Aurelia (eBook)

Tochter eines Lanista
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2024
CDXI Seiten
BookRix (Verlag)
978-3-7554-6822-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Aurelia - Magdalena Steinkogler
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 Omnia vincit amor  Nach dem Tod ihrer Mutter und dem darauffolgendem Exil bei ihrer Tante versucht die junge Aurelia, ihren Platz in der Welt zu finden.   Als ihr Vater sie an ihrem 18. Geburtstag zurück nach Hause in seine Gladiatorenschule ruft, entpuppt diese sich als Gefängnis, aus dem ein Entkommen unmöglich scheint. Umringt von kalten Mauern, Sand und Blut, wartet sie darauf, mit einem Senatsmitglied vermählt zu werden.   Die Begegnung mit dem besten Gladiator des Ludus verändert mit einem Mal alles und stellt Aurelias Entschlossenheit, all dem entfliehen zu wollen, auf die Probe.  Wird sie an den Gefühlen für einen Sklaven festhalten oder verliert sie ihren Glauben an das Gute in den Menschen? 

I. Das Mädchen


I. Das Mädchen

 

„Euer Vater hat es befohlen. Wehrt Euch nicht.“ Eine Hand Schloss sich fest um Aurelias Oberarm.

„Nein! Ihr könnt mich nicht zwingen!“, rief das kleine Mädchen unter Tränen. „Das ist mein Heim! Ich werde nicht gehen.“ Ihre Stimme glich einem verzweifelten Schluchzen. Mit aller Kraft versuchte sie, dem Griff der Dienerin zu entkommen. Die dünnen Finger der Sklavin hatten sich unnachgiebig um ihr zartes Handgelenk geschlossen, und so sehr sie es auch versuchte, er lockerte sich nicht.

Ungeachtet ihres Widerstands zerrte die Dienerin das Kind hinter sich durch die Gänge der Villa. „Nun stellt Euch nicht so an. Euer Vater weiß, was das Beste für Euch ist. Ihr habt ihm zu gehorchen“, zischte ihr die Frau ungeduldig entgegen.

Aurelia starrte sie entsetzt an. All das war zu viel für das kleine Mädchen.

Der Tod ihrer Mutter lag erst einige Tage zurück. Sie hatte Tag und Nacht nur geweint, stundenlang vor der Türe ihres Vaters gesessen und gehofft, er würde sie zu sich hereinholen, doch sie wurde bitter enttäuscht. Eine eisige Kälte hatte ihr aus seinen Augen entgegengeblickt. Eine Kälte, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er gab ihr keinerlei Halt, spendete ihr keinerlei Trost. Und nun hatte er beschlossen, seine eigene Tochter zu verstoßen. Er schickte sie fort von allem, was sie kannte, von allem, was sie liebte.

Mit geballter Kraft riss sie sich los und spuckte der Sklavin ins Gesicht. „Ihr könnt mich nicht zwingen!“ Aufgelöst rannte sie, so schnell ihre Beine sie tragen konnten, zurück in die Villa. Im Innenhof angekommen stieß sie mit ihrem Vater zusammen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie ihm ins Gesicht sah. Für einen kurzen Augenblick schien es ihr, als würde sie eine Gefühlsregung in seinem Blick erkennen, doch schon nach einem Wimpernschlag war diese verschwunden.

Streng blickte er auf seine Tochter herab. „Wieso bist du noch nicht beim Tor?“ Seine Stimme ließ in diesem Moment keinerlei Zuneigung spüren.

„Das kannst du nicht machen, Vater!“, flehte sie. „Ich habe schon Mutter verloren. Ich kann nicht dich auch noch verlieren!“ Verzweifelt klammerte sie sich an ihm fest. Sie konnte nicht verstehen, weshalb er sich in dieser schweren Zeit von ihr abwandte.

Sein Gesicht blieb unnachgiebig und hart. Weder Trauer noch Verständnis lagen in seinem Blick. Er sah aus völlig kalten Augen auf sie herab. Seine Kiefermuskulatur spannte sich an und er schnaubte. „Ich habe es dir bereits mehrfach gesagt. Du wirst zu Ephilia aufs Land fahren und dort wirst du die nächsten Jahre verbringen ...“

„Wieso tust du das? Wieso stößt du mich von dir? Das hier ist mein Zuhause, du kannst mich nicht einfach fortschicken!“, unterbrach sie ihn schluchzend.

Lucius hatte genug von der langen Diskussion. Grob packte er seine widerspenstige Tochter am Oberarm. „Ich kann und ich werde“, knurrte er sie an. „Wenn du dich weiter so anstellst, werde ich andere Saiten aufziehen.“

In seiner Stimme schwang unbändiger Zorn mit.

Aurelia blickte ihn verständnislos aus ihren großen Augen an.

„Wo ist die Dienerin, die dich zur Kutsche bringen sollte?“, fragte er und zog seine Tochter hinter sich her. Das Kind weinte und schrie. Mit aller Kraft versuchte sie, ihm und dem drohenden Abschied zu entfliehen. Ihr Vater beachtete diesen Umstand nicht weiter. Unbeirrt zerrte er sie weiter in Richtung Tor.

Die Sklavin eilte an seine Seite. „Dominus“, entschuldigte sie sich. „Ich bitte um Vergebung.“ Sie senkte demütig ihr Haupt. „Sie hatte sich losgerissen.“

Lucius strafte sie mit strengem Blick, legte aber keinen Wert darauf, ihr zu antworten.

Am großen Tor angekommen ließ er seine Tochter endlich los. Von Traurigkeit umhüllt rieb sich das Mädchen über den Oberarm. Noch nie zuvor hatte ihr Vater sie derart grob angefasst und in solch einem strengen Ton mit ihr gesprochen. Sie erkannte ihn nicht wieder. Wie konnte er ihr nur so etwas antun?

„Steig in die Kutsche, Aurelia“, donnerten seine Worte über den Hof. Aurelia sah sich um. Die römischen Wachen, welche neben der Kutsche Stellung bezogen hatten, wandten ihre Blicke ab. Sie rührte sich nicht von der Stelle.

„Aurelia!“, mahnte er erneut. „Wir hatten das besprochen. Zwing mich nicht, dir weh zu tun.“

Sie starrte ihren Vater an.

Plötzlich stand ein Mann, in einen bodenlangen Umhang gehüllt, neben ihr. Da seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen war, war es ihr unmöglich, sein Gesicht zu erkennen. Aurelia wusste, er war einer von Vaters Gladiatoren. Ohne auch nur ein Wort zu ihr zu sprechen, flößte er ihr allein mit seiner Erscheinung ungeheure Angst ein. Seine breiten Schultern und kräftigen Arme ließen ihn wie einen Fels erscheinen. Er überragte ihren Vater noch um mehr als einen Kopf und sein breites Kreuz hob ihn auch von den gut ausgebildeten Soldaten in den purpurroten Umhängen ab.

Fassungslosigkeit und Angst betäubte ihren jungen Körper und Tränen liefen dem aufgelösten Mädchen über die Wangen. Die Dienerin, der sie noch vor wenigen Minuten entflohen war, drängte sie indes weiter zur Kutsche. Jede Faser ihres Körpers sträubte sich, dem Willen ihres Vaters nachzugeben. Jeder Muskel hatte sich verspannt und weigerte sich, einen weiteren Schritt auf die Kutsche zuzumachen.

Ohne Vorwarnung packte sie der Gladiator an den Oberarmen. Sie hielt den Atem an. Ihr Herz schien vor Schreck stehengeblieben zu sein. „Nehmt Euer Schicksal an ...“, knurrte er. Seine Stimme glich einem herangrollenden Donner und ließ sie innerlich erzittern. Ihre Beine waren kurz davor unter ihr nachzugeben und eine Welle von Furcht drohte, sie mit sich zu reißen.

Sie hatte jeglichen Halt verloren.

 

 

 

Aurelia schreckte schweißgebadet hoch. Ihr Herz raste. Völlig außer Atem rang sie nach Luft. Unsicher, ob dies wirklich nur ein Traum war, strich sie sich über die Oberarme. Die Beine vor ihrer Brust angewinkelt, umschlang sie diese mit ihren zittrigen Armen.

Seit Jahren schon hatte sie keine Albträume mehr gehabt. In den ersten Monaten nach ihrer Ankunft bei Ephilia war sie jede Nacht von ihnen heimgesucht worden und sie war mit rasendem Herzen erwacht.

Immer wieder hatte sie von dem schmerzhaften Abschied und dem einschüchternden Gladiator geträumt und immer wieder hatte sie das Gesicht ihrer sterbenden Mutter aus dem Schlaf gerissen.

Doch irgendwann verschwanden diese grauenhaften Erinnerungen und mit ihnen auch das ständige Gefühl der Angst.

Nun waren ihre Träume zurück. Die Vergangenheit schien das Mädchen erneut einzuholen. Unwillkürlich begann Aurelia am gesamten Körper zu zittern. Sie wollte sich nicht vorstellen, ihrem Vater wieder gegenüberzustehen. Wie sollte sie ihm vors Angesicht treten, nachdem er sie vor so vielen Jahren verstoßen hatte? Bei dem Gedanken, in ihr einstiges Heim zurückzukehren, krampfte sich ihr Magen zusammen und ihr stiegen die Tränen in die Augen. Wie könnte sie dort jemals wieder leben? An dem Ort, an dem ihre Mutter ihr Leben und sie selbst alles verloren hatte? Wie sollte sie dort jemals glücklich werden?

Vor ihren Augen sah sie wieder den Gladiator, der sie damals aus dem ludus, der Gladiatorenschule ihres Vaters, gebracht hatte. Krampfhaft versuchte sie, sich sein Gesicht ins Gedächtnis zu rufen. Als er sie bei Ephilia vor fünf Jahren aus der Kutsche geholt hatte, trug er keine Kapuze. Aurelia bemühte sich, wollte sich an jedes Detail erinnern. Doch ihr Blick war damals wie heute durch einen Schleier aus Tränen getrübt.

Nachdem sie ihre Tränen getrocknet und sich ihr Herzschlag beruhigt hatte, hüllte sie sich in eines ihrer Laken. Traurig trat sie ans Fenster. Ihren Blick in die Sterne gerichtet, sog sie die kühle Nachtluft ein.

Es war ihr, als könnte sie den festen Griff ihres Vaters immer noch spüren. Sie erinnerte sich an sein Gesicht, als ob er direkt vor ihr stehen würde. Sein kantiges, kühles Gesicht, seine gerade Nase, seine schmalen Lippen. Seine kalten, grünen Augen, in denen keinerlei Zuneigung lag. Eine Gänsehaut überkam sie bei diesen Erinnerungen. Schließlich legte sie sich wieder ins Bett und kämpfte mit all ihrer Kraft gegen den Schlaf an, doch er übermannte sie, wie stets.

Als Aurelia am folgenden Morgen erwachte, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Sie schlug das Laken zur Seite und entdeckte eine Blutlache. Zu den krampfartigen Schmerzen, die sie im Unterleib verspürte, mischte sich bei diesem Anblick und der damit verbundenen Gewissheit, in der letzten Nacht zur Frau geworden zu sein, eine lähmende Übelkeit. Ein grässliches Unbehagen bemächtigte sich ihrer.

Dies war der Moment, vor dem sie sich schon so lange Zeit gefürchtet hatte.

Dies war der Moment, der ihr Leben wie sie es bis jetzt geführt hatte, für immer verändern würde.

Sie war zur Frau geworden.

Nachdem sie sich gesäubert hatte, saß das Mädchen...

Erscheint lt. Verlag 16.1.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Blut • Drama • Frau • Freundschaft • Gladiator • historisch • Hoffnung • Kampf • lanista • Liebe • Rom • Schwert • Sklaverei • stark • Stärke • Starke Frau • Tod • Tränen • Trauer • Vater • Verrat • Zusammenhalt
ISBN-10 3-7554-6822-0 / 3755468220
ISBN-13 978-3-7554-6822-6 / 9783755468226
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