Römische Geschichte -  Klaus Bringmann

Römische Geschichte (eBook)

Von den Anfängen bis zur Spätantike
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
128 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-82121-9 (ISBN)
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Klaus Bringmann führt den Leser von den kleinsten Anfängen Roms zu dessen frühen außenpolitischen Auseinandersetzungen, der Krise der Republik, der Entstehung des Kaiserreiches, seinen organisatorischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und religiösen Problemen bis hin zu den Reformversuchen der Spätantike. Er schildert die Christianisierung, die Völkerwanderung, den Zusammenbruch des Westens und die östlichen Restaurationsbestrebungen. Ein Ausblick auf das fortlebende Erbe Roms beschließt diesen leicht und verständlich geschriebenen Ünerblick.

Klaus Bringmann (1936 - 2021) war Professor für Alte Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

I. Rom und Italien


Nicht 753 v. Chr., wie eine späte Überlieferung behauptet, sondern erst gegen Ende des 7. Jh.s wurden die dörflichen Siedlungen auf den Hügeln nahe der Tibermündung zu einer Stadt zusammengefasst. Die Gründung Roms und der Aufstieg der Stadt zu einer die italische Halbinsel beherrschenden Macht gehören in den Zusammenhang von Völkerverschiebungen, die von der Landnahme der Italiker bis in das 4. Jh. hinein andauerten.

Zu Beginn des 1. Jahrtausends nahmen mehrere Wellen indogermanischer Einwanderer von großen Teilen der italischen Halbinsel Besitz. Die Gruppe der Latino-Falisker, wohl einer frühen Einwanderungswelle zugehörig, besiedelte das Mündungsgebiet des Tibers, die Masse der später kommenden, mit den Latino-Faliskern verwandten Italiker ließ sich in den bergigen Landschaften des Apennin nieder. Sie bildeten im Laufe der Zeit zahlreiche Stammesverbände, die zwei Gruppen zugeordnet werden: den Umbro-Sabellern im Norden und den Oskern im Süden, zu denen auch die Samniten gerechnet werden. Über die Adria kamen Illyrer und von ihnen geprägte Gruppen. Sie besiedelten im Norden die nach dem Stamm der Veneter benannte Landschaft sowie im Süden die Ebenen Apuliens.

Einem vorindogermanischen Bevölkerungssubstrat gehörten die Ligurer im Nordwesten und vielleicht auch die Etrusker an, deren Kernland die heutige Toskana bildete. Seit dem 8. Jh. besiedelten Griechen die Küstenebenen des Südens und Kampaniens. Tarent und Neapel sind griechische Gründungen. Die früheste griechische Kolonie auf dem Festland, das kampanische Kyme, war zugleich der nördlichste Außenposten, den die Griechen in Italien erreichten. In Gestalt der Stadt verfügten sie wie auch die Etrusker über die effektivste politische Organisationsform. Aber während die Griechen auf schmale Küstenebenen beschränkt blieben, besaßen die Etrusker ein kompaktes Siedlungsgebiet, das ihnen trotz der Eigenständigkeit, ja Rivalität ihrer Städte die Grundlage für eine großräumige Expansion bot. Um von Seeraub und Handel abzusehen: Im 7./6. Jh. unternahmen etruskische Adlige mit ihren Gefolgsleuten Vorstöße nach Süden und Nordosten und gründeten zahlreiche Städte: Mantua sowie Adria und Spina im Mündungsgebiet des Po, Capua, Nola, Pompeji und Herculaneum in Kampanien sowie Praeneste (heute Palestrina), Tusculum (Tivoli) und Rom (etruskisch: Ruma) in Latium.

474 brachten die Griechen den Etruskern in der Seeschlacht von Kyme eine vernichtende Niederlage bei. Die Folge war der Zusammenbruch der etruskischen Herrschaft in Kampanien und Latium. Als gegen Ende des 5. Jh.s die Kelten über die nordwestlichen Alpenpässe in die Poebene eindrangen, ging den Etruskern das Kolonialgebiet nördlich des Apennin verloren. Die Auswirkungen der keltischen Landnahme in der Poebene reichten indes weiter. Auf ihren Beute- und Kriegszügen gelangten sie bis nach Süditalien. Auch Rom blieb nicht verschont. Das früheste gesicherte Einzeldatum der römischen Geschichte betrifft die verheerende Niederlage, die das römische Aufgebot am 18.7.390 an der Allia gegen die Kelten erlitt.

Ebenso bedrohlich wie die Kelten erwiesen sich die Bergstämme in Mittel- und Süditalien. Der Bevölkerungsüberschuss des Berglandes drängte in die Küstenebenen, und so kam es, dass nicht die Griechen, sondern die Osker die Nutznießer des Zusammenbruchs der etruskischen Herrschaft in Kampanien wurden. Betroffen von dem Druck italischer Bergstämme war auch Latium. Dass die Latiner sich behaupteten, war vor allem Rom zu verdanken. Ja, die Stadt am Tiber gewann in Auseinandersetzung mit Etruskern, Italikern, Latinern und Kelten eine Machtstellung, die den Beutezügen und gewaltsamen Landnahmen ein Ende bereitete. Zwischen 474 und 264 entstanden die politische Ordnung des republikanischen Rom und das italische Bundesgenossensystem, das Rom die Verfügungsgewalt über das Wehrpotential der Halbinsel sicherte. Beides bildete die Grundlage für den Aufstieg Roms zur Weltmacht.

Vom Stadtkönigtum zur aristokratischen Republik


Rom wurde im Zuge der etruskischen Expansion als Stadt gegründet. Das politische Herrschaftsmodell war das etruskische Stadtkönigtum. Der König stand an der Spitze der Kult- und Wehrgemeinschaft. Er vertrat die Gemeinde gegenüber den Göttern, von deren Gunst die Erhaltung des Lebens, die Sicherung der Nahrung und der Erfolg im Krieg abhängig waren. Dies war die religiöse Wurzel politischer Herrschaft. Sie bezog sich auf eine Gemeinschaft, deren schematische Gliederung alle Zeichen einer künstlichen Schöpfung trägt. Das Gesamtvolk bestand aus drei Abteilungen (tribus) zu je zehn Unterabteilungen (curiae) Reitern und «Masse» (plebs). Militärisch und sozial besaß die Reiterei den Vorrang. Die Unterhaltung von Pferden setzte größeren Landbesitz voraus, und aus der berittenen Kerntruppe des Aufgebots bildete der König seine Leibwache und das Gremium seiner Ratgeber und Helfer, den «Ältestenrat» (senatus). Diese künstliche Organisation überlagerte eine Gesellschaftsordnung, die durch das Nebeneinander von vaterrechtlich organisierten Verwandtschaftsgruppen, Familien und Sippen (gentes), bestimmt war. Die neue Ordnung war herrschaftsorientiert, und ihr Sinn bestand in der Ausschöpfung des Wehrpotentials und in einer effizienten Führung. Führung hieß aber nicht zuletzt, der Gemeinschaft die Gunst der Götter zu sichern.

Nach der Niederlage der Etrusker bei Kyme wurde das Königtum der Tarquinier beseitigt: Das Königsgeschlecht stammte offenbar aus dem südetrurischen Tarquinii. Erbe des Königtums war zunächst das Kollektiv des aus der Adelsreiterei rekrutierten Ältestenrats. Aus seinen Reihen, den sog. Patriziern, wurden auf Jahresfrist Befehlshaber des Aufgebots bestimmt, an ihrer Spitze der «oberste Heerführer» (praetor maximus) oder «Befehlshaber des Aufgebots» (magister populi). Diese Ordnung, die den Patriziern das Monopol der Besetzung der Kommandostellen sicherte, wurde durch eine grundlegende Neuerung der Kampfesweise in Frage gestellt. Angeblich durch Vermittlung der Etrusker lernten die Römer, nach Art der Griechen in geschlossener Formation zu Fuß zu kämpfen. Mit dieser Kampfesweise erwies sich die schwerbewaffnete Infanterie der Kavallerie als überlegen. Die kriegsentscheidende Waffengattung wurde also von den Bauern gestellt, alle Führungspositionen aber, die militärischen wie die religiösen, hatten Angehörige der ständisch exklusiven Adelsreiterei inne.

Aus dieser Spannung zwischen Heeresordnung und politischer Verfassung resultierten die sog. Ständekämpfe. Der erste Erfolg, den das bäuerliche Fußvolk errang, war die Bestellung von Plebejern zu Befehlshabern der drei Tausendschaften der kriegsentscheidenden Waffengattung. Dies ist der Ursprung des Volkstribunats. Noch immer aber waren Plebejer von dem Kommando des Gesamtaufgebots ausgeschlossen. Zur Durchsetzung ihrer Forderung nach Gleichberechtigung organisierten die Volkstribune das Fußvolk als politische Versammlung der Plebejer (concilium plebis). Nach mehreren Zwischenlösungen zeichnete sich im zweiten Drittel des 4. Jh.s folgende Lösung des Konflikts ab: Die oberste Befehlsgewalt (imperium) ging auf zwei Konsuln und einen Praetor über. Im Sinne einer fortschreitenden Arbeitsteilung wurde Letzterem die Schlichtung von Rechtsstreitigkeiten als Hauptaufgabe übertragen, und so übte er im Unterschied zu den Konsuln die oberste militärisch-politische Kommandogewalt nur in Ausnahmefällen aus. Führende Plebejer fanden bei der Besetzung der höchsten Kommandostellen zunehmend Berücksichtigung. Gleiches geschah seit dem Ausgang des 4. Jh.s bei der Ergänzung der Priesterkollegien, und es versteht sich, dass bei der nach dem Prinzip der Arbeitsteilung vorgenommenen Auffächerung der Ämterhierarchie in gleicher Weise Patrizier und Plebejer Berücksichtigung fanden.

Die Umgestaltung der Heeresordnung und der Kampf um die Gleichberechtigung der Plebejer brachte zwei neue Formen der Volksversammlung hervor. Neben die bereits erwähnte Versammlung des Fußvolkes trat die nach Bewaffnungsklassen geordnete Heeresversammlung. An ihre Zustimmung wurde die Ernennung der Oberkommandierenden gebunden, und ihr fiel die Entscheidung über Krieg und Frieden zu. Die ältere Versammlung der etruskischen Königszeit, die kein Wahl- oder politisches Abstimmungsgremium, sondern eher eine Kultgemeinde war, blieb in rudimentären Formen erhalten. Von ihr wurde den Oberkommandierenden die Vollmacht zur Erkundung des Götterwillens, die religiöse Kompetenz des Oberamtes also, übertragen.

Aufs Ganze gesehen, wurde mit der Beseitigung des...

Erscheint lt. Verlag 23.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
ISBN-10 3-406-82121-9 / 3406821219
ISBN-13 978-3-406-82121-9 / 9783406821219
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