Aus Liebe zu den Pferden -  Mark Rashid

Aus Liebe zu den Pferden (eBook)

Begegnungen mit Charakter-Pferden

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
264 Seiten
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
978-3-440-50969-2 (ISBN)
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Emotional und unterhaltsam erzählt Mark Rashid, der Horseman aus Colorado, von unvergesslichen, beeindruckenden und ganz persönlichen Begegnungen mit Pferden, die sein Leben nachhaltig geprägt haben. Ein Buch, das man zurecht als eine Zusammenfassung seines Lebenswerks bezeichnen kann.

EIN BLICK ZURÜCK


Gepflanzte Samen


Ein Tag mit einem großartigen Lehrer ist besser als tausend Tage fleißigen Lernens.

Japanisches Sprichwort

In den ersten paar Absätzen von »Considering the Horse« wird dem Leser Walter vorgestellt, der alte Horseman, von dem ich zu lernen begann, als ich noch recht jung war. Er war ein Mann weniger Worte. Wenn Walter sprach, besonders wenn es um Pferde ging, benutzte er seine Worte normalerweise eher als Katalysator, um zum Nachdenken anzuregen und um Anweisungen zu geben.

Auf den ersten Seiten von »Considering the Horse« erzählte ich eine Geschichte, in der Walter und ich zu einer benachbarten Ranch fuhren, um eine Ladung Heu zu holen. Dort hielten wir an, um ein paar Cowboys zu beobachten, die eine junge Stute in einem Roundpen »zuritten«. Die Stute wurde mit einem Lappen über den Augen an einen Pfosten gebunden, während man ihr einen Sattel auf den Rücken schnallte.

Ich habe in der Geschichte erklärt, wie ich das folgende Rodeo, als der Reiter auf dem Rücken saß und die Stute losgelassen wurde, ziemlich aufregend fand. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen und keine wirkliche Erfahrung mit Pferden außer dem, was ich in den zweitklassigen Western-Filmen der damaligen Zeit sah. Daher nahm ich einfach an, dass das, was ich erblickte, die Arbeit mit Pferden war.

Bis Walter, der neben mir auf dem alten, verwitterten Zaun saß, mitten in der Aufregung eine einfache Frage stellte: »Was glaubst du, wie sich das Pferd dabei fühlt?«

Dies ereignete sich vor mehr als fünfzig Jahren, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft mir diese Frage seitdem durch den Kopf gegangen ist. Es schien, als ob sie irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein lebt, still auf der Lauer liegt und plötzlich auftaucht, wenn ich feststelle, dass ich in einem Pferd übermäßigen Stress auslöse. Sie entwickelte sich zu einem vertrauten Sicherheitsventil und hat mir im Laufe der Zeit ermöglicht herauszufinden, wie ich potenziell unglücklichen Situationen vorbeugen kann, bevor sie tatsächlich zu einer werden.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich kam im Laufe der Jahre in viele Situationen, in denen diese Frage auftauchte, während ich mit einem gestressten Pferd arbeitete, nur um mich dann komplett darüber hinwegzusetzen. Meistens führte meine unkluge Entscheidung dazu, dass die Situation viel chaotischer wurde, als es sein musste, und später habe ich es immer bereut.

Obwohl diese Momente besonders in den letzten Jahren immer seltener geworden sind – aus Gründen, über die wir später sprechen werden – heißt das nicht, dass ich mich nicht weiterhin auf diese im Unterbewusstsein verborgenen Worte von Walter in allen möglichen Situationen verlasse.

Ehrlich gesagt glaube ich, dass vieles von dem, was ich während der gemeinsamen Zeit mit ihm mitbekommen habe, in meinem Unterbewusstsein schlummerte, bis ich anfing, »Considering the Horse« zu verfassen. Es war erstaunlich und in gewisser Weise auch ziemlich beruhigend, wie viele Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit hochkamen, als ich anfing zu schreiben. Eine Erinnerung führte zu einer weiteren, dann zu einer nächsten und noch einer.

Allerdings waren nicht alle dieser im Unterbewusstsein vorhandenen Erinnerungen so hilfreich wie andere. Damals, in den späten 1990er Jahren, nachdem ich die Rancharbeit aufgegeben hatte, um an verschiedenen Orten Reitkurse zu geben, tauchte ein Typ namens Tim Hayes in einer der allerersten Kurse auf, die ich gebeten wurde zu halten. Der Kurs fand im April an einem Ort etwas außerhalb von Los Angeles, Kalifornien, statt, und Tim, der in New York lebte, hörte irgendwie davon und flog hin, um daran teilzunehmen. Er lieh sich ein Pferd zum Reiten, und in den nächsten vier Tagen wurden Tim und ich Freunde.

Wir blieben danach in Kontakt und ein paar Wochen vor Weihnachten desselben Jahres rief er an und fragte, ob er zwischen Weihnachten und Neujahr zu uns nach Colorado kommen könnte, um uns ein paar Tage zu besuchen, über Pferde zu sprechen und vielleicht zu helfen, wo es nötig sei. Ich sagte ihm, dass aufgrund des unvorhersehbaren Wetters zu dieser Jahreszeit nicht viel los sein würde, außerdem seien die meisten unserer Pferde auf der Winterweide, aber er sei auf jeden Fall willkommen, uns Gesellschaft zu leisten.

Nun, bevor ich fortfahre, möchte ich erwähnen, dass ich in derselben Geschichte im Buch »Considerung the Horse«, in der ich den Vorfall mit der jungen Stute erzählte, auch eine kleine Macke – wenn man es so nennen will – erwähnte, die Walter hatte, wenn es ums Heuaufladen ging. Tatsächlich stapelten wir so viel Heu auf der Ladefläche seines Ford Pickup von 1949, dass es ziemlich wackelig aussah. Dann weigerte er sich, die Ladung festzuzurren und verkündete immer, dass wir nicht so weit fahren müssten. Sobald wir die erste Kurve aus der Einfahrt genommen hatten, wo das Heu abgeholt wurde, verloren wir natürlich die gesamte Ladung und verbrachten die nächste Stunde damit, die Ballen auf der Ladefläche des Lastwagens neu zu stapeln.

Wie sich herausstellte, musste ich während Tims Besuch eine Ladung Heu von unserem Heulieferanten abholen. Wir brauchten nicht viel, nur dreiundzwanzig Ballen. Also fuhren wir mit ihm als Beifahrer die fünfunddreißig Meilen den Berg hinunter zu unserem Lieferanten und luden das Heu. An dem Stapel selbst war nichts Ungewöhnliches. Tatsächlich stapelten er und ich die Ladung genau so, wie ich es Hunderte Mal zuvor getan hatte. Zehn Ballen in der unteren Reihe, alle nach Norden und Süden ausgerichtet, acht in der zweiten (vier auf der linken Seite des Lastwagens, vier auf der rechten), die alle nach Osten und Westen zeigen, und vier Ballen, zwei mal zwei, in der obersten Reihe, die sich nach Norden und Süden richteten.

Dies ist eine sehr stabile Art, Heu zu stapeln, da die Ballen aufgrund der Art des Stapels selbst gewissermaßen »zusammengebunden« sind. Aus diesem Grund und wegen der Tatsache, dass es sich nicht um einen großen Stapel handelte, der nicht einmal über das Fahrerhaus des Lastwagens hinaus reichte, war die Wahrscheinlichkeit, dass Ballen auf der Straße verloren gehen, ohne sie physisch zusammenzubinden, ziemlich gering.

»Willst du die festbinden?« fragte Tim, als wir den letzten Ballen auf den Lastwagen luden. »Nö«, sagte ich. »Das wird schon okay sein. Außerdem haben wir nicht so weit zu fahren.«

Als wir von unserem Heulieferanten wegfuhren, kam ein leichter Wind auf.

Wir leben am sogenannten Osthang der Rocky Mountains. Genau genommen funktioniert das Winterwetter hier so, dass der meiste Schnee und die raue Kälte auf der anderen Seite der Kontinentalscheide, drüben am Westhang, verbleiben. Diese Scheide wirkt dann ein bisschen wie ein Damm, der den Schnee daran hindert, uns zu erreichen, während er gleichzeitig Druck über den Gipfeln der Berge erzeugt. Dieser verwandelt sich auf unserer Seite der Wasserscheide oft in ziemlich starke Winde, die tagelang leicht 30 – 60 Meilen pro Stunde erreichen können.

Als wir den Berg hinauf nach Hause fuhren, entwickelte sich die Brise in einen steifen Wind. Ich hatte natürlich schon früher einmal Heu bei Wind geholt, ohne Ballen zu verlieren, also dachte ich nicht weiter darüber nach. Dann, etwa auf halbem Weg nach Hause, begannen wir mit einer Geschwindigkeit von 45 Meilen pro Stunde eine lange, abfallende Kurve zu nehmen. Aus dem Nichts wurden wir von einer dieser Böen mit einer Geschwindigkeit von 60 Meilen pro Stunde getroffen, die von der Wasserscheide kam und durch die Schlucht, in der wir uns befanden, hindurchraste.

Die kombinierte Geschwindigkeit des Lastwagens und die der Windböe erreichte leicht über 100 Meilen pro Stunde. Anscheinend standen wir genau im richtigen Winkel zur Böe, als sie aufkam, denn der Wind kam irgendwie unter die mittlere Heureihe, hob sie von der Ladefläche hoch und warf dieselbe sowie die oberste Ballenreihe genau in die Mitte der Straße.

Ich musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, dass wir die Ladung verloren haben. Das Schlingern des Lastwagens, als die Ballen herunterfielen, kam dem Schlingern von Walters Lastwagen so nahe, als der seine Ladung verlor, dass ich sofort wusste, was passiert war.

So schnell ich konnte, fuhr ich an den Straßenrand und rückwärts zu der Stelle, wo die Ballen in einem erbärmlichen Haufen lagen. Manche befanden sich noch auf der Straße, manche auf dem Seitenstreifen, manche im Graben.

Tim, der ein Lachen unterdrückte, als wir anhielten, sah zu mir hinüber. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!«

Offenbar hatte er das Buch gelesen.

Walter war wie bereits erwähnt kein besonders gesprächiger Mensch. Infolgedessen habe ich viel von dem, was ich während unserer gemeinsamen Zeit von ihm über Pferde zusammentrug, daraus gewonnen, dass ich beobachtete, wie er Dinge tat. Ich habe auch viel von ihm gelernt, meine eigenen Fehler gemacht und anschließend korrigiert (manchmal mit seiner Anleitung, manchmal ohne), auch durch spezifische Fragen, die ich ihm stellen konnte. Selbst wenn ich nachgefragt habe, waren die meisten seiner Antworten jedoch knapp und normalerweise wenig detailliert.

Ich hoffe, die Leute missverstehen mich hier nicht. Ich hatte nie das Gefühl, dass Walter abgeneigt war, meine Fragen zu beantworten, und er war sicherlich nicht dagegen, mir zu helfen, wenn ich Hilfe benötigte....

Erscheint lt. Verlag 22.1.2024
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Reiten / Pferde
Schlagworte Biografie • Horseman • Horsemanship • Lesebuch Pferd • mit Pferden leben • Pferdebegegnungen • Pferdefreund • Pferdeliebe • Pferd Problem • Problempferde • Reiten • Umgang • Verhalten • Western • Westernreiten
ISBN-10 3-440-50969-9 / 3440509699
ISBN-13 978-3-440-50969-2 / 9783440509692
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