Die Gegen-Demokratie

Politik im Zeitalter des Misstrauens
Buch | Hardcover
320 Seiten
2017
Hamburger Edition, HIS (Verlag)
978-3-86854-312-4 (ISBN)
35,00 inkl. MwSt
Die Demokratie ist immer schon als Versprechen und Problem zugleich in Erscheinung getreten. Rosanvallon beschreibt die Dynamik gesellschaftlicher Machtaneignung und Praktiken des Misstrauens in ihrer Widersprüchlichkeit.

Obgleich das demokratische Ideal uneingeschränkt bejaht wird, stehen die Systeme, die sich auf das Ideal berufen, immer heftiger in der Kritik. Doch diese Differenz ist nicht so neu, wie sie scheint: Historisch betrachtet ist die Demokratie immer schon als Versprechen und Problem zugleich in Erscheinung getreten. Denn der Grundsatz, Regierungen durch den Wählerwillen zu legitimieren, ging stets mit Misstrauensbekundungen der Bürger gegenüber den etablierten Mächten einher.

Die Gegen-Demokratie ist nicht das Gegenteil von Demokratie, sie ist Bestandteil der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie, somit permanenter Ausdruck von Misstrauen gegenüber den gewählten Institutionen. Gleichzeitig ist sie aber auch Ausdruck des politischen Engagements der Bürger_innen jenseits der Wahlurnen.

Der Begriff Gegen-Demokratie hebt das Widersprüchliche des Misstrauens hervor, das einerseits die Wachsamkeit der Bürger_innen fördert und auf diese Weise dazu beiträgt, die staatlichen Instanzen für gesellschaftliche Forderungen empfänglicher zu machen, das andererseits aber auch destruktive Formen von Ablehnung und Verleumdung begünstigen kann. Das heißt: Die Gegen-Demokratie bestätigt nicht nur, sie kann auch widersprechen.

Rosanvallon entfaltet die verschiedenen Aspekte von Gegen-Demokratie und schreibt ihre Geschichte. Nicht zuletzt plädiert er dafür, die ständige Rede von der Politikverdrossenheit zu überdenken. Denn es ist eher von einem Wandel als von einem Niedergang des bürgerschaftlichen Engagements zu sprechen. Verändert haben sich lediglich das Repertoire, die Träger und die Ziele des politischen Ausdrucks.

Die Bürger_innen haben inzwischen viele Alternativen zum Wahlzettel, um ihre Sorgen und Beschwerden zu artikulieren. Die politische Form der Gegen-Demokratie sollte im Diskurs der Politikverdrossenheit nicht unterschätzt, sondern aktiv genutzt werden.

Pierre Rosanvallon ist Professor für neuere und neueste politische Geschichte am Collège de France und Studiendirektor an der École des hautes études en sciences sociales. 2002 rief er den internationalen intellektuellen Workshop "La République des Idées" ins Leben, deren Vorsitzender er ist. Die Gruppe gibt eine Online-Zeitschrift und Bücher heraus. Er forscht und veröffentlicht zur Geschichte der Demokratie und Souveränität, zur Geschichte des französischen Politikmodells sowie zu aktuellen Fragen der sozialen Gerechtigkeit.

Erscheinungsdatum
Übersetzer Michael Halfbrodt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Gewicht 577 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Systeme
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Bürger • Demokratie • Demokratiegeschichte • Demokratietheorie • Gegen-Demokratie • Legitimität • Misstrauen • Politik • Politikverdrossenheit • Politisches Engagement • Politisches System: Demokratie • Wahl
ISBN-10 3-86854-312-0 / 3868543120
ISBN-13 978-3-86854-312-4 / 9783868543124
Zustand Neuware
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