Masterplan Gesundheit (eBook)

Spiegel-Bestseller
Was Körper und Geist brauchen, um lange jung und fit zu bleiben - Ein SPIEGEL-Buch

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Deutsche Verlags-Anstalt
978-3-641-30370-9 (ISBN)

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Masterplan Gesundheit -  Jörg Blech
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Den Körper verstehen, das Leben verlängern - der neue SPIEGEL-Bestseller von Jörg Blech
Den Geist jung halten und zwanzig Jahre länger leben - in seinem neuen Buch lüftet SPIEGEL-Bestsellerautor Jörg Blech das Geheimnis der Gesundheit und legt den ultimativen Masterplan für Leib und Seele vor. Er räumt mit Mythen der Medizin auf und zeigt uns die wahren Bedürfnisse unseres Körpers. Denn die meisten Alterserkrankungen sind gar nicht vorbestimmt, weil das Herz und das Gehirn, die Gelenke und die Muskeln und andere Strukturen sich das ganze Leben lang erneuern können. Acht einfache Regeln zeigen: Wer seinen Körper kennt, kann selbst mehr für seine Gesunderhaltung tun als die besten Ärzte.

Jörg Blech, geboren 1966, hat Biologie studiert und seine Diplomarbeit an der Kölner Uniklinik geschrieben. Danach ergriff er seinen Traumberuf und wurde - nach Ausbildung an der renommierten Hamburger Journalistenschule - Medizinjournalist und Autor. Nach Stationen beim stern und der Zeit wechselte er zum SPIEGEL. Seine Titelgeschichten erzielen hohe Auflagen, seine Texte gehören zu den meistgelesenen Artikeln im Digitalangebot SPIEGEL-PLUS. Darüber hinaus hat Jörg Blech zahlreiche Bestseller vorgelegt. Sein Erstling »Leben auf dem Menschen« war das erste Buch zum Darmmikrobiom und ein Überraschungserfolg, sein Nr.-1-Titel »Die Krankheitserfinder« stand ein Jahr auf den Bestsellerlisten. »Die Heilkraft der Bewegung« ist ein Klassiker. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

ERSTES KAPITEL
WARUM WIR KRANK WERDEN


Es ist erstaunlich, dass unser Körper nicht viel gesünder ist. Nach dem vom britischen Naturforscher Charles Darwin (1809 – 1882) beschriebenen Prinzip der natürlichen Selektion setzen sich in jeder Generation bekanntermaßen nur die fittesten Individuen durch; jene, die einen Vorteil haben im Überleben. Dennoch strotzen wir nicht immer vor Gesundheit. Es kann nicht daran liegen, dass es zu wenig Zeit gegeben hätte. Die Evolution hatte ungefähr sechs Millionen Jahre lang aberwitzig viele Gelegenheiten, um aus dem Vorläufer des Menschen ein Geschöpf zu machen, das niemals gebrechlich würde und weder Siechtum noch Tod fürchten müsste – es sei denn, man würde dereinst dem Klimakollaps, der Ressourcenknappheit, einem Atomkrieg oder einem Meteoriteneinschlag zum Opfer fallen.

Die Realität sieht anders aus. Wir sind Mängelexemplare – in vielerlei Hinsicht: Wieso nur kreuzen sich in unserem Körper die Nahrungs- und Atemwege, sodass wir Knochen, Gräten oder Brocken in den falschen Hals bekommen – und jämmerlich daran ersticken können? Weshalb sind wir so gierig nach Kombinationen aus Zucker und Fett? Der Überkonsum begünstigt die Arterienverkalkung und ist der Grund dafür, dass wir uns mit Messer und Gabel gleichsam umbringen können. Warum verfügt das Gehirn bei vielen Menschen nur über eine begrenzte Laufzeit, sodass sie sich im Alter nicht mehr an das eigene Leben erinnern werden?

Die Medizin macht große Fortschritte. Sie versteht, warum Menschen an bestimmten Leiden erkranken. Sie kann Symptome und Risikofaktoren immer genauer eingrenzen. Der Gewinn an Erkenntnis ist wahrlich beeindruckend – und gewiss noch lange nicht abgeschlossen. Ärztinnen und Ärzte betrachten den Körper oftmals aus der Sicht eines Mechanikers. Sie möchten erfahren, wie diese Maschine aus Fleisch und Blut funktioniert, was darin falsch laufen und wie man Schäden reparieren kann.

Die Evolutionsmedizin stellt grundsätzlichere Fragen: Warum gibt es Krankheiten überhaupt? Warum ist der Körper so geworden, wie er ist? Warum braucht er regelmäßige Belastung, um lange zu halten? Denkbar wäre auch der umgekehrte Fall: Körperliche Aktivität stresst den Körper und steigert seinen Verschleiß, sodass die Lebensuhr schneller abläuft.

»Es ist das große Rätsel der Medizin, warum in einer so außerordentlich gut konstruierten Maschinerie so viele augenscheinliche Schwächen, Defekte und Provisorien vorhanden sind, die uns für Krankheiten so anfällig machen«, schreiben der Arzt Randolph Nesse und der Biologe George Williams in dem Buch Warum wir krank werden. Das Werk wurde in viele Sprachen übersetzt und gilt als Manifest einer völlig neuen Sichtweise auf unsere Gesundheit. Die Evolutionsmedizin betrachtet Krankheiten im Lichte der Evolution, um ihre wahren Ursachen zu verstehen, sie zu verhindern und zu behandeln. Scheinbar sinnlose Erkrankungen haben oft eine andere, oftmals übersehene Seite, die aus Sicht von Evolutionsbiologen sinnvoll ist. So manche Unzulänglichkeit unseres Körpers entpuppt sich als ausgewogener Kompromiss. Die meisten Leiden brechen nur deshalb aus, weil der Körper nicht für die moderne Welt gemacht ist. Eine wachsende Schar von Biologen und Ärztinnen erforscht, wie seine stammesgeschichtliche Herkunft den Körper geprägt hat. Und wie die Unstimmigkeit zwischen Menschen und der heutigen Umwelt vermindert werden kann.

Mängelliste von Kopf bis Fuß


Zu den Pionieren dieses Forschungszweigs gehört der amerikanische Anthropologe Daniel Lieberman, ein drahtiger Mann, der mitreißend von seiner Forschung erzählen kann. Sein Interesse an der Evolution des menschlichen Körpers erwachte schon vor mehr als drei Jahrzehnten. Seit vielen Jahren leitet er das Department of Human Evolutionary Biology der Harvard University, das in einem Gebäude aus roten Backsteinen in Cambridge (Massachusetts) untergebracht ist.

Als wir uns dort trafen, führte Lieberman mich durch Gänge zu einer Tür. Er schloss sie auf und winkte mich in einen stillen Raum. In der Ecke stand ein Skelett, in Stahlregalen lagen Tausende Pappschachteln. In ihnen wurden die sterblichen Überreste von Menschen aufbewahrt, wie ich bald erfahren sollte. Lieberman hatte mich in eine Knochenkammer geleitet, genauer gesagt in die osteologischen Sammlungen des Peabody-Museums, das zur Harvard University gehört.

Wahllos nahm Lieberman den Karton Nummer 57 886 aus einem Regal, hob den Deckel ab und holte den bräunlichen Schädel eines Menschen hervor. Mit dem rechten Zeigefinger fuhr er über die ebenmäßige Zahnreihe des Oberkiefers und sah mich begeistert an: »Sehen Sie nur, wie schön das angeordnet ist! Und die Backenzähne sind auch alle am rechten Platz.«

Die Schädel sind viele Hundert Jahre alt. Ihre Besitzer trugen ja niemals Zahnspangen, und doch hatten sie beneidenswerte gerade Zähne. Der Grund dafür ist die damalige Ernährung, die vermutlich viele tierische Sehnen und pflanzliche Fasern enthielt. Die Menschen mussten früher tüchtig kauen, ehe sie einen Bissen hinunterschlucken konnten. Lieberman drückte es so aus: »Die Kiefer brauchen mechanische Belastung. Nur so können die Kieferknochen ausreichend wachsen und allen Zähnen Platz bieten.«

Konsumenten von weicher Nahrung aus industrieller Produktion dagegen bekommen häufiger schiefe Zähne. Diesen Zusammenhang konnte Lieberman wissenschaftlich beweisen, und zwar in Fütterungsversuchen an Klippschliefern. Das sind drollige, murmeltierähnliche Pflanzenfresser, die in Afrika und Westasien beheimatet sind und anatomisch gesehen ihre Nahrung ganz ähnlich wie Menschen mit den Backenzähnen zermalmen. Lieberman und sein Team setzten heranwachsenden Klippschliefern eine artfremde Kost vor, und zwar zerkleinerte Äpfel, Karotten und Süßkartoffeln, die sie zuvor in der Mikrowelle weichgekocht hatten. Drei Monate bekamen die Tiere dieses Futter, danach vermaßen die Forschenden die Schädel der Klippschliefer. Das erstaunliche Ergebnis: Im Vergleich zu Artgenossen, die zur Kontrolle hartes, weil getrocknetes Obst und Gemüse zu knabbern bekommen hatten, waren die Kiefer der Breifresser um ungefähr 6 Prozent kleiner geblieben.

Das Ergebnis kann man auf Kinder und Jugendliche übertragen, die sich überwiegend von industriell aufbereiteten Lebensmitteln ernähren. Die werden in den Fabriken so hergestellt, dass sie eine weiche Konsistenz haben, damit die kleinen Konsumentinnen und Konsumenten sie leichter verschlingen können. Die Betroffenen bekommen dadurch kleine Kiefer und schiefe Zähne, die nur mit Drähten wieder in Form gebracht werden können. In vielen Industriestaaten ist es der Regelfall, dass Teenager Zahnspangen tragen.

Ein weiteres Beispiel für den Einfluss der Evolution auf unsere Gesundheit sind die Füße. Schuhe schützen zwar vor Schnittverletzungen und wärmen einen, aber sie stören die natürliche Ausprägung der Füße. Das ergab eine Studie unter 2300 Kindern in Indien: Jene Mädchen und Jungen, die immer barfuß liefen, hatten nur in 2,8 Prozent der Fälle Plattfüße. Unter jungen Schuhträgern dagegen lag die Vergleichszahl bei 13,2 Prozent. Die Erklärung: Schuhe können bestimmte Muskeln in den Füßen verkümmern lassen, sie werden zu wenig beansprucht, die Fußrücken sinken nach unten.

Ein weiteres Beispiel sind die Augen. In Deutschland sind 30 bis 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler kurzsichtig, wenn sie das Abitur machen. Und im südkoreanischen Seoul brauchen einer Studie zufolge sogar 97 Prozent der Jungen im Alter von 19 Jahren eine Brille. Im Jahr 2050 wird laut einer Prognose die Hälfte der Menschheit kurzsichtig sein. Die Erklärung: Die noch im Wachstum befindlichen Augäpfel werden zu lang, wenn deren Besitzer stundenlang in Innenräumen lesen, auf Monitore schauen oder Naharbeit machen. Objekte in der Ferne können sie nur noch unscharf erkennen. Das Licht im Freien hemmt das Wachstum der Augäpfel. Auch um ihrer Augen willen sollten Kinder also viel draußen spielen.

Design in der Sackgasse


Von der Entwicklungsbiologie können wir auch viel darüber erfahren, warum wir anfällig für Krankheiten sind. Der Paläontologe Neil Shubin von der University of Chicago formulierte es so: »Praktisch jede Erkrankung, die uns plagt, besitzt eine historische Komponente, die man von den Säugetieren bis zu den Fischen und noch weiter zurückverfolgen kann.« Den Körper des Menschen vergleicht er mit einem VW Käfer. Der Volkswagen war viele Jahrzehnte auf dem Markt und wurde kaum noch technisch verändert. Das zunächst so erfolgreiche Design mit dem luftgekühlten Heckmotor brachte Ingenieure später zur Verzweiflung, zumal Modifikationen an dem Modell nicht mehr möglich waren.

Ähnlich verhält es sich mit unserem Körper: Viele seiner Baupläne sind den Fischen entlehnt und können allenfalls in einem engen Rahmen verändert werden. Evolutionäre Neuerungen sind deshalb niemals große Würfe, sondern immer Kompromisse. Und von denen machen manche uns anfällig für Gebrechen und Gefahren – wie die bereits erwähnten sich kreuzenden Nahrungs- und Atemwege. Es wäre viel sicherer, den Mund auf der Stirn zu haben und die Nase in der Kehle, auch wenn dies vielleicht komisch aussähe.

Auch die Lage der Vorsteherdrüse (Prostata) beim Mann ist ein Notbehelf; sie umgibt die Harnröhre und wird im Alter größer. Etliche Herren im reifen Alter können deshalb die Blase nicht mehr vollständig leeren und müssen häufiger auf Toilette...

Erscheint lt. Verlag 4.10.2023
Zusatzinfo mit Abb.
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Schlagworte 2023 • Alzheimer • Arthrose • Bandscheiben • Bewegungsmangel • Biologie • Buch für Männer • Darmentzündungen • Depression • "der ernährungskompass" • eBooks • Entzündungsprozesse • Ernährung • Evolution • Evolutionsmedizin • Gesundheit • Herz-Kreislauf-Erkrankungen • Immunsystem • Infarkt • inflammation • irrtümer der medizin • Kognition • Körper & Geist • Körpergewicht • Lebenserwartung • Leitfaden • Meditation • Menschlicher Organismus • Neuerscheinung • Neuroplastizität • Ratgeber • Schulmedizin • Selbstheilung • Sport • Stoffwechsel • Stoffwechselkrankheiten • Stress • Symptome • umwelt & gene • volksleiden
ISBN-10 3-641-30370-2 / 3641303702
ISBN-13 978-3-641-30370-9 / 9783641303709
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