Vom Ende der Einsamkeit - Benedict Wells

Vom Ende der Einsamkeit

Spiegel-Bestseller

***** 3 Bewertungen

(Autor)

Buch | Hardcover
368 Seiten
2016 | 14. Auflage
Diogenes (Verlag)
978-3-257-06958-7 (ISBN)
22,00 inkl. MwSt
  • Titel erscheint in neuer Auflage
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Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.
Spiegel-Bestseller

Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Nach dem Abitur zog er nach Berlin und widmete sich dem Schreiben, seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Sein vierter Roman ›Vom Ende der Einsamkeit‹ stand mehr als anderthalb Jahre auf der Bestsellerliste, er wurde u.a. mit dem European Union Prize for Literature (EUPL) 2016 ausgezeichnet und bislang in 27 Sprachen übersetzt. Wells lebt in Berlin und Bayern.

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Original-Titel Vom Ende der Einsamkeit
Maße 116 x 184 mm
Gewicht 351 g
Einbandart Leinen
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestseller • bewegend • Einsamkeit • Einsamkeit; Romane/Erzählungen • Einsamkeit; Romane/Erzählungen • Entwicklungsroman • Entwicklungsroman (literarische Gattung) • Erwachsenwerden • Geschwister • Glück • Glück • Humor • Identität • Identität • Kindheit • Lebensweisheit • Liebe • Liebesgeschichte • Moderne und zeitgenössische Belletristik • Persönlichkeitsentwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • Proust, Marcel • Russland • Schriftsteller • überwinden • Unfall • überwinden • Verlust • Verlust (Psychologie); Romane/Erzählungen • Verlust; Romane/Erzählungen • Verlust; Romane/Erzählungen
ISBN-10 3-257-06958-8 / 3257069588
ISBN-13 978-3-257-06958-7 / 9783257069587
Zustand Neuware
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5 Das Leben - authentisch erzählt

von , am 22.03.2016

"..... wenn man sein ganzes Leben in die falsche Richtung läuft, kann´s dann trotzdem das Richtige sein ?" (Zitat, S. 190)

Jules ist gerade 10 als seine Eltern einen tödlichen Autounfall haben. Er uns seine älteren Geschwister Liz und Marty leben fortan in einem Internat. Auf einen Schlag hat sich für Jules alles geändert. Die Älteren leben allerdings in einem anderen Wohntrakt und Jules ist fast auf sich allein gestellt. Sein ganzes Leben wird auf den Kopf gestellt, die Verbindung zu Liz und Marty bricht. Einzig eine Mitschülerin - Alva - beginnt Kontakt zu ihm zu suchen. Eine fragile Freundschaft beginnt, bei dem beide ihre innersten Geheimnisse voreinander aber nicht ausbreiten können. Bei dem Gedanken und Gefühle nicht ausgesprochen werden und am Ende ein falscher Weg gewählt wird.

Benedict Wells lässt uns in die Haut von Jules schlüpfen. Das Buch beginnt im Jahr 2014, ein kurzer Einblick, Jules liegt nach einem Motorradunfall verletzt im Krankenhaus. Wie ist es dazu gekommen? Noch wissen wir nicht viel, Andeutungen, Mutmaßungen. Doch sich machen schon einmal neugierig.

Dann kehren wir zurück. Mit Jules Augen lassen wir uns entführen, lauschen seinen Erzählungen seiner Rückblenden, die aber aus der heutigen Sicht erzählt werden. Es sind seine Erinnerungen - oder die, die er zu haben glaubt. Er fängt an seine Geschichte wieder aufzurollen und wir fühlen und erleben mit.

"Du bist nicht schuld an deiner Kindheit und am Tod unserer Eltern. Aber du bist schuld daran, was diese Dinge mit dir machen" (Zitat, S. 185)
sagt später einmal Marty zu seinem Bruder Jules. Der Tod der Eltern hat die Geschwister aus der Bahn geworfen. Jeder reagiert anders darauf, doch jeder von ihnen wird durch den Tod der Eltern verändert. Es ist eine Abzweigung in ihrem Leben und jeder nimmt eine andere. Es sind diese Sätze, diese Sprache, die dieses Buch zu einem ganz besonderen macht. Nicht nur die Geschichte an sich, die meisterhaft erzählt wurde, die einen nicht loslässt, die einen berührt, in ihrer Traurigkeit, aber auch in ihrer Lebendigkeit, und sich über 30 Jahre in Jules Leben hinzieht, ist mitreissend, sondern auch der Stil, die Sprache, die Erzählkunst des jungen Autoren.

"Ich habe eigentlich immer nur gelesen, um zu fliehen, um mich von ein paar Sätzen oder einer Geschichte trösten zu lassen". (Zitat, S. 204)

Diese Geschichte tröstet zwar nicht, sie zeigt uns eher den Abgrund. Aber es ist definitiv eine Geschichte, die mitreisst, die berührt, die bewegt und irgendwann kann man dieses Buch auch nicht mehr aus der Hand legen und möchte mehr erfahren, weiterlesen. Ein Buch, das man am Ende zur Seite legt und das einen aber gedanklich nicht loslässt. Der Autor hat es geschafft mich mit in diese Geschichte hineinzuziehen. Die Emphatie, die sie in mir ausgelöst hat, ist groß. Dazu kommt der meisterhafte Schreibstil, so viele Sätze, die ich am liebsten alle als Zitate erwähnen würde!

Am Ende schließt sich der Kreis wieder zu den Anfängen im Krankenhaus und darüber hinaus, nicht alles, was ich vermutet habe, am Anfang, bewahrheitet sich am Ende und auch das ist dem Autoren gelungen, mich am Ende zu überraschen, wie, das verrate ich hier nicht.

5 Schicksalssschläge

von , am 14.03.2016

Ich gehöre wohl zu den wenigen Menschen, die Benedict Wells noch nicht kannten und bin völlig unvoreingenommen an den Roman herangegangen.

Erzählt wird die Geschichte von Jules, der seine Eltern durch eine Autounfall verliert. Mit seinem zwei älteren Geschwistern muss er danach auf ein Internat. Jeder der drei Geschwister geht anders mit seiner Trauer um. Sie können sich nicht gegenseitig stützen, im Gegenteil, sie entfernen sich immer mehr voneinander. Die Einsamkeit von Jules ist die ganze Zeit zu spüren. Auch im Erwachsenenleben entwickeln sich dir drei sehr unterschiedlich. Das Schicksal schlägt bei Jules noch mehrmals zu, bis er schließlich ankommt. Der Roman begleitet Jules und seine Geschwister über 30 Jahre. Es gibt immer wieder zeitliche Rückblicke, die am Ende ein schlüssiges Gesamtbild liefern.

Dir Grundstimmung des Romans empfand ich immer als sehr traurig, melancholisch. Selbst bei den Rückblicken zu den glücklichen Familientagen vor dem Autounfall, blieb diese Stimmung im Hintergrund erhalten. Ich hatte immer das Gefühl, dass es die glücklichen Momente nur gibt, damit danach wieder etwas schreckliches passiert. Denn das Schicksal hält einiges für Jules bereit.

Also ich gehöre nach dem Lesen dieses Romans eindeutig auch zu den Benedict Wells Fans. Sein Schreibstil ist großartig. Er schafft mit wenigen Worten ein Atmosphäre, in der ich mich schnell verloren hatte. Auch der Spannungsbogen war die ganze Zeit straff, denn er vermittelte immer das Gefühl, "gleich passiert etwas". Einen halben Punkt Abzug gibt es dafür, dass mir aus welchen Gründen auch immer, die Liebesgeschichte zwischen Jules und seiner Jugendliebe Alva nicht richtig nahe ging. Wahrscheinlich weil es ihnen selbst immer etwas schwer viel, Nähe zuzulassen, aber dennoch fieberte ich bei den beiden nicht so richtig mit, außer natürlich am Ende.

Benedict Wells ist auf alle Fälle ein Autor,den ich mir merken werde!

5 Ein toller, absolut lesenswerter Roman über das Erwachsenwerden und nicht nur

von , am 28.02.2016

Drei Geschwister werden zu Waisen, als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen. Jules ist der jüngste, er ist elf. Er, wie seine um paar Jahre ältere Schwester Liz, und Bruder Marti wachsen in einem Heim auf, wo sie voneinander getrennt untergebracht wurden. Die Drei hätten unterschiedlicher nicht sein können. Liz ist ein attraktives blondes Mädchen, sehr abenteuerlustig und für jede neue Erfahrung offen, ob es um Drogen oder Sex geht. Marti ist ein schlaksiger, in schwarz gekleideter Computernerd. Und Jules ist ein introvertierter, einfühlsamer Junge, der heimlich Geschichten schreibt und ein Fotograf werden soll, wie sein Vater es wollte. Jules beobachtet die Menschen um sich und sich selbst sehr genau und erzählt uns diese Geschichte. Schon allein, WIE er es tut, ist Lesegenuss pur: melancholisch, poetisch, philosophisch, mal humorig-ironisch und oft genug sehr weise.
Es folgen die Jahre des Erwachsenwerdens, die Jules, wie auch seinen Geschwistern, ohne Eltern recht schwer fallen. Jeder entwickelt seine eigene Art, mit dem Verlust umzugehen. Jules hat Identitätsprobleme, will jemand anders sein, vor allem jemand, für den seine Eltern da waren. „Eine Schwierige Kindheit ist wie ein unsichtbarer Feind, dachte ich. Man weiß nie, wann er zuschlagen wird“, sagt Jules über Marti auf S. 136, mit dem ihn u.a. eine Art Wettkampf unter Brüdern verbindet – sehr gut herausgekommen im Laufe des Romans, aber auch für Jules selbst und seine Schwester stimmt es.
Jules lernt im Internat Alva kennen, ein hübsches rothaariges Mädchen, das sich in einem Unterricht einfach zu ihm setzt. Ab da ist sie ein fester Bestandteil seines Gefühlslebens. Sie verbringen hin und wieder Zeit mit einander. Alva liest gerne, wie Jules auch.
Sie treffen sich Jahre später, mit etwas über dreißig. Jules dachte in der Zwischenzeit immer wieder an sie und urteilte über sich: „Nie den Mut gehabt, sie zu gewinnen, immer nur die Angst, sie zu verlieren.“ S. 121. Alva ist mit einem knapp siebzigjährigen Schriftsteller verheiratet, der seine besten Zeiten in jeder Hinsicht hinter sich hat. Und ab da wird es erst recht spannend, denn da kommen die überraschenden Wendungen und noch vieles mehr.
Jules philosophiert über Gott und die Welt, aber wie gekonnt! Und auf so eine Art, die man einfach kennenlernen muss. Die ewigen Themen wie Liebe und Tod, Freundschaft, Familie, Partnerschaft, Kinderkriegen, Elternsein, Vater-Sohn Beziehung, den richtigen Platz im Leben finden, und auch ganz aktuelle Themen wie Umgang mit Alzheimer und Krebs, persönliche Freiheit, der adäquate Umgang mit eigener Kreativität, und natürlich das Thema der Einsamkeit sind wunderbar in den Erzählteppich hineingewoben worden. Diesen Gedanken nachzugehen- es gibt eine Menge toller, philosophisch anmutender Sätze, und mit Jules und seinen Geschwistern diese Geschichte mitzuerleben, hat mir nicht nur viel Lesevergnügen bereitet, es war schlicht eine Bereicherung. „Ich meine, wenn man sein ganzes Leben in die falsche Richtung läuft, kann’s trotzdem das Richtige sein?“ S. 190. Bemerkenswert finde ich, was Jules über Talent sagt, wie er es definiert.
Ich war auch dem Wechselbad der Emotionen ausgesetzt. Dem Autor gelingt es, einen im Handumdrehen von Verzweiflung in Euphorie zu versetzen und später wieder langsam zurück. Bewegt bleibt man bis zum Schluss.
Es gibt auch einfach schöne Bilder: des unbeschwerten Familienlebens mit Kindern, des gemeinsamen Reisens, der glücklichen Liebe, des vertrauten Miteinanders, etc. Die helle und die dunkle Seite der Geschichte sind gut ausgewogen und bieten einen vorteilhaften Kontrast zu einander.
Der Roman endet, als die Geschwister etwas über vierzig sind. Sie haben sich mittlerweile weiterentwickelt und verändert. „Vom Ende der Einsamkeit“ ist auch eine Reise zu sich selbst. Jules sagt am Ende: „Was, wenn es Zeit nicht gibt? Wenn alles, was man erlebt, ewig ist und wenn nicht die Zeit an einem vorübergeht, sondern nur man selbst an dem Erlebten?“ S. 327.
Insgesamt verbreitet der Roman eine optimistische, lebensbejahende Stimmung: er verleitet einen dazu, an die ewige Liebe zu glauben, die alle Herausforderungen des Lebens übersteht und am Ende siegt, auch über den Tod hinaus.
„Vom Ende der Einsamkeit“ habe ich sehr gern gelesen. Dies habe ich extra langsam getan, um ja keine gedankliche wie sprachliche Köstlichkeit zu verpassen.
Bei Benedict Wells verbinden sich Talent und Können auf eine gewinnende, wunderbare Weise. Ich hoffe, er wird die Leser noch mit vielen neuen Werken erfreuen.
Fazit: Ein sehr gelungenes literarisches Werk: die Figuren, ihre Geschichten, der Erzählstil, alles harmoniert mit einander und scheint dem wahren Leben entsprungen. Mein Highlight des Jahres ist es jetzt schon geworden. Sehr gerne vergebe die 5 besonders hell leuchtende Sterne und eine klare Leseempfehlung. Unbedingt lesen.
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