Hoffnung für Verzweifelte -  Hannah Ritchie

Hoffnung für Verzweifelte (eBook)

Wie wir als erste Generation die Erde zu einem besseren Ort machen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60682-0 (ISBN)
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Viele junge Menschen weltweit haben das Gefühl, dass sie um ihr Leben und ihre Zukunft kämpfen müssen: Wenn sie keine Hitzewelle erwischt, dann eben eine Dürre. Oder der Anstieg des Meeresspiegels, eine Hungersnot oder ein übermächtiger Hurrikan. Hannah Ritchie ist selbst jung und kennt dieses Gefühl. Doch sie argumentiert: Wir werden nicht zur letzten Generation gehören, sondern zur ersten. Zur ersten Generation, die die Umwelt in einem viel besseren Zustand übergeben wird, als sie sie vorgefunden hat. Ihre Botschaft macht Mut und basiert auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Hannah Ritchie, Jahrgang 1993, ist Senior Researcher im Programm für globale Entwicklung der Universität Oxford. Sie publiziert regelmäßig in internationalen Medien wie »New York Times«, »New Scientist «, »Economist« und »Financial Times«.

Hannah Ritchie, Jahrgang 1993, ist Senior Researcher im Programm für globale Entwicklung der Universität Oxford. Sie publiziert regelmäßig in internationalen Medien wie »New York Times«, »New Scientist «, »Economist« und »Financial Times«.

Einleitung


Kindern wird heutzutage oft gesagt, dass der Klimawandel sie umbringen wird. Wenn es nicht eine Hitzewelle ist, dann wird ein Waldbrand sie erwischen, ein Wirbelsturm, eine Überschwemmung oder eine Hungersnot. Unglaublicherweise zucken die meisten von uns kaum noch mit der Wimper, wenn sie ihren Kindern so etwas erzählen. Daher sollte es uns kaum überraschen, dass die meisten jungen Menschen für ihre Zukunft schwarzsehen. Es herrscht große Angst, und uns graut davor, was der Planet noch für uns auf Lager hat.

Ich bekomme das über die Mails mit, die jeden Tag in meinem Postfach aufploppen, aber es gibt auch weltweit Forschung dazu, die das bestätigt.[1] In einer aktuellen Umfrage wurden 100 000 Menschen zwischen 16 und 25 zu ihrer Einstellung zum Klimawandel befragt.[2] Über drei Viertel davon finden die Zukunft beängstigend, über die Hälfte glaubt, »die Menschheit ist dem Untergang geweiht«. Dieser Pessimismus zeigte sich im Vereinigten Königreich genauso wie in den USA, Indien und Nigeria. Junge Menschen auf der ganzen Welt haben, unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Situation oder der politischen Stabilität ihrer Heimatländer, das Gefühl, dass ihnen das Wasser bis zum Halse steht.

Dieselbe Studie zeigte auch, dass zwei von fünf bei der Familienplanung zögerten. 2020 gaben in einer Umfrage unter kinderlosen US-amerikanischen Erwachsenen (jeder Altersgruppe) 11 Prozent den Klimawandel als »wichtigen Grund« für ihre Kinderlosigkeit an, bei 15 Prozent war es ein »weniger wichtiger Grund«.[3] Unter den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 34 war der Anteil sogar noch größer. Eine Teilnehmerin beschrieb das Gefühl, »nicht guten Gewissens ein Kind in diese Welt setzen zu können und es dazu zu zwingen, unter diesen apokalyptischen Bedingungen überleben zu müssen«.[4] Von den Befragten gaben außerdem 6 Prozent an, es zu bereuen, Kinder zu haben, weil die Vorstellung von ihrer Zukunft unter sich verändernden Klimabedingungen sie zur Verzweiflung triebe.

Zu gern würde man das jetzt als leere Worte beiseiteschieben. Doch eine aktuelle Studie, die sich nicht auf eine Umfrage, sondern auf Daten zur Familienplanung stützt, legt nahe, dass diejenigen, die sich nicht für den Umweltschutz einsetzen, zu 60 Prozent wahrscheinlicher Kinder bekommen als diejenigen, die dies tun.[5] Das mag selbstverständlich nicht der einzige Grund sein, warum die Umweltbewussteren weniger wahrscheinlich Kinder bekommen, aber es ist ein konkreter Beleg dafür, dass diese Menschen ihr Zögern bei der Kinderplanung ernst meinen. Und wenn das der Fall ist, ist es ihnen mit dem Weltuntergangsgefühl und ihrer Angst wahrscheinlich ebenso ernst.

Viele junge Menschen glauben, die Welt sei wegen des Klimawandels dem Untergang geweiht

Anteil der jungen Menschen zwischen 16 und 25, die mit diesen Aussagen zu unserer Zukunft aufgrund des Klimawandels übereinstimmen.

 

Was mich persönlich betrifft, so kann ich bestätigen, dass es diese Gefühle gibt, da es mir früher ähnlich ging. Auch ich war überzeugt davon, dass ich keine Zukunft mehr hätte.

Die Welt auf den Kopf stellen


Den größten Teil meiner Zeit denke ich über die globalen Umweltprobleme nach. Das ist mein Job, meine Leidenschaft, aber ich hatte auch einmal fast aufgegeben.

2010 begann ich mein Studium der Umweltgeowissenschaften an der University of Edinburgh. Damals war ich ein Grünschnabel von sechzehn Jahren und wollte lernen, wie wir einige der größten Herausforderungen der Welt angehen könnten. Vier Jahre später zog ich ohne Lösung von dannen, und das Gewicht endloser unlösbarer Probleme lastete auf mir. Jeden Tag an der Uni war ich aufs Neue daran erinnert worden, wie die Menschheit den Planeten zerstört. Die globale Erwärmung, der Anstieg der Meeresspiegel, die Versauerung der Ozeane, sterbende Korallenriffe, verhungernde Eisbären, Entwaldung, saurer Regen, Luftverschmutzung, Überfischung, Ölkatastrophen und die Auslöschung von Ökosystemen auf der ganzen Welt. Ich kann mich nicht daran erinnern, je von einer positiven Entwicklung gehört zu haben.

Während des Studiums versuchte ich ganz bewusst, mich auf dem Laufenden zu halten. Ich wollte schließlich über den Zustand der Welt informiert sein. Überall sah ich Bilder von Naturkatastrophen, Dürren und Hungernden. Mir schien, als würden mehr Leute sterben, mehr in Armut leben, mehr Kinder verhungern als je zuvor. Ich glaubte, in der schlimmsten Zeit der Menschheitsgeschichte zu leben.

Wie wir im Folgenden sehen werden, waren all diese Annahmen falsch. Tatsächlich handelte es sich in fast jedem Fall sogar um das komplette Gegenteil. Wer jetzt denkt, dass derlei Irrglaube doch während vier Jahren an einer weltweit führenden Universität ausgeräumt werden müsste, liegt falsch. Ganz im Gegenteil, der Irrglaube festigte sich sogar noch, die Scham unserer Umweltsünden wog mit jeder Vorlesung schwerer.

Diese Jahre haben dazu geführt, dass ich mich hilflos fühlte. Obwohl ich zielstrebig auf meinen Abschluss hinarbeitete, war ich drauf und dran, meine Leidenschaft hinter mir zu lassen und einen neuen Karriereweg einzuschlagen. Dann kam der Abend, der alles veränderte. Da schossen auf einmal Kreisdiagramme über den Fernsehbildschirm, und ein kleiner Mann flitzte ihnen hinterher.

»Zu meiner Lebzeit erlangten ehemalige Kolonien die Unabhängigkeit, sie wurden schließlich gesünder, gesünder und gesünder. Da sind sie! Länder in Asien und Lateinamerika holen langsam zu den westlichen Ländern auf.« Die roten und grünen Kreise waren auf eine Grafik projiziert, die fast holografisch wirkten. Der Mann wedelte jetzt mit den Armen, schob und verteilte die Kreise über den ganzen Bildschirm. Die Aufregung in seiner Stimme machte es schwierig, seinen Akzent zuzuordnen, aber ich dachte, es könne sich um einen Schweden handeln. »Und hier kommt Afrika!«, rief er.

Dieser Mann war Hans Rosling. Wenn Sie ihn bereits kennen, erinnern Sie sich bestimmt auch noch daran, wie sie auf ihn gestoßen sind. Und wenn nicht, dann bin ich ein bisschen neidisch, weil der Moment, in dem Sie seine Magie entdecken können, noch vor Ihnen liegt. Rosling war ein schwedischer Arzt, Statistiker und Redner. In einem Porträt von Nature heißt es treffend: »Drei Minuten mit Hans Rosling werden Ihre Sicht auf die Welt vollkommen verändern.«[6] Bei mir war es zumindest so.

Denn meine Auffassung der Welt war falsch, und zwar nicht nur ein bisschen. Ich hatte angenommen, dass alles schlechter würde. Und da war nun dieser Hans Rosling, wie er über die Bühne hüpfte und mir Fakten auf solider Datengrundlage präsentierte. Er zeigte mir, dass ich überall falschlag, aber so, dass ich mich nicht wie eine komplette Idiotin fühlte. Es ging eben genau darum, dass man falschliegen sollte. Uns allen geht es so. Das war sein Ding: Er brachte Intellektuelle, Leute aus der Wirtschaft und der Wissenschaft und sogar führende Gesundheitsexperten von TED, Google oder der Weltbank zusammen und zeigte ihnen dann, dass sie bei den grundlegendsten Fakten der Welt vollkommen danebenlagen. Und sie liebten es! Wenn man seine Videos anschaut, hört man das Publikum über seine eigene Ignoranz lachen. Rosling war ein unvergleichlich großmütiger Lehrer.

In seinen Vorträgen erklärte er, was Daten wirklich über die wichtigsten Kennzahlen des menschlichen Wohlbefindens verraten: der Prozentsatz der in extremer Armut Lebenden, die Kindersterblichkeit, wie viele Mädchen zur Schule gehen können oder nicht und wie viel Prozent der Kinder gegen Krankheiten geimpft sind. Nur sehr selten kehren wir zu diesen grundlegenden Daten globaler Entwicklung zurück. Stattdessen schauen wir uns die neuesten Nachrichten an und lassen die Schlagzeilen in unsere Weltsicht Einzug halten. Doch das funktioniert nicht. Denn die neuesten Nachrichten sollen uns ja etwas, nun ja, Neues erzählen. Ein Einzelereignis, etwas Besonderes, die neueste Katastrophe. Und weil wir sie so oft in den Nachrichten sehen, kommen uns unwahrscheinliche Ereignisse wie wahrscheinliche vor. Oftmals sind sie es allerdings nicht. Es ist nur so, dass sie ...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Übersetzer Marlene Fleißig
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Agrarindustrie • Aktivismus • Dürre • Erderwärmung • Fridays For Future • Generationenkonflikt • Generation Z • gen z • Hitzerekord • Hitzewelle • Kapitalismus • Kapitalismuskritik • Klimakrise • Klimawandel • Klimaziel • Meeresspiegel • Migration • Ökologie • Überschwemmungen • Umweltschutz • Zukunft
ISBN-10 3-492-60682-2 / 3492606822
ISBN-13 978-3-492-60682-0 / 9783492606820
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