Notfall Seele (eBook)

Ambulante Notfall- und Krisenintervention in der Psychiatrie und Psychotherapie

(Autor)

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2017 | 4. Auflage
208 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-158414-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Notfall Seele -  Manuel Rupp
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Psychiatrischer Notfall! In dieser meist überraschenden Situation mit unklarer Lage vor Ort sind Kommunikation und Situationsregie entscheidend. Dieser Titel gibt praxisnahe Anregungen, wie Sie als Krisenhelfer im vorklinischen Bereich direkt Beziehung mit den Betroffenen aufnehmen, die richtigen Entscheidungen treffen und auch die Chancen in der Krise erkennen. - Wie beurteilt man die akute Lage trotz unvollständiger Information? - Wie kommuniziert man mit verwirrten, unruhigen, wahnhaften, betrunkenen, schwierigen oder verzweifelten Menschen? - Wie moderiert man im systemischen Kontext? - Wann sollen Medikamente eingesetzt werden? - Wie schützt man sich selbst vor Gewalt und Überforderung? Der übersichtlich aufbereitete Leitfaden ist symptomorientiert gegliedert und enthält zahlreiche Fallbeispiele. Er liefert wertvolles Wissen als einführendes Lehrbuch in die Methodik der Notfallintervention, echte Praxistipps zur Vorbereitung auf eine Krisensituation und eine gute Übersicht über die Krankheitsbilder der Akutpsychiatrie. Die 4. Auflage wurde aktualisiert und um die Glasgow Coma Scale sowie einen Algorithmus für den Umgang mit Gewaltandrohung ergänzt. Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

Manuel Rupp: Notfall Seele 1
Innentitel 4
Impressum 5
Vorwort zur 4. Auflage 6
Inhaltsverzeichnis 7
I Grundlagen der Notfall- und Krisenintervention 14
1 Notfall und Krise 15
Grundbegriffe 15
Seelische Krise 15
Seelischer Notfall 16
Notfall- und Krisenintervention 17
Forschung 18
Untersuchung der psychischen Reaktion unter kritischer Belastung 18
Methodisches Vorgehen in der Krise 19
Angebot und Nachfrage 20
Inanspruchnahme 20
Problemgruppen 20
Einsatzort 20
Maßnahmen 21
Risikofaktoren des Seelennotfalls 21
Lebensgeschichte 21
Psychische Störung 21
Körperliche Störung 21
Soziale Belastung 22
Wechsel grundlegender sozialer Lebensbedingungen 23
Beziehungsmangel und Beziehungsstörung 24
Eskalation von der Krise zum Notfall 24
Psychopathologisches Modell der seelischen Krise 24
Beziehungsdynamisches Modell der familiären Krise 26
Eskalationsstufen von der Krise zum Notfall 26
2 Schlüsselsyndrome 29
System der Schlüsselsyndrome 29
Schlüsselsyndrom „benommen, verwirrt“ 30
Laienbeschreibung einer akuten hirnorganischen Beeinträchtigung 30
Erscheinungsbild des Schlüsselsyndroms 30
Formen der Bewusstseinsstörung 30
Schlüsselsyndrom „unruhig-komisch-wahnhaft“ 31
Laienbeschreibung eines psychoseartigen Zustandsbilds 31
Erscheinungsbild des Schlüsselsyndroms 31
Krankheitsbilder 32
Beziehungsdynamik: Familien mit schizophreniekranken Menschen 34
Schlüsselsyndrom „verzweifelt, suizidal“ 35
Laienschilderung von Verzweiflung und Suizidalität 35
Erscheinungsbild des Schlüsselsyndroms 35
Krankheitsbilder 36
Seelische Dynamik: Wut und Ärger gegen sich selbst 37
Beziehungsdynamik: Familien mit depressiven Menschen 38
Exkurs: Suizidabsicht – psychische Krankheit oder freier Willensakt? 39
Schlüsselsyndrom „Konflikt, Gewalt“ 39
Laienschilderung von aggressivem Verhalten 39
Erscheinungsbild des Schlüsselsyndroms 40
Beziehungsdynamik bei Gewalttätigkeit in der Familie 41
Schlüsselsyndrom „Alkohol-, Drogenproblem“ 43
Laienschilderung eines Suchtsyndroms 43
Nicht-substanzspezifische Erscheinungsbilder 43
Substanzspezifische Syndrome 45
Psychische, körperliche und soziale Dynamik der Abhängigkeit 48
Beziehungsdynamik 49
Schlüsselsyndrom „Angst, Panik“ 50
Laienschilderung einer Panikattacke 50
Erscheinungsbild des Schlüsselsyndroms 50
Krankheitsbilder 51
Seelische Dynamik bei der Entstehung von Angst 53
Beziehungsdynamik bei Panikpatienten 54
Schlüsselsyndrom „chronisch-akut“ 55
Laienschilderung eines Menschen mit auffälliger Persönlichkeit 55
Erscheinungsbild des Schlüsselsyndroms 55
Krankheitsbilder 55
Psychosoziale Dynamik: Helfer-Patient-Verstrickung 57
Unklare Syndrome: mehrdeutig, unvertraut 57
Mehrdeutige Syndrome 57
Unvertraute Syndrome 58
3 Setting, Prinzipien, Selbsthilfe 59
Versorgungsnetz, Helfer und Patienten 59
Versorgungsnetz und Helfer 59
Auftraggeber und Patienten 60
Interventionsort 61
Intervention in der eigenen Institution 61
Hausbesuch 62
Intervention in einer fremden Institution 63
Interventionsprinzipien 65
Zielsetzung 67
Vorrangiges Ziel der Notfallintervention 67
Längerfristiges Ziel der Nachbetreuung und der Krisenintervention 67
Selbsthilfe der Helfer 68
Irrwege 68
Ausweg: Instrumentarium der Selbsthilfe 70
4 Ablauf einer Notfallintervention 72
Ablauf in Phasen und Schritten 72
Erstkontaktphase, Auftragsklärung 72
Telefonische Kontaktaufnahme 72
Telefonische Klärung des Auftrags 73
Vorbereitungsphase 74
Triage 74
Vorbereitung 76
Begrüßungsintervention 77
Abklärungsphase 79
Gesprächsführung 79
Abklärung 80
Beurteilung und Hilfestrategie 83
Maßnahmephase 86
Notfallkonferenz 86
Ambulante Maßnahmen 87
Evaluation – Klinikeinweisung? 89
Nachbetreuungsphase und Übergang zur Krisenintervention 90
Abschied 90
Nachbetreuung 91
Übergang zur Krisenintervention 91
5 Kommunikation, Medikation, Klinikeinweisung 94
Kommunikation und therapeutische Haltung 94
Kommunikation 94
Therapeutische Haltung 94
Medikation und Notfallkoffer 96
Grundsätze der medikamentösen Therapie im Notfall 96
Psychiatrischer Notfallkoffer 96
Medikamentöse Behandlung der wichtigsten Syndrome 98
Einweisung in die Psychiatrie 98
Empfehlungen für die Einweisung ambivalenter Patienten 98
Kurzzeitige Unterbringung bzw. stationäre Krisenintervention 99
Einweisung auf eine offene Station einer psychiatrischen Klinik 99
Zwangseinweisung 99
Einweisungszeugnis 100
Unlösbare Situation 100
II Praxis der Notfall- und Krisenintervention 102
6 Benommen, verwirrt 103
Erstkontaktphase, Auftragsklärung 103
Vorbereitungsphase 104
Telefonische Triage 104
Telefonische Intervention bei bedrohlicher Bewusstseinsstörung 107
Begrüßungsintervention 108
Abklärungs- und Maßnahmephase vor Ort und Medikation 108
Bei akuter Lebensgefahr 108
Einweisungszeugnis 109
Falls keine akute Lebensgefahr 110
Bei Delir (wechselnd verwirrt-verworren-halluzinatorischer Zustand) 111
Bei Krampfanfall mit Bewusstseinsverlust bzw. bei epileptischem Dämmerzustand 112
7 Unruhig-komisch-wahnhaft 113
Erstkontaktphase, Auftragsklärung 113
Vorbereitungsphase 114
Triage 114
Vorbereitung 114
Begrüßungs„intervention 114
Abklärungsphase 116
Gesprächsführung 116
Abklärung 118
Beurteilung und Hilfestrategie 118
Maßnahmephase 118
Notfallkonferenz 118
Ambulante Maßnahmen 119
Evaluation – Klinikeinweisung? 124
Nachbetreuungsphase und Übergang zur Krisenintervention 126
Empfehlungen für Abschlusskontakte 126
Ambulante sozialpsychiatrische Nachbetreuung 126
Empfehlungen für die Angehörigenarbeit 126
8 Verzweifelt, suizidal 128
Erstkontaktphase, Auftragsklärung 128
Vorbereitungsphase 128
Triage 128
Vorbereitung 128
Begrüßungsintervention 129
Abklärungsphase 129
Gesprächsführung 129
Abklärung 132
Beurteilung und Hilfestrategie 133
Maßnahmephase 135
Notfallkonferenz 135
Ambulante Maßnahmen 136
Evaluation – Klinikeinweisung? 137
Spezialproblem: Akut traumatisierte Menschen 138
Grundsätze bei der Betreuung von Opfern 138
Nachbetreuungsphase und Übergang zur Krisenintervention 139
9 Konflikt, Gewalt 142
Erstkontaktphase, Auftragsklärung 142
Vorbereitungsphase 142
Triage 142
Vorbereitung 143
Begrüßungsintervention 144
Abklärungsphase 146
Gesprächsführung 146
Abklärung 148
Beurteilung und Hilfestrategie 149
Maßnahmephase 151
Notfallkonferenz 151
Ambulante Maßnahmen bei aggressivem Konflikt ohne offene Gewalt 152
Evaluation: zusätzliche Maßnahmen mit Drohung, Gewalt oder Missbrauch 153
Spezialproblem: Missbrauch und Misshandlung 155
Spezialproblem: Notfallbetreuung von Tätern 156
Empfehlungen für den Umgang mit grundsätzlich einsichtigen Tätern 156
Nachbetreuungsphase gefährdeter Familien 157
10 Alkohol-, Drogenproblem 158
Erstkontaktphase, Auftragsklärung 158
Vorbereitungsphase 159
Triage 159
Vorbereitung 160
Begrüßungs„intervention 161
Abklärungs- und Maßnahmephase 162
Gesprächsführung 162
Weiteres Vorgehen je nach Zustandsbild 163
Nachbetreuungsphase und Übergang zur Krisenintervention 169
Vorgehen bei schwer Süchtigen 169
Vorgehen bei wiederholt gescheitertem Entzug 169
11 Angst, Panik 171
Erstkontaktphase, Auftragsklärung 171
Vorbereitungsphase 171
Triage 171
Vorbereitung 174
Begrüßungs„intervention 175
Abklärungsphase 176
Gesprächsführung 176
Abklärung, Beurteilung und Hilfestrategie 177
Maßnahmephase 177
Notfallkonferenz 177
Maßnahmen 177
Evaluation – Klinikeinweisung? 179
Nachbetreuungsphase und Übergang zur Krisenintervention 179
12 Chronisch-akut 180
Erstkontaktphase, Auftragsklärung 180
„Chronisch-akuter Patient“: innere Wahrnehmung des Helfers 180
Risikomerkmale chronisch-akuter Patienten 181
Vorbereitungsphase 181
Triage 181
Vorbereitung und Setting 181
Abklärungsphase 182
Gesprächsführung 182
Abklärung 183
Beurteilung und Hilfestrategie 184
Maßnahmephase 184
Notfallkonferenz 184
Allgemeine Maßnahmen 186
Evaluation 187
Spezialproblem: Daueranrufer 187
Grundsätze im Kontakt mit Daueranrufern eines Krisendiensts 187
Nachbetreuungsphase und Übergang zu befristeter Krisenintervention 188
Empfehlungen zur Gestaltung der therapeutischen Beziehung 188
III Anhang 190
13 Formulare und Merkblatt 191
Formular „Klinikeinweisung“ 191
Formular „Patientendokumentation“ 192
Merkblatt „Algorithmus bei Gewaltandrohung“ 194
14 Literatur 196
15 Glossar 199
Sachverzeichnis 205

1 Notfall und Krise


1.1 Grundbegriffe


1.1.1 Seelische Krise


Krise im weiteren und engeren Sinn. Bei einer Krise im weiteren Sinn wird durch eine innere oder äussere Belastung das seelische und psychosoziale Gleichgewicht gefährden. Ein zunehmend großer Teil der psychischen Energie wird zur Bewältigung der Belastung und der inneren Erschütterung gebunden.

Bei Menschen ohne vorbestehende psychische Störung zeigen sich dann Unbehagen und Anspannung, z.B. auch Schlafstörungen, jedoch noch keine eigentlichen Krankheitssymptome. Dies wäre eine Krise im engeren Sinn. Die Betroffenen sind noch entscheidungs- und handlungsfähig. Ein Rückbezug auf ihre Ressourcen ist möglich. Die Krisenhelfer können mit ihnen kurzfristig verlässliche Vereinbarungen treffen. Menschen mit einer vorbestehenden psychischen Störung sind krankheitsbedingt vermindert belastbar; bei ihnen lässt sich eine Akzentuierung einer vorbestehenden Symptomatik feststellen, was bei Andauern der kritischen Belastung schließlich zu einem Rückfall bis hin zu einem eigentlichen ▶ „Notfall“ führen kann. Normal belastbare Menschen können jedoch auch in eine Notfallsituation geraten, wenn das Missverhältnis zwischen Belastung und Ressourcen zu groß wird und das Bewältigungsvermögen übersteigt. Dies ist bei Traumatisierung oder chronischen Krisen mit größerer Wahrscheinlichkeit der Fall.

Definition

Von einer „Krise“ im engeren Sinn wird in diesem Buch dann gesprochen, wenn kein psychischer bzw. psychosozialer Gleichgewichtsverlust eintritt und mit dem Patienten und seinen Angehörigen Vereinbarungen getroffen werden können.

Bei hohen Wellen: Krise und Krisenintervention.

Abb. 1.1 In der Krise wird die Kraft zur Stabilisierung des psychischen Gleichgewichts verwendet. Wie bei einer Ruderpartie, die in unruhige Gewässer geraten ist.

Krisen und Notfälle können in unterschiedlichen Lebenszusammenhängen entstehen:

  • Entwicklungskrise: Das sind normale Durchgangsstadien bei der Entwicklung durch innere Neuorientierung

    • im Rahmen der Ablösung von Jugendlichen,

    • bei Menschen in einer länger dauernden Psychotherapie usw.

  • Belastungskrise: Dazu kommt es durch innere (z.B. Krankheit) bzw. äußere Belastung (z.B. psychosozialer Stress); Spezialfälle sind traumatische Krisen, z.B. eine akute Belastungsreaktion oder PTBS (posttraumatische Belastungsstörung, engl. Posttraumatic Stress Disorder, PTSD). Neben diesen typischen Traumafolgereaktionen können jedoch zahlreiche andere psychische Störungsbilder auftreten.

  • Veränderungskrise ▶ [13]: Eine solche Krise entsteht durch umfassenden Wechsel der Lebensumstände (Life Events), z.B.

    • bei Geburt eines Kindes oder

    • bei Verlust eines Angehörigen.

  • Chronische Krise ▶ [26] ▶ [59]: Dabei handelt es sich um eine schwere Dauerkrise bei Suchtkranken, Borderline-Patienten usw.

Gefährdung des psychischen Gleichgewichts. Im Folgenden wird zwischen „Krise Definition“ (im engeren Sinn) und „Notfall “ – der akut gefährlichen Krise – unterschieden.

1.1.2 Seelischer Notfall


Angesichts drohender Selbst- oder Fremdgefährdung und akuter Überforderung der Angehörigen wird unverzügliche Hilfe erwartet. Damit soll eine (vermeintliche oder tatsächliche) akute Gefahr für psychische Integrität, Leib, Leben und soziale Vernetzung abgewendet werden. Die bisherige Problembewältigung versagt, was nicht nur mit dem seelischen Gleichgewichtsverlust des Patienten, sondern ebenso sehr mit einer Überforderung seines Beziehungsumfelds zusammenhängt. Notfallpatienten sind zudem meist nicht mehr vertragsfähig: Es sind Symptome aufgetreten, die ihre aktuelle Urteils- und Handlungsfähigkeit erheblich einschränken.

Definition

Der Notfall – sofortiger Handlungsbedarf wegen akuter Selbst- oder Fremdgefährdung – wird als Spezialfall einer Krise verstanden.

Bei Sturm: Notfall und Notfallintervention.

Abb. 1.2 Beim Notfall besteht akute Gefährdung! Die Entscheidungs- und die Vertragsfähigkeit sind schwer beeinträchtigt. Aktive, eingreifende Soforthilfe von außen ist notwendig, wie bei der Rettung eines Ertrinkenden.

Das Hinzuziehen professioneller Helfer ist ein Eskalationszeichen. Normalerweise kümmern sich Familienangehörige, Arbeitskollegen und bereits behandelnde Therapeuten um notleidende Menschen. Erst wenn die Lage weiterhin akut bleibt, wird die Beanspruchung der Betroffenen zu groß, sodass außenstehende professionelle Helfer hinzugezogen werden.

Merke

Jeder seelische Notfall ist auch ein psychosozialer Notfall.

1.1.3 Notfall- und Krisenintervention


Bei der Intervention werden alle verfügbaren Ressourcen zusammengefasst, um einen nicht wiedergutzumachenden Schaden abzuwenden. Dabei muss gehandelt werden, bevor die Ursachen für die psychische Notlage genau bekannt sind. Vieles muss sozusagen experimentell getan werden, um am Effekt einer kleinen Maßnahme die Gefährdung von Patient und Bezugspersonen erkennen zu können. Schnelle, wirksame und damit gut überblickbare, einfache (jedoch nicht simple) Vorgehensweisen sind erforderlich. Während der Intervention müssen sie ständig überprüft – evaluiert – werden. Somit ist es hilfreich, sich schon vor dem Einsatz mit den eigenen professionellen Handlungs- und Entscheidungsmustern auseinanderzusetzen, damit das eigene Repertoire erweitert werden kann. Auch bei viel Erfahrung ist Notfallhilfe mit außerordentlichen Anstrengungen verbunden. Der Einsatz muss deshalb zeitlich limitiert werden, um den Helferkreis nicht zu erschöpfen. Entscheidungen sind rasch zu treffen. Ein Notfalleinsatz mit einem Hausbesuch ist in der Regel innerhalb von 1–2 Stunden abgeschlossen – nämlich dann, wenn die Hilfe durch reguläre Helferdienste und Angehörige weitergeführt werden kann und keine akute Gefahr mehr für Leib, Leben und Integrität des Patienten und dessen Umfeld besteht.

Die Notfallintervention ist eine interdisziplinäre Aufgabenstellung. Deshalb kommen in diesem Buch sowohl pflegerische, psychotherapeutische und medizinische wie auch sozialarbeitsbezogene Gesichtspunkte zur Sprache. Wie in anderen Notsituationen geht es um einen möglichst nutzbringenden Verbund helfender Kräfte in methodischer Zusammenarbeit.

Merke

Notfallintervention bei seelischen Krisen ist eine interdisziplinäre Aufgabe.

Notfallhelfer brauchen Professionalität, ein gut reflektiertes Selbstverständnis der eigenen Rolle, eine therapeutische, d.h. auf Kommunikation und Entwicklung hin orientierte Grundeinstellung sowie Interesse an der Lebensweise von Menschen, die nicht der eigenen Subkultur angehören. Daneben erfordert der Notfalleinsatz die Fähigkeit zu fairer Konfrontation mit Respekt für die Entwicklungskompetenz der Patienten, zudem Entschlossenheit, Improvisationsfreude, die Bereitschaft, mit Angehörigen zusammenzuarbeiten, sowie Hartnäckigkeit und Mut, eine notwendige Entscheidung auch unter widrigen Umständen umzusetzen. Nicht zuletzt ist – neben einem Grundwissen über die Eigenheiten psychischer Erkrankungen – ein Wissen um die eigenen Schwächen und Stärken, die eigenen Möglichkeiten und Grenzen, notwendig.

Die ambulante Nachbetreuung nach einem Notfall entspricht methodisch einer Krisenintervention (bei einer Krise im engeren Sinn). Die Erfahrungen beim Notfalleinsatz können dabei genutzt werden. Die unmittelbare Ursache für den psychosozialen Gleichgewichtsverlust wird benannt, der Patient wird gestützt und er lernt, seine Ressourcen besser zu nutzen. Eine solche Nachbetreuung kann mit...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2017
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Notfallmedizin
Schlagworte Affektive Störung • Akutpsychiatrie • Angst • Angststörung • Bewusstseinsstörung • Corona • Coronavirus • Corona-Virus • Covid 19 • Covid-19 • Ersteinschätzung • Ersthelfer • Erstkontakt • Gewalt • Homeoffice • Kommunikation • Konflikt • Krisenhelfer • Krisenintervention • Krisensituation • Notfall • Notfallhilfe • Notfallintervention • Notfallkoffer • Notfallsituation • Notfallsyndrom • Notfallversorgung • Panik • Persönlichkeitsstörung • Psychiatrische Notfälle • Rettungsleitstelle • Schlüsselsyndrom • Schockraum • Sozialverhalten • stay home • Suchtmittelmissbrauch • Suizid • Triage • Verfolgungswahn • Virus • Wahn • Zentrale Notaufnahme
ISBN-10 3-13-158414-9 / 3131584149
ISBN-13 978-3-13-158414-4 / 9783131584144
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