DIE SCHULDIGE (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019
CXVI Seiten
BookRix (Verlag)
978-3-7487-1524-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

DIE SCHULDIGE - Karin Welters
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Grausam misshandelt und brutal vergewaltigt liegt die 39-Jährige Eva Creutz schwer verletzt auf einer Waldlichtung. Um den Folgen seiner begangenen Gewalttat zu entgehen, sticht der unbekannte Täter mit einem Messer auf sie ein und lässt sie, wie er glaubt, allein sterbend zurück. In den letzten Minuten ihres irdischen Daseins wird sie von einer inneren Stimme überrascht. Zwischen Leben und Tod hin und her pendelnd wird ihr von dieser Stimme die Bedeutung der körperlichen Existenz auf Erden erläutert. Nach anfänglicher, heftiger Abwehr öffnet sie sich der Stimme und erkennt den tiefen Sinn ihres Lebens, nach dem sie immer gesucht hat. Eine Offenbarung nach der anderen überrollt die Sterbende...   DIE SCHULDIGE ist ein Roman, der sich den essentiellen Fragen des Lebens widmet und auf humanistischen Werten basiert. Er zeigt die tiefen Hintergründe auf, warum 'die Frau' als das weibliche Prinzip schlechthin, als 'Die Schuldige' globalen Diskriminierungen, Benachteiligungen, sexueller Ausbeutung und Gewalt - bis hin zum Mord - ausgesetzt ist.

Kapitel 1


Kapitel 1

 

Wie eine uralte, erschöpfte Schildkröte krieche ich aus der Schwärze des Nichts.

Wo bin ich?, wispert irgendetwas in mir.

Sofort spüre ich meinen unbeugsamen Widerstand.

Nein! Das will ich gar nicht wissen!

Nein! Ich will nicht aufwachen!

Zurück!

Zurück!… BITTE!

Ich spüre mein inneres Flehen; mein Betteln. Liebes, liebes Nichts. Nimm mich wieder auf. Bei dir ist es so geborgen; so schön warm. Bitte, bitte… nimm mich wieder in deine Arme. Trage mich zurück in das unermessliche, unergründliche, unendliche Nirwana. Dahin, wo sich alles in der Leichtigkeit der Leere auflöst.

Aaaah!

Wo bin ich?, frage oh mich erneut.

Diesmal wagt sich dieses gepanzerte Urviech ein winziges Stück weiter in den Bereich zwischen Tag und Traum und ich bemühe mich redlich, die Augen zu öffnen.

Doch meine Lider sind tonnenschwer und leisten einen enormen, mir unbegreiflichen Widerstand. Sie gehorchen mir nicht.

Das Rauschen in meinen Ohren dringt wie aus einer anderen Sphäre zu mir. Zunächst wie ein Säuseln, wie ein flüchtiger Windhauch. Doch… unaufhörlich und gnadenlos schwillt das Rauschen an und mündet in ein brutales Folterinstrument, das alle anderen Sinneswahrnehmungen zu ersticken droht. Eine ganze Horde von randalierenden, aufgepeitschten Vandalen ballert mit gigantischen Presslufthämmern gegen mein inneres Schädeldach.

Die Schildkröte setzt zum Rückzug an.

Nein!

Bleib hier!

Sie gehorcht mir nicht.

An einer unsichtbaren Schnur, die mich fest umschlungen hält, zieht sie mich mit sich in die Unterwelt. In das Land der Schwerelosigkeit, das sich der Erinnerung entzieht.

Oh, jaaa!

Wo bin ich? Hört das nie auf?

Die Kröte kriecht heran.

Sie steckt den Kopf aus den Tiefen des verhüllten Ur-Ozeans, schnappt nach Luft… und verschwindet.

Ich weiß nicht, wie oft dieses Pendeln zwischen Auftauchen und Davonschleichen in meinem Gemüt wabert; wie Gezeiten eines Wackelpuddings; wie Riesenwellen eines unaufhaltsam heranrollenden Tsunamis, die an den Strand meines Bewusstseins gespült werden und sich wieder in den Tiefen der Unendlichkeit verlieren.

Irgendwann verlangsamt sich der Rhythmus der Tiden. Ich spüre die kühle Nachtluft auf meinem Gesicht. Wie eine zärtliche Brise streichelt sie meine Haut und der Takt meines Herzschlags flüstert: Wo bin ich? – babamm… Wo bin ich? – babamm… Wo bin ich?

Die gewaltigen Strömungen machen mit mir, was sie wollen. Machtlos bin ich ihnen ausgeliefert. Ein Grummeln aus Unmut, Unwillen und Verdruss taucht auf. Aus dem Grummeln wird ein Beben; meine Gefühle schwellen an, bis sie als Zorn, Wut und Ärger über mich hereinbrechen.

Sie wollen mich verschlingen!

Ich zwinge mich zur Ruhe, was mir, mitten im Hurrikan dieser Gefühle, wie eine unlösbare Mammutaufgabe erscheint. Nur mit größter Anstrengung gelingt es mir, meine Augenlider zu öffnen. Bleiern schließen sie sich wieder… wie von Geisterhand gesteuert.

Ich muss mich unbedingt konzentrieren!

Nach ungezählten Versuchen gelingt es mir.

Schwärze…

Totale, vollkommene, ungeteilte Schwärze.

Verflixt nochmal! Wo bin ich?

Und wieso kann ich mich nicht bewegen? Wo ist mein Körper? Ich spüre ihn nicht.

Bin ich… tot?

Mausetot?

Mit noch größerer Anstrengung und äußerster Willenskraft halte ich meine Augen geöffnet. Doch… je mehr ich mich bemühe, zu sehen, desto mehr packt mich das Entsetzen; zieht mich erbarmungslos in den Strudel der Panik; droht, mich zu vertilgen.

Schwärze!

Überall Schwärze!

Bin ich blind geworden?

Ich sehe nichts. Gar nichts mehr.

Ist das so, wenn man tot ist?

Wieso?

Wieso?!

 

Entspanne dich, drängelt es leise am Tumult der Presslufthämmer vorbei.

 

Jetzt höre ich schon fremde Stimmen in meinem Kopf.

Herr im Himmel! Was passiert hier?

 

Entspanne dich!

 

Die Stimme wird klarer. Sie ist weich und sehr… beruhigend.

 

Hör auf, dich zu wehren.

 

Und wie eine selbständig laufende Maschine, reagiere ich vollautomatisch. Ich spüre, wie sich die Panik tatsächlich zurückzieht. Ganz ohne mein Zutun. Mein inneres Chaos weicht einem ruhigeren Fahrwasser.

 

So ist gut, vernehme ich und habe den Eindruck, dass das Wesen hinter der Stimme lächelt.

 

Knalle ich jetzt vollends durch? Eine innere Stimme, die lächelt? Ein Wesen? Ein Wesen?

Was für ein verrückter Gedanke!

Und als hätte ich noch nicht genug mit dieser… dieser, na ja, dieser… ja, was eigentlich? – schreit es wieder in mir auf: Wo bin ich? Ich brülle so laut ich kann. Man muss mich jetzt am äußersten Rand des Universums hören. Habe ich tatsächlich gebrüllt? Oder vielleicht nur gedacht, dass ich brülle?

Aber… wie kann jemand brüllen, der gar keinen Körper mehr hat? Womit sollte der brüllen?

Ich lausche.

In meinem Gemüt regt sich etwas. Irgendetwas, wie eine Gewitterwolke, steigt in mir hoch. Was, um Himmels willen, ist das?

Das fühlt sich an wie ein… wie eine überdimensionale, erwachende, sich reckende Python. Ein… Gebilde, als würde sich etwas bisher Unbekanntes, Namenloses, Unentdecktes aus seinem unterirdischen Verlies befreien. Eine rätselhafte Kraft drängt unaufhaltsam aus meinem tiefsten Inneren an die Oberfläche meines Gemüts. Eine Kraft, der sich niemand entgegenstellen kann.

Mein Gott!

Was ist das?

Wie ein Echo aus unendlicher Ferne höre ich…

 

Macht!

 

Macht?

Oh, mein Gott! Was für eine Macht?

 

Die Macht der Frau.

 

Ich kann kaum noch denken. WAS für ein Gefühl! WAS für eine Energie!

Die soll die Macht der Frau sein?

Ich verstehe nur Bahnhof. Meine Güte, wie soll ich das verstehen? Irgendwie kriege ich das nicht gebacken. Was ist das nur für eine >Macht der Frau<?

 

Na, die einzige Macht, die es gibt!

 

Dieses Gefühl, diese Kraft ist überwältigend. Mir wird schwindlig. Meine Gedanken überschlagen sich, fliegen Loopings. Du meine Güte! Ich glaube, mir geht gleich wieder die Lampe aus.

Neiiiin!

 

Reiß dich zusammen, Eva Creutz!

 

Noch einmal versuche ich mit aller Kraft des Willens, mich zu konzentrieren.

Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich spüre meinen Körper nicht. Um mich herum ist unendliche Schwärze und ich höre eine Stimme im Kopf, die von Macht redet.

Und das soll ich verstehen?, blitzt der Gedanke in mir auf. Nein! Ich kann nur durchgeknallt sein.

Verzweifelt suche ich nach einer vernünftigen Erklärung.

Doch ich greife ins Leere.

Die Verzweiflung verstärkt sich; nähert sich einer überdimensionalen Panik, die meine Denkfähigkeit vollständig außer Kraft setzen will.

PANIK!

So sehr ich auch suche… ich finde keine Argumente, die auch nur annähernd einen Sinn ergeben.

HIIIILFE!

 

Hey! Alles wird gut! Beruhige dich.

Hör auf, verstehen zu wollen. Dazu ist der Intellekt nicht fähig... und auch nicht erschaffen worden. Es geht jetzt nicht um dein intellektuelles Verstehen, sondern um echte Erkenntnis, um das Begreifen! Um deine wahren Gefühle!

 

Himmelherrgott! Wovon redet diese Stimme?

Ich muss Halluzinationen haben. Dabei habe ich seit ewigen Zeiten nichts mehr geraucht. Und diese hellblauen Pillen… habe ich vor… mindestens zwanzig Jahren nur ein einziges Mal ausprobiert.

 

Willst du wirklich wissen, was hier mit dir passiert?

 

Und ob!

 

Dann schalte Deinen Intellekt herunter. Beruhige dich und geh tiefer! Höre! Höre die Stimme, die du im Alltag nicht zu Wort kommen lässt. Höre MICH!

 

Dich? Wer bist du?

Meinen Intellekt… herunterschalten? Pah! Und womit, bitte schön, soll ich dann verstehen, was hier abgeht?

 

Was hier gerade >abgeht<, kann dein Intellekt sowieso nicht erfassen. Also… versuche es nicht weiter.

Kennst du den Unterschied zwischen ‚verstehen‘ und ‚begreifen‘?

 

In meinem Kopf geht es jetzt richtig chaotisch zu. Verstehen? Begreifen? Worin besteht der Unterschied? Nein. Ich raffe gar nichts mehr! Was soll das? Ich habe gerade ein paar andere Probleme –...

Erscheint lt. Verlag 12.9.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Gewalt an Frauen • Philosophie • Spiritualität • Verbrechen
ISBN-10 3-7487-1524-2 / 3748715242
ISBN-13 978-3-7487-1524-5 / 9783748715245
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