Family-Work-Balance für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
XII, 252 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-80823-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Family-Work-Balance für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte - Marina Arntzen
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Viele Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte in mittelständischen und größeren (Wirtschafts-)Kanzleien sowie Bewerberinnen und Bewerber fragen sich, wie der Anwaltsberuf erfolgreich mit der Familie in Einklang gebracht und eine gute Family-Work-Balance hergestellt werden kann.
Dieses Buch beleuchtet das Thema Vereinbarkeit von Anwaltsberuf und Familie auf gesellschaftlich-politischer, betrieblicher und individueller Ebene und gibt konkrete Praxistipps, um ein passendes persönliches Modell zu finden. Bei der Vereinbarung von Beruf und Elternrolle oder Beruf und Pflege Angehöriger geht es insbesondere darum, vorgegebene strukturelle Rahmenbedingungen zu kennen und zu nutzen, eine moderne Arbeitskultur in Kanzleien zu etablieren sowie persönliche Entscheidungen zielgerichtet zu treffen und strategisch zu kommunizieren. Interviews mit erfolgreichen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten beinhalten zusätzliche Ideen aus der Praxis.
Marina Arntzen, LL.M. ist Rechtsanwältin im Bereich Gesellschaftsrecht/M&A in einer internationalen Sozietät und Mutter von drei Kindern.

1533. Vereinbarkeit durch strategische Kommunikation von Constanze Eich


Warum brauchen wir zusätzlich Strategien für unsere Kommunikation, um Familie und Beruf erfolgreich zu vereinbaren? Die Antwort liegt auf der Hand: Vereinbarkeit ist immer mit heißer Nadel gestrickt. Je komplexer das Konstrukt, desto effizienter muss es sein. Und das gilt auch für Ihre Kommunikation. Im Vereinbarkeitsalltag kommt man selten dazu, den Kopf herauszustrecken und sein Leben von oben zu betrachten. Unsere Handlungen und Reaktionen sind spontan, impulsiv und orientieren sich daran, alles irgendwie zu schaffen.

Statt aber zur fleißigen Arbeitsbiene zu werden und bis zur Erschöpfung die Bälle in der Luft zu halten, geht es auch darum, ein Image aufzubauen. Wer sind Sie? Wer wollen Sie sein? Wie wollen Sie wahrgenommen werden? Insbesondere am Arbeitsplatz. Und darüber hinaus: Wo wollen Sie langfristig hin? Wer im Vereinbarkeitsalltag den Überblick behalten will, muss die eigene Landkarte kennen und die Wege einschlagen, die Sie Ihrem Ziel näherbringen. Das können kurzfristige, aber auch langfristige Ziele sein. Wichtig ist, die anderen Wege, die in die Überlastung, Erschöpfung, Bedeutungslosigkeit oder Frustration führen, bewusst auszusparen (siehe → Kapitel 2.3.7).

Hinter all diesen Überlegungen stecken Chancen für die persönliche Entwicklung, aber auch die Optimierung der aktuellen Situation. Für sich zu verhandeln, Nein-Sagen zu lernen, sich als leistungsfähige, engagierte und kompetente Persönlichkeit zu präsentieren und eben nicht als die chaotische, überforderte, unzuverlässige Voll- oder Teilzeit-Arbeitskraft zu gelten, darum muss es gehen. Wir können immer unser 154Potential zur Entfaltung bringen, Karriere machen und auch mit Familie auf den Machtpositionen der Kanzleien sitzen.

Nichts ist unmöglich. Es ist immer eine Frage des Wollens, aber auch eine Frage, wie geschickt Sie sich auf diesem Spielfeld bewegen, wie Sie sich positionieren und wie bewusst Sie dabei kommunizieren.

3.1 Tipps für eine gelungene Vereinbarkeitskommunikation


Eine gelungene Vereinbarkeitskommunikation beginnt damit, ganz grundsätzliche Dinge zu beherzigen:

Hören Sie auf zu zweifeln!

 

Gute Vereinbarkeit entsteht im Kopf! Das wurde bereits mehrfach betont. Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Denn dazu muss man sich davon befreien, Vereinbarkeit als Makel oder Problem wahrzunehmen und sich womöglich im Job dafür zu entschuldigen, dass man nicht als vollwertige Arbeitskraft zur Verfügung steht. Ebenso muss man aufhören, damit zu hadern, als Mutter, Vater oder als Kind eines zu pflegenden Elternteils nicht 100 Prozent der Zeit der Familie widmen zu können, weil man eben auch noch arbeitet. Diese Gedanken und Gefühle beeinflussen in hohem Maße die Art und Weise, wie wir im professionellen Kontext kommunizieren. Jeder Hauch von Zweifel macht sich in unserer Sprache bemerkbar und verstärkt somit den Eindruck, dass Vereinbarkeit problembehaftet ist und die Menschen, die in diesen Lebenssituationen sind, zu einer „Problemgruppe“ gehören. Führen Sie sich vor Augen, dass das Gegenteil der Fall ist. Durch das Elternsein erwerben Sie einen Strauß zahlreicher Kompetenzen, die Sie auch im Beruf weiterbringen.

Priorisieren Sie im richtigen Moment!

 

Die Familie hat einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft als der Beruf. Das belegen zahlreiche Studien.177 In der Berufswelt jedoch, sollte die Rangliste der Lebens-Prioritäten keine Rolle spielen. Wer berufstätig ist, bespielt einen wichtigen Lebensbereich und sollte seinen Arbeitseinsatz nicht an einer Prioritätenliste orientieren, die um die Frage kreist, was wichtiger ist: Beruf oder Familie. Vielmehr sollte der Mittelpunkt aller professionellen Bemühungen sein, welche beruflichen Ziele aktuell Priorität für Sie haben. Trennen Sie also diese Gedankengänge. Dennoch werden Sie immer wieder die Situation erleben, Ihrem Kind oder Ihrem Elternteil in einer Notsituation die Priorität zu geben. Das ist normal. Aber es sind Notsituationen und damit Ausnahmesituationen. Und Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.

Ignorieren Sie bestehende Ressentiments!

 

Obwohl Vereinbarkeit auch in den Wirtschaftskanzleien immer mehr zur Normalität wird, kann man beobachten, dass zwischen Anwältinnen und Anwälten, die sich neben dem Beruf noch um ihre Familie kümmern und denjenigen, die keine familiären Verpflichtungen haben noch immer Ressentiments bestehen. Fast könnte man behaupten, dass es eine gewisse Lagerbildung gibt. Natürlich argumentieren kinderlose Anwältinnen und Anwälte häufiger, dass die anspruchsvolle juristische Beratertätigkeit volle Aufmerksamkeit und einen 100-prozentigen Einsatz fordert. Dieser Argumentation schließen sich auch diejenigen an, deren Lebenspartnerin (denn es sind nach wie vor mehr Frauen, die dem Mann den Rücken freihalten) auf Karriere verzichtet. Womit Anwältinnen und Anwälte, die Beruf und Familie vereinen, unterschwellig zu Beraterpersönlichkeiten zweiter Klasse degradiert werden. Vor allem die ältere Generation der Anwälte steht noch immer hinter dieser Meinung: Nur wer den vollen Einsatz leistet, ist ein ernstzunehmender Berufsträger.

156Doch diese Haltung wird nicht mehr lange greifen. Wir erleben aktuell eine immer weiterwachsende Community jüngerer Anwältinnen und Anwälte, die nicht mehr 100 Prozent ihrer Zeit in den Beruf investieren wollen und die die andere Gruppe in ihrer grenzenlosen Aufopferungsbereitschaft laut kritisiert. So kommt es, dass immer mehr Nachwuchstalente keine Vollbeschäftigung mehr anstreben, sondern auch ohne Familie eine Teilzeitposition für sich verhandeln. Das heißt, Familie ist nicht der einzige Grund für eine Arbeitszeitreduktion. Auf der einen Seite verschärft es die Lagerbildung und die damit einhergehenden Ressentiments, da die einen in ihrer vollen Einsatzbereitschaft die liegengebliebene Arbeit zu Gunsten von Freizeit und Familie der anderen auffangen müssen. Gerade dieser Trend ist aber eine große Chance, diese alten Ressentiments bewusst hinter sich zu lassen und in ein zeiteffizientes Miteinander zu investieren. Nur gemeinsam kann eine erfolgreiche Wirtschaftskanzlei funktionieren.

Setzen Sie auf Exzellenz!

 

Natürlich ist das Berufsbild selbst ein Teil des Problems. Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte sind von einem enormen Exzellenz-Anspruch getrieben. Immer geht es darum, die beste Leistung abzuliefern, um im Wettbewerb zu bestehen, vor allem aber die hohen Honorare gegenüber der Mandantschaft zu rechtfertigen. Erreichbarkeit, fachliche Spitzenqualität, Mandantenorientierung, Geschwindigkeit – diese Werte passen auf den ersten Blick nicht wirklich zu einem Familienleben, das uns ebenso Aufmerksamkeit, Fürsorge und Präsenz abverlangt. Und es erklärt auch, warum das Thema Vereinbarkeit nach wie vor kritisch beäugt wird. Denn wie soll die Kanzlei die notwendige Exzellenz erzeugen, wenn die Anwältinnen und Anwälte nicht mehr im gleichen Maße mit ihrer Arbeitskraft zur Verfügung stehen?

157Aus diesem Grund ist es nachvollziehbar, dass Kanzleien sich nach wie vor schwertun, ihr Businessmodell dem aktuellen Zeitgeist anzupassen und auf neue Konzepte zu setzen. Und genau hier spielt die Kommunikation die entscheidende Rolle. Exzellenz sollte nicht in Konkurrenz zur Vereinbarkeit stehen, sondern muss zentraler Teil unserer Überlegungen sein, wie wir dazu beitragen, genau diese Exzellenz zu erzeugen. Und zwar mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben.

Denken Sie das Thema Vereinbarkeit als Selbstverständlichkeit!

 

Familie und Beruf miteinander zu verbinden, ist immer eine Herausforderung. Familie und Beruf in einer Wirtschaftskanzlei miteinander zu verbinden, ist eine noch größere Herausforderung. Trotzdem brauchen wir ein neues Mindset. Wir brauchen Glaubenssätze, die uns dabei helfen, das anscheinend Unmögliche möglich zu machen und das Undenkbare, Problembehaftete, Schwierige in eine neue Normalität zu führen. Das Wichtigste ist dabei, dass wir das Thema Vereinbarkeit als Selbstverständlichkeit denken und anfangen, auch völlig selbstverständlich darüber zu sprechen, unsere Konzepte zu verkaufen und zu verhandeln. Natürlich geht es in erster Linie darum, das eigene Lebensmodell zu verwirklichen. Zufrieden zu sein, erfüllt zu sein, abgesichert zu sein. Also wird jeder Einzelne daran arbeiten, Beruf und Familie so in Einklang zu bringen, dass vor allem die persönlichen Ziele erreicht werden. Betrachtet man aber das gesamte Spielfeld und denkt an die vermeintlich konkurrierenden Interessen, so liegt doch der Schlüssel darin, das berufliche Engagement als das zu verkaufen, was es ist: eine Investition in die Exzellenz der Organisation UND das eigene Fortkommen. Egal in welchem Arbeitsmodell – ob in Vollzeit, in Teilzeit oder in einem alternativen Karriereweg. Wenn wir anfangen, diese Maxime in unsere Kommunikation zu übertragen, wird es 158uns gelingen, den vermeintlichen Makel der Vereinbarkeit abzustreifen und gleichzeitig der Vereinbarkeit den Stempel der Selbstverständlichkeit aufzudrücken.

Nutzen Sie die Möglichkeiten der strategischen Kommunikation!

 

Gute Vereinbarkeit steht und fällt mit der richtigen Kommunikation. Es muss uns gelingen, unsere Arbeitskraft intelligent zu investieren, sie wirkungsvoll zur Geltung zu bringen und...

Erscheint lt. Verlag 5.4.2023
Mitarbeit Anpassung von: Constanze Eich
Zusatzinfo mit 8 Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Recht / Steuern Allgemeines / Lexika
Schlagworte Arbeitszeitmodelle • Kommunikationsstrategien • Vereinbarkeitsmodelle • wirtschaftskanzleien • Zeitmanagement
ISBN-10 3-406-80823-9 / 3406808239
ISBN-13 978-3-406-80823-4 / 9783406808234
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