Glücklich in der Kita?! (eBook)

Positive Psychologie für pädagogische Fachkräfte
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
112 Seiten
Verlag Herder GmbH
978-3-451-83205-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Glücklich in der Kita?! -  Hannah Vasiliadis
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Pädagogische Fachkräfte kommen immer wieder an ihre Grenzen, leiden unter ihrer Überforderung und wünschen sich mehr eigene Stabilität und Zufriedenheit. Dieses Buch unterstützt sie dabei, eigene destruktive Verhaltensmuster zu erkennen und aufzuspüren, was sie wirklich glücklich macht - allen Herausforderungen der heutigen Zeit zum Trotz.

Hannah Vasiliadis sammelte Praxiserfahrung in verschiedenen pädagogischen Settings. Aktuell ist sie als Referentin, Hochschuldozentin, Autorin und Coach tätig.

Hannah Vasiliadis sammelte Praxiserfahrung in verschiedenen pädagogischen Settings. Aktuell ist sie als Referentin, Hochschuldozentin, Autorin und Coach tätig.

2 Wie kann die Positive Psychologie auf dem Weg zum Glück unterstützen?


„Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum liegt unsere Möglichkeit, unsere Reaktion zu wählen. In diesem Raum liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.“

VIKTOR FRANKL

Nun haben wir viele Hintergründe für konstruktive und destruktive Verhaltensmuster kennengelernt, die uns im pädagogischen Alltag begegnen. Und wir wissen, dass die eigene Einstellung maßgeblich entscheidet, wie wir durch die Welt gehen. Neben der Einstellung sind es Kompetenzen, die wir mitbringen oder erlernen können, die uns selbst dabei unterstützen, gelassen zu bleiben, mit Herausforderungen umzugehen und in der Folge liebevoll und friedlich zu agieren.

Bevor du dein eigenes Leben unter die Lupe nimmst und in Kapitel 3 Strategien erkennst, wie du aus einem Leben ein erfülltes Leben machen kannst, möchte ich dir in diesem Kapitel zeigen, was die Positive Psychologie ist, wie sie ihren Platz in der Wissenschaft gefunden hat, warum Menschen sie überhaupt brauchen und wie sie dir helfen kann, glücklich zu sein.

2.1 Was ist Positive Psychologie?


Was Psychologie ist, wissen wir. Was aber ist unter Positiver Psychologie zu verstehen? Nun, die Positive Psychologie hat vor allem drei Ziele:

1. Aufzeigen, wie Menschen ihr eigenes Erleben positiver gestalten und sich verstärkt auf positive Emotionen fokussieren können, um diese bewusst wahrzunehmen

2. Menschen anregen, sich mit ihren eigenen Stärken auseinanderzusetzen, um diese kennenzulernen, im Alltag bewusster einzusetzen und somit Leistung und Wohlergehen zu steigern

3. Darstellen, wie Gemeinschaften (Teams, Familien) lernen können, harmonisch miteinander umzugehen, auf eine Weise, die den Einzelnen seine Potenziale entfalten lässt

Dabei widmet sich die Positive Psychologie folgenden Fragen und versucht, sie durch Forschungen und Beobachtungen zu beantworten:

Wie kann man Glück definieren und messen?

Wie lässt sich subjektives Wohlbefinden steigern?

Warum sind manche Menschen oder Gruppen glücklicher als andere?

Was sind unterstützende Faktoren für gelingendes Leben und Arbeiten?
(vgl. Blickhan 2015, S. 24)

Grundzüge und Gedankengut der heutigen Positiven Psychologie lassen sich bereits bei den antiken Philosophen der Stoa und im Zen-Buddhismus finden. Abraham Maslow nutzte 1954 in seinem Buch „Motivation and personality“ als erster den Begriff ‚positive psychologie‘, und auch Viktor Frankl prägte die Positive Psychologie durch die Niederschrift seiner Zeit im KZ in dem Buch „Trotzdem ja zum Leben sagen“ (2009) maßgeblich. Neben Viktor Frankl wird auch Carl Rogers als der zweite Großvater der Positiven Psychologie bezeichnet, da er an den sich entwickelnden Menschen glaubte und das Konzept der ‚fully functional person‘ entwickelte, welches sich mit dem Konzept des ‚flourishings‘, also dem Aufblühen (siehe Seite 58) vergleichen lässt, das zentrales Element der Positiven Psychologie ist (Blickhan 2015, S. 22). Demzufolge ist die Positive Psychologie nichts grundlegend Neues. Sie knüpft an die Ideen der humanistischen Bewegung an und fand zum Beispiel durch die genannten Persönlichkeiten eine neue Bedeutung und feste Verankerung in der Wissenschaft.

DER UNTERSCHIED ZUR KLASSISCHEN PSYCHOLOGIE


Da es sich bei der Positiven Psychologie nicht um eine Philosophie, sondern um einen wissenschaftlichen Zweig der Psychologie handelt, lohnt es sich, ihren Ursprung und ihre Unterschiede zur klassischen klinischen Psychologie zu beleuchten: Während sich die Psychologie viele Jahrzehnte lang hauptsächlich darauf fokussierte, negative Gefühle, Probleme und Störungen zu beseitigen, will die Positive Psychologie das Wohlbefinden steigern. Dieser Aspekt resultiert unter anderem aus der von der WHO im Jahr 1946 festgeschriebenen Definition: „Gesundheit ist vollständiges physisches, geistiges und soziales Wohlbefinden.“ Das bedeutet, dass allein die Abwesenheit von Krankheit noch nicht ausreichend ist (ebd., S. 15).

Der Psychologe Martin Seligman, der „Begründer“ der Positiven Psychologie, nutzte 1998 sein Amtszeit als Präsident der American Psychological Association für den Aufruf, die Psychologie solle sich auch mit gelingenden Aspekten menschlichen Lebens befassen, und argumentierte ähnlich wie die WHO: „Not getting it wrong does not equal getting it right“ – nur weil etwas nicht falsch ist, ist es noch nicht automatisch richtig.

Auch wenn in unserer westlichen Gesellschaft Depressionen und ähnliche psychische Erkrankungen wie Burnout weit verbreitet sind, sind nicht alle Menschen ohne eine ähnliche Diagnose automatisch glücklich.

Seligman warf der klinischen Psychologie vor, ein „Reparaturbetrieb“ zu sein, so lange sie sich nur mit dem Abbau negativer Symptome beschäftige und dabei den Aufbau der positiven Symptome vernachlässige. (Seligman in: Blickhan 2015, S. 11). Mit der Begründung und der Erforschung der Positiven Psychologie hat sich Seligman die Steigerung des Wohlbefindens zur Aufgabe gemacht. Auch in der bedürfnisorientierten und gewaltfreien Begleitung von Kindern ist die Positive Psychologie eine große Hilfestellung.

Heute gewinnt die Positive Psychologie immer mehr an gesellschaftlichem Interesse und findet Einzug in Coaching, Psychotherapie, Personalentwicklung, und auch im Setting Bildung, Erziehung und Familie lassen sich immer wieder daran angelehnte Gedanken und Handlungsweisen beobachten.

Da ich selbst als Coach arbeite, finde ich an der Stelle besonders wichtig zu erwähnen, dass die Positive Psychologie einer der Faktoren ist, die Coaching von der klassischen Psychotherapie unterscheidet. Während sich die klassische Psychotherapie meist in der Vergangenheit aufhält und Erlebnisse aufarbeitet, die zu Problemen geführt haben (was durchaus auch seinen Platz im Coaching finden kann und manchmal auch sollte oder muss), setzt Coaching den Fokus auf die Zukunft, erarbeitet Strategien und Techniken, um das Leben aktiv positiv zu gestalten und bedient sich hier häufig Mitteln der Positiven Psychologie.

GRUNDANNAHMEN DER POSITIVEN PSYCHOLOGIE


Keine psychologische Disziplin entwickelte sich in den letzten Jahren so rasant wie die Positive Psychologie und gleichzeitig gibt es im Verhältnis dazu noch wenig Literatur, die sie fundiert und anwendungsbezogen darstellt. Das Buch „Positive Psychologie. Ein Handbuch für die Praxis“ von Daniela Blickhahn ist eines dieser Bücher. Die Autorin betont darin explizit, dass es sich bei Positiver Psychologie nicht um ein spirituelles Konzept handelt, welches sich zum Beispiel in Kalendersprüchen widerspiegelt, sondern um eine Disziplin der Psychologie, die auf der Basis von wissenschaftlichen Methoden entwickelt und überprüft wurde (vgl. Blickhan 2015, S. 24f.). Es gilt, die Positive Psychologie explizit vom Begriff des „Positiven Denkens“ abzugrenzen, der aus der Ratgeberliteratur schon lange nicht mehr wegzudenken ist, und dem Kritiker:innen – oftmals nicht zu Unrecht – Realitätsferne vorwerfen.

Positive Psychologie will negative Gefühle nicht negieren. Stattdessen geht es um systematisches und fundiertes Herangehen an Situationen, um diese – egal, wie niederschmetternd sie sein mögen – bestmöglich zu bewältigen. Und eine bestmögliche Bewältigung kann zum Beispiel auch das ehrliche Spüren von Trauer und Schmerz sein.

Positive Psychologie bedeutet nicht, immer das Positive in jeder Situation zu sehen, sondern sich Bewältigungsstrategien für jede mögliche Situation anzueignen.

Zentral in der Positiven Psychologie ist das Wohlbefinden, das mehr meint als Glück in Form von guter Laune und die Abwesenheit negativer Emotionen. Glück scheint im allgemeinen Sprachgebraucht meist an Zufälle, günstige äußere Umstände und Gegebenheiten gekoppelt zu sein („Glück gehabt“). Seligman (2011, S. 26f.) zufolge lässt diese Komponente der Zufälligkeit die Möglichkeit außen vor, Menschen könnten durch das Einbringen ihres Könnens ihr Glück steigern. Außerdem kritisiert er die Vorstellung, Glück gehe einher mit einer permanenten Hochstimmung. Das Wohlbefinden ist unabhängiger von der Stimmung und äußeren Einflüssen. Es kann aus uns selbst heraus entstehen.

Besonders interessant ist die Frage nach der objektiven Messbarkeit des Wohlbefindens, wenn es sich nicht nur in einer subjektiven Stimmung äußert. Seligman betrachtet das Wohlbefinden in diesem Zusammenhang als ein Konstrukt, ähnlich wie das Konstrukt des Wetters: „Das...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Vorschulpädagogik
Schlagworte Achtsamkeit • Pädagogische Fachkraft • Psychische Gesundheit • Resilienz • Selbstfürsorge • Wohlbefinden
ISBN-10 3-451-83205-4 / 3451832054
ISBN-13 978-3-451-83205-5 / 9783451832055
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