenbesetzte Handtasche, aus der sie ab und zu ein Smartphone herausholte. Dabei wirkte sie gelangweilt und sie beschlich zum ersten Mal das Gefühl, dass auch sie ungerne auf dieser Partie zugegen war. Viper glaubte nicht an die Liebe auf den ersten Blick, so dass sie ihr Magenkribbeln für den Vorboten einer Magendarmkrankheit ausmachte und sich vor Beginn ihre Hände auf der Toilette mehrmals wusch. Sicher war sicher.

Als sie mit feuchten Händen an seinen Arbeitsplatz ankam, hatte das Grillseminar schon angefangen.

„Wir sollten so langsam anfangen das Fleisch zu schneiden“, sagte die Frau zu ihrer Rechten und ließ durch ihre Haltung verstehen, dass sie ihr Zuspätkommen nicht guthieß. „Es hat schon angefangen.“

„Verzeihung, Gnädigste“, sagte Viper und drehte sich zum Stück Kalb um. Mit der Rechten schnappte sie sich das scharfe Küchenmesser und entfernte das Fett vom Fleisch, schnitt es in kleine Stücke und zeigte auf Salz und den Pfeffer. „Wenn ich bitten dürfte…“

„So weit sind wir noch nicht.“ Sie nickte kurz zum Seminarleiter, der den über den richtigen Gebrauch des Messers dozierte.

Viper sah sich gezwungen sie anzusehen und lächelte verlegen. „Äh, Hi.“

„Ja, Hi.“

„Ich war wohl zu schnell…“

Sie schaute kurz von ihrem Smartphone auf und runzelte leicht die Stirn. „Sind Sie Koch, oder was?“

„Was? Nein, ich habe eine lange in der Feldküche gearbeitet.“

„Sind Sie Soldat?“

„War ich. Viper, Pilotin. Alle nennen mich Viper.“ Sie reichte ihr so abrupt die Hand, als wolle sie sie zweiteilen. Sie blinzelte ein paar Mal reflexartig, als hätte sie sie mit einer Taschenlampe angestrahlt.

„Vivienne.“ Sie umfasste ihre Hand auf eine Art, die sie schwitzen ließ. Vivienne lächelte höflich, wirkte aber reserviert und unnahbar. „Sie können jetzt loslassen.“

„Ja, natürlich“, sagte Viper zu ihr und fragte sich, womit sie sich mehr zum Narren machen konnte: wenn sie das Gericht zu schnell beendete oder wenn sie sich auf diese Frau einließ, die sie dermaßen aus dem Konzept gebracht hatte. Viper wünschte sich, sie würde sich wieder auf den Balkon begeben können, um den Mond anzustarren. „Warum geht das hier nicht weiter“, flüsterte sie leise.

„Das Thunfischsteak sollte mindestens vier Zentimeter dick sein, damit es nach dem Grillen noch roh ist.“

„Natürlich.“

„Sie haben es in kleine Stücke geschnitten.“

„Ach, das ist Thunfischsteak? Ich dachte, wir machen in Kalb…“

„Nein, das ist die Gruppe da vorne.“

„Warum sagt mir das keiner?“

„Es war für alle verständlich. Selbst ich habe es verstanden, und das heißt schon was.“

„Machen Sie sich nicht kleiner, als Sie ohnehin schon sind.“

Zum ersten Mal schien sie Viper wahrzunehmen. „Klein?“ Sie wandte sich ihr zu und maß sie mit einem aufmerksamen Blick. „Sie halten mich für klein? Ich bin die Größte in meiner Familie…“

Treffer versenkt, durchfuhr es Viper und sie spürte, wie rot sie wurde. „Tut mir leid, das ist für mich neu, ich dachte ich könnte…“

„Wohl doch keine so großer Köchin, wie?“ Dabei lächelte sie halbseiden als wolle sie sich über sie lustig machen. Das fand sie irgendwie charmant.

„Doch, aber ich bin abgelenkt.“ Viper strich sich über ihren Bürstenhaarschnitt und kam sich dämlich vor. „Ich verspreche Besserung.“

„Na gut.“ Sie ermutigte Viper mit einem Lächeln. „Aber jetzt nehmen Sie die Sache ernst, bitte. Fleisch muss man so schneiden…“ Sie legte ihr Smartphone beiseite, ergriff das Messer und schnitt das Steak in perfekte Stücke. Schnell. Effizient. „Sehen Sie?“

„Von Ihnen kann ich noch etwas lernen.“ Viper nickte ihr zu und überließ ihr das Schneiden. Schnell hatte sie die Führung übernommen und sie holten den Abstand zu den anderen Gruppen auf.

„Vivienne, richtig?“ Viper konzentrierte sich auf die Zubereitung der Marinade, als sie sie plötzlich stoppte. „Nein, bitte erst die Salatherzen und die Kirschtomaten halbieren. Für das Dressing alle Zutaten bis auf das Öl verrühren. Eins nach dem anderen.“

„In Ordnung“, sagte Viper. „Ich bitte wieder um Verzeihung.“

„Solange Sie es nicht extra machen“, sagte sie versöhnt und stupste sie leicht an. „Wenn Sie wüssten, was manche Männer unternehmen…“

„Bestimmt alles, was nötig ist.“

Viper bemerkte, dass sie leicht rot wurde und gratulierte sich insgeheim. Jetzt nichts überstürzen, du Trottel, sonst verlierst du alles, schallt sie sich.

Nach dem Grillseminar verspeisten die Teilnehmer das Essen und begaben sich auf die Terrasse, um das Dargebotene zu reflektieren. Schnell suchte Viper wieder Anschluss und fand sie alleinstehend am Geländer. Erst jetzt fiel ihr auf, wie ausnehmend schön sie im Mondlicht war. Viper hüstelte verlegen, stellte sich neben ihr und versuchte nicht ganz wie ein Trottel auszusehen. „Noch einmal vielen Dank, Vivienne. Ohne Sie wäre ich aufgeschmissen gewesen.“

Vivienne atmete tief ein und drehte ihr Gesicht ab. „Was wollen Sie hier?“

„Ich… bin einfach so vorbeigekommen und habe geschaut. Entschuldigung.“ Sie atmete tief ein. „Ich habe mich nur… nie getraut?“

„Wie… getraut!?“

„Es ist so hell beleuchtet, so abweisend für jemanden … wie mich.“

„Wie Sie?“

„Ich bin nicht… von hier. Mit den Kerzen, da sah es so einladend und warm aus. Da konnte ich nicht anders.“ Sie kam sich dämlich vor. „Wie verzaubert. Sehr schlau von den...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7565-7497-0 / 3756574970
ISBN-13 978-3-7565-7497-1 / 9783756574971
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