Der neue Kulturkampf (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie eine woke Linke Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft bedroht
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Verlag Herder GmbH
978-3-451-83228-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der neue Kulturkampf -  Susanne Schröter
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Identitätspolitik, Cancel Culture und Wokeness - was an den Universitäten seinen Ausgang nahm, beeinflusst mittlerweile nicht nur Medien, Kultureinrichtungen und Bildungsinstitutionen, sondern ist auch in der Politik und Wirtschaft angekommen. Angetreten, um gegen Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen und sich für Demokratie und Zusammenhalt einzusetzen, bewirkt eine woke Linke das genaue Gegenteil. Mit Sprachregelungen, der Tabuisierung gesellschaftlicher Missstände vor allem im Bereich der Migration oder der Reduzierung der Wissenschaft auf eine Erfüllungsgehilfin der Politik verhindert sie eine offene demokratische Auseinandersetzung. Susanne Schröter, oft genug selbst Ziel woker Angriffe, analysiert die Ideologie der woken Linken und beschreibt, wie diese versucht, in zentralen Bereichen der Gesellschaft die Deutungshoheit zu erobern.

Susanne Schröter, Prof. Dr., geb. 1957, studierte Ethnologie, Soziologie, Politikwissenschaften und Pädagogik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie lehrte und forschte u.a. an der University of Chicago und der Yale University, wurde 2004 Inhaberin des Lehrstuhls für Südostasienkunde an der Universität Passau und 2008 auf die Professur für 'Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen' und an die Goethe-Universität Frankfurt berufen. Dort war sie 11 Jahre lang Principal Investigator im Exzellenzcluster 'Herausbildung normativer Ordnungen' und leitet seit 2014 das 'Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam'.

Susanne Schröter, Prof. Dr., geb. 1957, studierte Ethnologie, Soziologie, Politikwissenschaften und Pädagogik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie lehrte und forschte u.a. an der University of Chicago und der Yale University, wurde 2004 Inhaberin des Lehrstuhls für Südostasienkunde an der Universität Passau und 2008 auf die Professur für "Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen" und an die Goethe-Universität Frankfurt berufen. Dort war sie 11 Jahre lang Principal Investigator im Exzellenzcluster "Herausbildung normativer Ordnungen" und leitet seit 2014 das "Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam".

Kapitel 2


Angst und Einschüchterung im Wissenschaftsbetrieb


Stärker noch als der Islamismus werden an den Universitäten Themen tabuisiert, die Migration oder die Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft betreffen. Die überwiegende Mehrheit der Forscher hat sich darauf verständigt, den ungebremsten Zustrom von Zuwanderern nach Deutschland zu verteidigen und Steuerungsmaßnahmen als Menschenrechtsverletzungen zu skandalisieren. Integrationsprobleme werden systematisch ausgeblendet oder der deutschen Bevölkerung zur Last gelegt. Meilenweit von den tatsächlichen gesellschaftlichen Problemlagen entfernt ist an den Hochschulen ein intellektuelles Paralleluniversum entstanden, dessen Protagonisten weitgehend um sich selbst kreisen. Wer nicht mitspielt, wird als rassistisch oder rechts im Sinne von rechtsradikal diffamiert und muss sich auf Mobbing und andere Formen persönlicher Angriffe einstellen, die eine wissenschaftliche Arbeit behindern oder gar unmöglich machen können.

Wer Probleme benennt, wird als Rassist verunglimpft


Zwischen September 2015 und dem Sommer des Jahres 2016 überschritten 1,4 Millionen Flüchtlinge die deutsche Grenze.18 »Wir schaffen das«, rief die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Landsleuten zu, die durchaus zum Helfen bereit waren und eine einzigartige Willkommenskultur erschufen. Mögliche Probleme, die mit dem Zuzug von Menschen verbunden sein könnten, die aus Ländern wie Afghanistan, Syrien und dem Irak stammten, wurden verdrängt oder romantisiert. »Unser Land wird sich verändern. Und zwar drastisch. Ich freue mich drauf«, jubelte die Fraktionsvorsitzende der Grünen Katrin Göring-Eckardt.

In der Silvesternacht 2015/2016 zeigte sich erstmals, dass das herbeigesehnte multikulturelle Paradies erhebliche Schönheitsfehler hatte. Frauen, die auf der Kölner Domplatte und an anderen Orten den Jahreswechsel feierten, wurden von Männergruppen regelrecht gejagt, eingekreist und sexuell misshandelt. Bilder und Videoaufnahmen zeigten dunkelhaarige Personen, und viele der Festgenommenen wurden als neu eingereiste Asylbewerber identifiziert. Andere, so wurde später ersichtlich, entstammten migrantischen Milieus, die seit langem in Deutschland ansässig waren. Dass die im politisch korrekten Sprachduktus als schutzsuchend Bezeichneten sich teilweise als Gewalttäter entpuppten, erschütterte Journalisten, Polizei und Mitarbeiter von Behörden so sehr, dass sie zunächst gar nicht berichteten beziehungsweise Falschmeldungen herausgaben. Auch linke Feministinnen waren unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Es bildeten sich zwei Lager. Eines war das Lager des sogenannten intersektionalen Feminismus. Seine Protagonistinnen sind tendenziell antiwestlich und betrachten Migranten als Opfer der westlichen Gesellschaft. Die Silvesterübergriffe forderten ihr Kategoriensystem heraus. Wer war Opfer, wer Täter? Sie entschieden sich gegen die Faktenlage und gingen zu einem Frontalangriff auf die weiblichen Opfer vor. Die »Diskursfigur des fremden schwarzen Mannes, der die weiße Frau vergewaltigt«, sei ein koloniales Narrativ, behaupteten sie, ohne auf die konkreten Beispiele einzugehen.19 Die Skandalisierung der Silvesterübergriffe sei zudem unredlich, da sexuelle Gewalt weniger im öffentlichen Raum als vielmehr in der eigenen häuslichen Umgebung stattfinde. Mit dieser Relativierung hatte man sich geschickt einer Beurteilung der konkreten Vorfälle entzogen und konnte zum Kampf gegen einen vermeintlichen deutschen Rassismus übergehen. Diesen glaubten sie in der Presse zu erkennen, die über die Herkunft der Täter spekulierte, aber ganz besonders im Agieren der Polizei, die verstärkt Männer kontrollierte, die in das Täterraster passten. Die zweite Gruppe von Feministinnen, für die exemplarisch Alice Schwarzer und die türkischstämmige Rechtsanwältin Seyran Ates zu nennen wären, betonten hingegen den Einfluss patriarchalischer und islamistischer Prägungen der Täter und fokussierten auf eine Schattenseite der Zuwanderung. Reflexartig wurden sie von den Intersektionalen als Rassistinnen beschimpft.20

Ich hatte mich in meinen wissenschaftlichen Arbeiten dezidiert mit kulturellen Normen in islamischen Ländern und mit Normenkonflikten auseinandergesetzt, die in westlichen Gesellschaften dann entstehen, wenn Zuwanderer sich an ihren Herkunftsprägungen orientieren. Das ließ sich nicht nur bei den Silvesterereignissen, sondern auch bei anderen sexuellen Übergriffen beobachten, die den Alltag von Frauen seit einigen Jahren in Diskotheken, Schwimmbädern, Einkaufszentren und Parks bedrohten. In einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verwies ich auf Frauenrechtlerinnen in der islamischen Welt, die gegen das Phänomen des taharrush jama’i kämpfen, das den Aufenthalt von Frauen im öffentlichen Raum zu einem Risiko macht. Es bedeutet nämlich die Verabredung zu kollektiven sexuellen Übergriffen bis hin zur Gruppenvergewaltigung. In Deutschland war so etwas bis zur Silvesternacht 2015/2016 nicht bekannt. Ich referierte Intellektuelle aus der muslimischen Welt, die diese Gewalt auf kulturelle Prägungen der Täter zurückgeführt hatten. Wer es gewohnt ist, zwischen vermeintlich ehrbaren und ehrlosen Frauen zu differenzieren, und das öffentliche Feiern von Frauen ebenso als Zeichen von Ehrlosigkeit wertet wie das Tragen von europäischer Kleidung, so das Argument des Literaten Kamel Daoud und der Soziologin Marieme Helie Lucas, der komme in den Gesellschaften Europas schlecht zurecht. Die Journalistin Mona Eltahawy sprach sogar explizit von Frauenhass, eine Einschätzung, die ich durchaus teilte. Ich erhielt viele positive Zuschriften auf diesen Artikel, während die Kollegen in meinem eigenen Fach schwiegen. Lediglich in der Zeitschrift Zenith erschien eine Erwiderung.21 Der Autor wollte mir offenbar widersprechen, wusste aber nicht wie. Sein gesamter Text löste bei mir Ratlosigkeit aus, weil er nach eifrigem Hin und Her stets alles bestätigte, was ich geschrieben hatte, aber mich dennoch als Demagogin abstempeln wollte. Ich nahm das Pamphlet, das ohnehin nicht durch argumentative Kohäsion glänzte, nicht sonderlich ernst und war überrascht, dass es im Jahr 2023 in einem anderen Kontext von woken Kollegen als Beleg für meine angebliche Unwissenschaftlichkeit zitiert wurde. Doch dazu später.

In mehreren Fällen führte die patriarchalische Einstellung von Zuwanderern in Deutschland nicht nur zu sexueller Gewalt, sondern auch zur Ermordung junger Frauen. Die Aufarbeitung der Taten zeigte, wie skrupellos die Täter agierten. Der Mörder einer Studentin in Freiburg gab sich während des Gerichtsprozesses erstaunt über den Aufwand, den der Staat betrieb, obwohl es sich nur um eine Frau handelte. Dass ich mich der Presse gegenüber auch zu diesen Gewalttaten im Sinne von Hintergrunderklärungen äußerte, sorgte in meinem Fach zu großem Missmut. Man wollte etwas gegen mich unternehmen, konnte ich einer E-Mail-Korrespondenz von Ethnologieprofessoren entnehmen, die ein Kollege an mich weiterleitete. Dass sie nicht längst etwas unternommen hatten, las ich, sei allein dem Umstand geschuldet, dass sie befürchteten, die geplante Attacke könne »nach hinten losgehen«. Ich war verblüfft, da ich viele der beteiligten Personen sehr gut kannte und erwartet hätte, dass diese bei Unstimmigkeiten den direkten Kontakt gesucht hätten. Eine Verschwörung auf der digitalen Hintertreppe erschien mir hochgradig absurd. Um wenigstens einen Versuch zu machen, ins Gespräch zu kommen, schrieb ich an die versammelten Adressen, ich sei gerne bereit, strittige Fragen mit ihnen zu diskutieren – in welcher Form auch immer. Niemand antwortete. Sowohl meine Adresse als auch diejenigen des Kollegen wurden aus dem Verteiler gelöscht. Damals ahnte ich noch nicht, dass dieser von Sprachlosigkeit und heimtückischer Denunziation gekennzeichnete Stil Schule machen würde.

Im August 2017 veranstaltete ich im Rahmen des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam (FFGI) eine Konferenz zum Thema Sicherheit und Migration, die im Hessischen Ministerium der Justiz durchgeführt wurde. Dabei wurden sowohl Probleme mit dem islamischen Extremismus als auch mit den Schattenseiten der Einwanderung thematisiert. Eine der Referentinnen war die Präsidentin des Landeskriminalamtes, mit dem das FFGI eine offizielle Kooperation unterhielt. Diese Kooperation führte zu einer Anfrage der studentischen Mitglieder des Senats der Goethe-Universität, die argwöhnten, dass die Zivilklausel verletzt worden sei. Diese betont zwar lediglich, dass Lehre, Forschung und Studium friedlichen Zwecken verpflichtet seien, doch sie wird gerne so ausgelegt, dass sich eine Zusammenarbeit mit Polizei und dem Militär verbietet.

Wie sehr woke Akteure mobilmachen, wenn bekannt wird, dass Polizisten am Campus einen Vortrag halten, erfuhr ich im Oktober 2017. Im Rahmen einer Vortragsreihe hatte ich Rainer Wendt, den Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft eingeladen, um über den Polizeialltag unter erschwerten Bedingungen zu berichten. Polizisten sollten nicht nur die Versäumnisse einer missglückten Einwanderungspolitik auffangen, sondern wurden immer wieder eines sogenannten racial profiling verdächtigt. Damit ist die Schikane fremdländisch aussehender Menschen aufgrund rassistischer Vorurteile gemeint. Tatsächlich entbehrten die Vorwürfe einer inneren Logik. Wenn im Nachgang der Silvesterübergriffe junge Männer mit schwarzen Haaren und dunkler Haut kontrolliert wurden, hieß es ungeachtet des Täterprofils, es handele sich um rassistische Diskriminierung. Das Ziel war klar: Die Polizei sollte delegitimiert und ihr Handlungsspielraum eingeschränkt werden.

Einen Polizisten als...

Erscheint lt. Verlag 12.2.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Einwanderungspolitik • Gender • Gender-Ideologie • Islamismus • Migration • Rassismus • Wokeness
ISBN-10 3-451-83228-3 / 3451832283
ISBN-13 978-3-451-83228-4 / 9783451832284
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